Analyse zum Finanzbedarf Griechenlands Der pessimistische Blick des IWF
85 Milliarden Euro braucht Griechenland bis 2018 nach einer neuen Schätzung des IWF. Die Schuldenlast des Landes sei untragbar. Nun gebe es drei Möglichkeiten. Doch mit Blick auf die Einigung in Brüssel am Wochenende erscheinen nicht alle machbar.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert massive Schuldenerleichterungen für Griechenland. Die Schuldenlast könne "nur durch Schuldenerlass-Maßnahmen erträglich gemacht" werden, "die weit über das hinausgehen, was Europa bislang in Erwägung ziehen will", schrieb der IWF in einer neuen Analyse zur Finanzsituation des Landes.
Zahlungsaufschub ...
Drei mögliche Maßnahmen schlägt der IWF vor: Einerseits könnten die Eurostaaten demnach einen erheblichen Zahlungs- und Tilgungsaufschub auf alle bisherigen Kredite sowie auf alle Darlehen aus dem geplanten neuen Hilfspaket des Euro-Rettungsschirms ESM gewähren. Für die Hilfskredite der bisherigen beiden Rettungspakete der Europäer muss Griechenland nach derzeitigen Stand erst ab 2020 beziehungsweise ab 2023 Zinsen zahlen. Diese Zeitspanne, in der Griechenland von allen Zahlungen im Zusammenhang mit den Krediten befreit ist, müsste nach IWF-Angaben auf 30 Jahre ausgedehnt werden.
... Transferzahlungen oder "tiefer Schuldenschnitt"
Als zweite Möglichkeit nennt der IWF jährliche Transferzahlungen der europäischen Partner zur Mitfinanzierung des griechischen Staatshaushalts. Die dritte Möglichkeit sei ein "tiefer Schuldenschnitt". Die Entscheidung zwischen den genannten Optionen liege "bei Griechenland und seinen europäischen Partnern".
Griechenland braucht 85 Milliarden Euro
Angesichts der jüngsten Entwicklung in Griechenland korrigierte der IWF seine erst vor zwei Wochen veröffentliche Schätzung zum Finanzbedarf des Landes drastisch nach oben. Bis Ende 2018 braucht Griechenland demnach 85 Milliarden Euro. Den massiven Unterschied zur vorangegangenen Analyse begründeten die Experten mit dem Bedarf von 25 Milliarden Euro für den Bankensektor, der auch durch die Schließung der Geldhäuser entstanden sei.
Der IWF geht davon aus, dass auch aufgrund der wesentlich schlechteren Prognose zum griechischen Wirtschaftswachstum der Höhepunkt des Verschuldungsproblems noch bevorstehe. Innerhalb von zwei Jahren werde die Gesamtverschuldung Griechenlands voraussichtlich die Marke von etwa 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen. Damit sei Griechenlands Schuldenlast "absolut untragbar".
Schon in der Vergangenheit hatte sich der Internationale Währungsfonds für Schuldenerleichterungen zugunsten Griechenlands eingesetzt. Einen klassischen Schuldenerlass oder Schuldenschnitt lehnt unter anderem die Bundesregierung strikt ab. In der Vereinbarung zwischen den Euro-Staaten und Griechenland über das geplante dritte Hilfsprogramm wird ein Schuldenschnitt in Form eines "Haircut" ausdrücklich ausgeschlossen. Dagegen ist im Gespräch, etwa durch längere Laufzeiten der Kredite die Belastungen für die Regierung in Athen weiter zu senken.