Berlin Brandenburg Polizei sichert Berliner Weihnachtsmärkte mit zusätzlichen Einsatzkräften
Nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg verstärkt die Polizei ihre Präsenz auf Weihnachtsmärkten in Berlin und Brandenburg. Feuerwehren aus der Region unterstützen die Rettungskräfte in Sachsen-Anhalt. Das rbb Fernsehen zeigt um 20:15 Uhr einen ARD Brennpunkt zum Anschlag.
- Märkte in der Region bleiben geöffnet, Sicherheitskonzepte werden geprüft
- mehr Polizei soll auf Weihnachtsmärkten präsent sein
- Verletzter aus Magdeburg in Brandenburger Klinikum
- rbb zeigt ARD Brennpunkt zum Anschlag am Samstagabend um 20:15 Uhr
Die Polizei hat nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt [mdr.de] am Samstag ihre Präsenz auf Märkten in Berlin und Brandenburg erhöht. Zudem haben beide Länder Sachsen-Anhalt Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen angeboten.
Wie die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Samstag mitteilte, stehen die Sicherheitsbehörden im engen Austausch miteinander, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Laut Spranger kam der Rettungshubschrauber "Christoph 100", der sonst am Standort Helios-Klinikum Berlin-Buch stationiert ist, in der Nacht zum Einsatz und unterstützte die Magdeburger Rettungskräfte.
Brandenburg hat indes Kräfte der Bereitschaftspolizei zur Unterstützung nach Magdeburg geschickt, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Die Brandenburger Innenministerin Katrin Lange (SPD) sagte am Samstag in Brandenburg Aktuell, unter den Verletzten vom Magdeburger Weihnachtsmarkt seien mindestens vier Brandenburger.
Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) aus dem nur etwa 80 Kilometer von Magdeburg entfernten Brandenburg an der Havel bestätigte am Samstagmorgen dem rbb, dass Verletzte aus Magdeburg derzeit in einer Klinik in Brandenburg versorgt werden. Der Weihnachtsmarkt in Brandenburg an der Havel war am Freitagabend vorzeitig geschlossen worden.
Die Berliner Feuerwehr hatte ihren Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt unterdessen Hilfe bei der Einsatznachsorge und der psychosozialen Notfallversorgung angeboten. Feuerwehrsprecher Vinzenz Kasch sagte dem rbb am Samstag, aufgrund der eigenen Erfahrungen vom Anschlag auf den Breitscheidplatz 2016 wisse man, wie viel Aufwand das sei.
50-Jähriger nach Attacke in Magdeburg festgenommen - in Berlin justizbekannt
Bei dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg kamen nach derzeitigem Stand fünf Personen ums Leben, darunter ein Neunjähriger. Rund 200 Menschen wurden durch die Tat verletzt, viele davon schwer. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärte, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es angesichts der zum Teil schweren Verletzungen im Verlauf der nächsten Tage weitere Todesfälle gebe. Wie die Polizei mitteilte, war der mutmaßliche Täter über einen Flucht- und Rettungsweg mit seinem Auto auf das Gelände gelangt.
Bei dem mutmaßlichen Attentäter handelt es sich um Taleb A., einen 50 Jahre alten Arzt aus Bernburg. Er wurde drei Minuten nach dem Anschlag am Tatort festgenommen, nachdem er mit einem Auto mutmaßlich mehrere Hundert Meter durch die Menschenmenge gefahren war. Der Mann aus Saudi-Arabien soll nach bisherigen Erkenntnissen Einzeltäter gewesen sein. Den Behörden sei der Mann bisher nicht als Islamist bekannt gewesen, wie es hieß. Das Motiv war möglicherweise Unzufriedenheit mit dem Umgang von Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland. Das sei der gegenwärtige Stand der Ermittlungen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens in Magdeburg.
Gegen Taleb A. wurde 2024 in Berlin ein Strafbefehl wegen des "Missbrauchs von Notrufen" erlassen. Das bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft dem rbb am Samstag auf Nachfrage, zuvor hatte der "Spiegel" berichtet. Zu einem Termin, um dagegen Einspruch einzulegen, war A. am 19. Dezember, einen Tag vor der Tat in Magdeburg, nicht vor dem Amtsgericht Tiergarten erschienen.
In der Berliner Gedächtniskirche gedachten am Samstag mehrere Dutzend Menschen der Opfer der Todesfahrt von Magdeburg. Tod und Trauer hätten die Vorfreude auf das Weihnachtsfest genommen, sagte Pfarrerin Sarah-Magdalena Kingreen im gemeinsamen Gebet. Neben Außenministerin Annalena Baerbock und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (beide Grüne) nahm auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) an der Andacht teil.
Weihnachtsmärkte in Berlin und Brandenburg am Samstag geöffnet
Der Deutsche Schaustellerverband hat den Opfern und Hinterbliebenden des Anschlages auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt seine aufrichtige Anteilnahme ausgesprochen. In einer Mitteilung hieß es am Samstag: "Den Verletzten wünschen wir baldige und vollständige Genesung, ihren Familien viel Kraft in dieser schweren Zeit." Gleichzeitg dankten sie den Rettungskräften, Polizeibeamten und allen Ersthelfern.
Gleichzeitig warnte der Verband, dass die Konsequenz aus der Tat von Magdeburg nicht sein dürfe, dass wir unsere Art zu leben ändern, die von Freiheit und Demokratie geprägt sei und davon, einander friedlich zu begegnen, miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam zu feiern. Eine Schließung der Weihnachtsmärkte lehne der Verband ab.
Peter Müller, zweiter Vorsitzender des Berliner Schaustellerverbandes, sagte gegenüber dem rbb, dass alle Weihnachtsmärkte in Berlin geöffnet seien. Man dürfe sich dem Terror nicht beugen, so Müller.
Weihnachtsmärkte in Brandenburg gehen ebenfalls weiter, aber zum Teil ohne Musik. Aus Cottbus hieß es, Sicherheit und Vorsicht hätten Priorität. Die Sicherheitskonzepte würden überprüft und gegebenenfalls angepasst.
In Potsdam soll der Weihnachtsmarkt ebenfalls öffnen. Das Ordnungsamt will seine Präsenz erhöhen, Betreiber wollen auf Musik verzichten. Ebenso wird in Potsdam auch noch einmal das Sicherheitskonzept überprüft.
Frankfurt (Oder) hat am Freitagabend bereits die Sicherheitsmaßnahmen etwas verstärkt und am Samstag erneut darüber beraten. Die Musik soll hier am Samstag leiser gedreht werden.
In Brandenburg an der Havel macht der Weihnachtsmarkt ebenfalls wieder auf, nachdem er Freitagabend vorzeitig geschlossen wurde.
Die Weihnachtsmärkte in Fürstenwalde, Bernau, Eberswalde, Prenzlau und Strausberg sind bereits beendet worden. Die "Waldweihnacht" am Sonntag in Prenzlau soll wie geplant stattfinden.
Acht Jahre nach Anschlag auf Berliner Breitscheidplatz
Die Attacke in Sachsen-Anhalt erfolgte fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. Am 19. Dezember 2016 war der Terrorist am Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche mit einem Lastwagen in die Menschenmenge gefahren. Durch die Tat starben zwölf Menschen, ein weiterer Jahre später an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Aktuelle Berichterstattung zum Anschlag in Magdeburg finden Sie auch auf mdr.de.
Das rbb Fernsehen zeigt am Samstagabend 21.12. ab 20.15 Uhr einen ARD-Brennpunkt vom Ersten zum Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Sendung: rbb24 Inforadio, 21.12.2024, 13:00 Uhr