Nach Anschlag in Magdeburg Vielerorts mehr Polizeipräsenz auf Weihnachtsmärkten
Die Trauer ist groß - und auch die Sorgen mehren sich: Nach dem Attentat in Magdeburg werden auf anderen Weihnachtsmärkten die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Die Gewerkschaft der Polizei fordert generell mehr Schutz für Veranstaltungen.
Nach dem Anschlag in Magdeburg haben zahlreiche Kommunen und Bundesländer vorsorglich die Sicherheitsmaßnahmen auf den Weihnachtsmärkten verschärft. Darunter sind etwa Hessen, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Hessens Landesminister Roman Poseck (CDU) erklärte, die Polizeipräsenz werde für die kommenden Tage "noch einmal deutlich hochfahren". Dabei würden "auch die Sicherheitskonzepte im Hinblick auf Sperren für Fahrzeuge" überprüft.
Länder befinden sich im Austausch
Nach Angaben des Bremer Innensenats tauschten sich die Polizeibehörden der Länder zu dem mutmaßlichen Anschlag aus. "Die schreckliche Tat in Magdeburg führt nicht zu einer vollständig neuen Lagebewertung", hieß es. Die Gefährdungslage sei "unverändert".
Im thüringischen Erfurt wurden ebenfalls die Sicherheitsmaßnahmen nachgeschärft. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) erklärte, die Polizei werde vorsorglich "ihre Präsenz auf den Weihnachtsmärkten der Stadt erhöhen".
In Leipzig in Sachsen, wo am Samstag neben dem Weihnachtsmarkt eine vielbesuchte Bergparade stattfindet, ist die Polizei nach Angaben eines Stadtsprechers mit zusätzlichen Beamten und Fahrzeugen in der Innenstadt präsent. Auch in Nordrhein-Westfalen sowie in Baden-Württemberg trafen einzelne Städte und Regionen Maßnahmen.
Städtetag: Maßnahmen vor Ort regelmäßig angepasst
Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetages, erklärte, die Städte nähmen "Terrorwarnungen der Behörden sehr ernst und passen die Sicherheitsmaßnahmen vor Ort regelmäßig an". Trotz des hohen Aufwandes könne der Schutz nie vollständig sein, betonte Lewe. Weihnachtsmärkte seien Orte der Begegnung und der Kommunikation, das gehöre zum typischen Charakter der Städte. "Dieses Miteinander dürfen wir uns nicht nehmen lassen."
Polizei fordert mehr Befugnisse
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, forderte einen intensiveren Schutz von Veranstaltungen in Deutschland, etwa durch mehr Polizeipräsenz und Zufahrtssperren. Verkehrskonzepte müssten angepasst werden. "Wir müssen dringend über die Befugnisse zur Abwehr solcher Taten sprechen: mehr Sicherheit, weniger Datenschutz", erklärt Kopelke der Rheinischen Post. "Terror und Anschläge kann man nur durch starke und gut vernetzte Sicherheitsbehörden abwehren."
Außerdem würden mehr Videoüberwachung und Software-Unterstützung benötigt, so der GdP-Vorsitzende. "Magdeburg zeigt jetzt schon, wie abhängig wir Ermittler von Videos sind. Wir brauchen schneller eigenes Bildmaterial für Fahndung und Ermittlungen, also mehr Überwachungskameras und eigene Drohnentechnik im öffentlichen Raum."
Schaustellerbund gegen Absage von Weihnachtsmärkten
Nach dem Anschlag von Magdeburg hat sich der Deutsche Schaustellerbund gegen die Absage von Weihnachtsmärkten in Deutschland ausgesprochen. Präsident Albert Ritter sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag online): "Die Weihnachtsmärkte pauschal als Symbol abzusagen, wäre das falsche Zeichen. So, wie wir sie feiern, ist das ein Zeichen gelebter Demokratie und des friedlichen Miteinanders."
Schausteller seien in Magdeburg unmittelbar als Ersthelfer und Augenzeugen vor Ort gewesen, berichtete Ritter. "Die Betroffenheit ist groß." Zugleich kündigte der Verbandspräsident an, auf allen Weihnachtsmärkten in Deutschland werde es an diesem Samstag um 19 Uhr eine Gedenkminute geben.