Juli 2015 Weg frei für drittes Hilfspaket
Plötzlich geht alles ganz schnell. Innerhalb weniger Tage einigen sich die Euro-Staaten und Griechenland auf die Voraussetzungen für die Aufnahme von Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket. Athen beschließt rasch erste Reformen, die Banken öffnen wieder.
01. Juli: Griechenland lässt den letzten Zahlungstermin zur Rückzahlung von 1,5 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds verstreichen und ist damit das erste Industrieland, das einen IWF-Kredit nicht zurückzahlt. Ministerpräsident Tsipars signalisiert den Gläubigern wenige Tage vor dem Referendum zwar Entgegenkommen, Kanzlerin Merkel betont aber, dass es vor der Volksabstimmung am 5. Juli keine Verhandlungen über ein neues Hilfspaket geben werde. Bei der Deutschen Bahn ist der Tarifkonflikt mit der GDL nach einem Jahr beendet - die Schlichtung bringt den Durchbruch.
02. Juli: Auch die Eurogruppe lehnt Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm vor dem Referendum ab und bringt den "Grexit" ins Spiel. Der IWF beziffert den Finanzbedarf Griechenlands bis 2018 in einer aktualisierten Schätzung auf mindestens 52 Milliarden Euro.
04. Juli: Einen Tag vor dem Referendum wirft der griechische Finanzminister Varoufakis den Gläubigern "Terrorismus" im Umgang mit seinem Land vor.
05. Juli: Beim Referendum über die - längst überholten Forderungen der internationalen Gläubiger - lehnt eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent der Griechen die Spar- und Reformauflagen ab. Ministerpräsident Tsipras kündigt daraufhin neue Verhandlungen mit den Geldgebern an und sieht sich für die angestrebten Gespräche durch das Votum der Bevölkerung gestärkt.
06. Juli: Am Morgen nach dem Referendum tritt der griechische Finanzminister Varoufakis zurück - sein Nachfolger wird der bisherige Vize-Außenminister Tsakalotos.
07. Juli: Auf einem Sondergipfel fordern die Euro-Staats- und Regierungschefs von Griechenland neue Reformvorschläge als Bedingung für die mögliche Aufnahme von Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm.
09. Juli: Griechenlands Regierung beantragt beim Euro-Rettungsfonds ESM offiziell ein neues Hilfsprogramm - die Kredite sollen demnach das Land über drei Jahre mit der notwendigen Liquidität versorgen. Fristgerecht geht in Brüssel die geforderte Liste mit neuen Reformvorschlägen der griechischen Regierung ein.
10. Juli: Im Gegenzug für die angebotenen Reformen - darunter eine Renten- und eine Mehrwertsteuerreform - will die griechische Regierung ein neues Hilfsprogramm in Höhe von 53,5 Milliarden Euro. Das geht es den nach Brüssel übermittelten Vorschlägen hervor.
11. Juli: Das griechische Parlament stimmt den neuen Reformplänen der Regierung Tsipras zu - allerdings erhält der Ministerpräsident dabei nicht die volle Rückendeckung seiner Regierungskoalition. Dennoch hat Tsipras durch das Parlamentsvotum nun ein Mandat für die Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket.
13. Juli: Nach heftigem Streit und intensiven Verhandlungen ebnet ein Sondergipfel der Euro-Staats- und Regierungschefs den Weg zu einem dritten Hilfspaket für Griechenland. Die Grundsatzeinigung sieht ein Reformprogramm vor, von denen Griechenland wichtige Elemente innerhalb weniger Tage beschließen muss, ehe die formellen Verhandlungen über die Ausgestaltung des neuen Hilfsprogramms starten können. Es soll dabei um ein Volumen von bis zu 86 Milliarden Euro gehen.
15. Juli: Der Internationale Währungsfonds verlangt von der Eurogruppe einen Schuldenerlass für Griechenland als Voraussetzung für eine IWF-Beteiligung am geplanten dritten Hilfspaket.
16. Juli: Das griechische Parlament stimmt mit deutlicher Mehrheit dem ersten Paket von Reformauflagen zu, die die Voraussetzung für die Aufnahme der formellen Verhandlungen über ein neues Hilfspaket sind. Die EZB bewilligt zusätzliche ELA-Nothilfen für griechische Banken in Höhe von 900 Millionen Euro.
17. Juli: Die Regierung in Athen erhält von EU eine Brückenfinanzierung in Höhe von 7,16 Milliarden Euro aus dem EFSM. Der Bundestag stimmt der Aufnahme von Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland zu.
18. Juli: Griechenland kündigt für den folgenden Montag die Wiedereröffnung der Banken nach drei Wochen an.
20. Juli: In Griechenland gelten als ein Teil des beschlossenen Reformpakets für viele Produkte höhere Mehrwertsteuersätze. Mit dem Geld der EU-Brückenfinanzierung zahlt Griechenland ausstehende Gelder an den IWF sowie eine fällige Rate an die Europäische Zentralbank zurück. Die Banken in Griechenland sind wieder geöffnet. Der Konzern Ebay verkauft den Bezahldienst Paypal über einen Börsengang.
21. Juli: Wegen illegaler Praktiken im Kreditgeschäft muss die US-Großbank Citigroup in den USA rund 700 Millionen Dollar an ihre Kunden zahlen.
23. Juli: Das griechische Parlament stimmt dem zweiten Reformpaket zu, dessen Umsetzung zur Voraussetzung für die Aufnahme formeller Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm gemacht worden war. In Deutschland fordern die Arbeitgeber, die Regelarbeitszeit von acht Stunden pro Tag aus dem Gesetz zu streichen.
25. Juli: Die griechische Regierung beantragt beim IWF einen neuen Kredit für die Zeit nach Auslaufen des aktuellen Programms im Jahr 2016.
27. Juli: Wegen Problemen bei einer Rückrufaktion kauft der Autohersteller Fiat Chrysler Hunderttausende Autos zurück.
28. Juli: Die Deutsche Bahn meldet für das erste Halbjahr einen Gewinneinbruch um 39 Prozent.
30. Juli: Der IWF kündigt an, sich vorerst nicht an einem dritten Griechenland-Hilfspaket zu beteiligen. Die Zahl der Arbeitlosen in Deutschland bleibt auch im Juli deutlich unter der Marke des Vorjahresmonats.