Neuer Brief aus Griechenland Tspiras bewegt sich - aber zu wenig
Neuer Akt im griechischen Schuldendrama: Einem Bericht der "Financial Times" zufolge ist Premier Tsipras nun doch bereit, viele Forderungen der Gläubiger zu erfüllen. Den Geldgebern scheinen die Zugeständnisse aber nicht weit genug zu gehen.
Sinneswandel in Athen? Einem Bericht der "Financial Times" zufolge ist der griechische Regierungschef Alexis Tsipras nun doch bereit, auf viele Forderungen der Gläubiger einzugehen.
In einigen Punkten verlange Tsipras allerdings Zugeständnisse, wie aus einem in der Nacht an EU, EZB und IWF verschickten Brief hervorgehe. So sollen die niedrigeren Mehrwertsteuersätze für die Inseln beibehalten und das Renteneintrittsalter erst später erhöht werden.
"Keine Grundlage für ernsthafte Verhandlungen"
Ob die Geldgeber sich darauf einlassen, ist fraglich. Der Brief enthalte Elemente, die die Euro-Finanzminister wohl nur schwer akzeptieren können, sagt ein Vertreter der Euro-Zone. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte in Berlin, das Schreiben habe "auch nicht für mehr Klarheit gesorgt". Es gebe derzeit "keine Grundlage" für ernsthafte Verhandlungen.
Auch ARD-Brüssel-Korrespondent Rolf-Dieter Krause warnte davor, die Bedeutung des Briefs zu überschätzen. Die Vorschläge, auf die Tsipras sich beziehe, stammten allein von der EU-Kommission, so Krause - die EZB und der IWF hätten sich das Papier ausdrücklich nicht zu eigen gemacht, weil es den Griechen zu viele Zugeständnisse mache. Doch selbst hinter diesen Vorschlägen, betonte Krause, bleibe Tsipras zurück.
Griechenland jetzt faktisch pleite
Viele Anleger schöpften aus den Meldungen dennoch Hoffnung - zumindest bis zu den Äußerungen Schäubles. So stieg der Dax in der Spitze um 2,8 Prozent auf 11.248 Punkte, der Euro legt zeitweise gut einen halben US-Cent auf ein Tageshoch von 1,1171 Dollar zu.
Zuvor war Griechenland seine 1,5 Milliarden Euro schweren Zahlungsverpflichtung gegenüber dem Internationalen Währungsfonds (IWF) wie erwartet schuldig geblieben. Das bestätigte der Fonds in einer knappen Mitteilung. Das Land gilt damit faktisch als zahlungsunfähig.
Vor vielen Bankfilialen bildeten sich erneut lange Schlangen. Zwar haben die Geldhäuser eigentlich seit Montag geschlossen - von heute bis Freitag sollen aber zumindest die Renten ausgezahlt werden. Seit dem frühen Morgen standen zahlreiche Pensionäre an, um sich das Geld in bar aushändigen zu lassen.