Sachsen Innenminister: "Keine Hinweise auf konkrete Gefahr für Weihnachtsmärkte in Sachsen"
Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt Magdeburg sieht das Innenministerium in Sachsen keine konkreten Hinweise auf Gefahr für Märkte im Freistaat. In Leipzig haben Stadt und Marktorganisatoren die Polizeipräsenz erhöht und wollen am Nachmittag bei der Bergparade mit einer Gedenkminute an die Opfer von Magdeburg erinnern. Zwickau spielt am Sonnabend keine Musik auf dem Weihnachtsmarkt.
- Keine konkrete Gefahr: Innenministerium will "unbeschwerte Besuche" der Märkte in Sachsen möglich machen.
- Marktveranstalter in Leipzig und Zwickau reagieren auf Anschlag mit Programmänderungen.
- Sachsens Behörden haben Sachsen-Anhalt Hilfe angeboten.
Das sächsische Innenministerium sieht nach dem tödlichen Attentat auf dem Magdeburger Markt derzeit keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr für die Weihnachtsmärkte in Sachsen. "Wir wollen auch für die kommenden Tage den unbeschwerten Besuch der Weihnachtsmärkte möglich machen", sagte Innenminister Armin Schuster (CDU). Die Polizei stehe für die Kommunen und Veranstalter parat, um nach den Geschehnissen in Magdeburg noch einmal zu überprüfen, wo die "sorgfältig vorbereiteten Sicherheitskonzepte" noch weiter angepasst werden sollten.
Wir werden wachsam bleiben und mit der spürbar hohen Präsenz und Einsatzbereitschaft der Polizei nicht nachlassen. Armin Schuster | Sachsens Innenminister
Mehr Polizei in Leipzig und Gedenkminuten
Nach Bekanntwerden des mutmaßlichen Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg werden die Sicherheitsvorkehrungen auf den Märkten im Freistaat verstärkt. Um eine engmaschige Überwachung zu gewährleisten, überprüfen die Märkte in Leipzig, Dresden, Chemnitz und Plauen nach Angaben der Behörden ihr Sicherheitskonzept und erhöhen die Präsenz von Polizeibeamten. "Am Freitagabend ging die Polizei verstärkt Streife", sagte Stadtsprecher Matthias Hasberg MDR SACHSEN. Die Polizeipräsenz werde sichtbar erhöht und Zuwege noch einmal zusätzlich gesichert, sagte Stadtsprecher Hasberg.
Wir haben die Sicherheitslage im Griff. Matthias Hasberg | Specher der Stadt Leipzig
Der Markt sei am 4. Adventswochende regulär geöffnet. Auch die geplante Bergparade mit mehreren Tausend Zuschauern fand am Sonnabendnachmittag statt. Zum Abschluss gegen 17 Uhr wurde für die Opfer des Anschlags in Magdeburg eine Gedenkminute abgehalten.
Laut Sprecher der Stadt sind in Leipzig am Freitagabend die Sicherheitsvorkehrung und Polizeipräsenz erhöht worden. (Archivfoto)
Kerzen und Stille: Weihnachtsmärkte in Zwickau und Chemnitz reagieren
"Wir sind sehr traurig über die schockierenden Ereignisse vom gestrigen Abend auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Unsere Gedanken und unser aufrichtiges Mitgefühl sind bei den Opfern und deren Angehörigen", teilen die Organisatoren in Zwickau mit. Und weiter: "Aus Anteilnahme und Respekt haben wir, gemeinsam mit der Stadt Zwickau entschieden, dass es auf dem Zwickauer Weihnachtsmarkt heute keine Musik zu hören und kein Bühnenprogramm zu erleben geben wird." Für jedes Opfer solle eine Kerze brennen.
In Chemnitz sind laut Stadtverwaltung mehr Polizeistreifen und Sicherheitsleute zur Überwachung unterwegs, die "Sicherheitsmaßnahmen auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt sind überprüft und ergänzt" worden. Der Markt ist auch in den kommenden Tagen regulär geöffnet. Als Zeichen der Anteilnahme werde die Musik leiser abgespielt.
Auf dem Zwickauer Weihnachtsmarkt sollen am Sonnabend Kerzen für die Opfer des Magdeburger Anschlags angezündet werden. Auch die Händler sollen aus Solidarität Lichter in ihren Büdchen aufstellen, wünschen sich die Organisatoren. (Archivfoto)
Auch die Landeswahlkonferenzen von SPD und FDP zur Erstellung der Kandidatenlisten für die bevorstehende Bundestagswahl hatten am Samstag in Sachsen mit einer Gedenkminute für die Opfer von Magdeburg begonnen.
Dresden macht weiter wie bisher
Dresden hat mit den zuständigen Sicherheitsbehörden alle Schutzmaßnahmen auf den Weihnachtsmärkten in der Stadt überprüft, wie die Verwaltung mitteilte. Fazit: "Da es derzeit nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdungssituation für Dresden gibt, öffnen die Weihnachtsmärkte in der Stadt."
Sachsens Behörden haben Sachsen-Anhalt Hilfe angeboten
Sachsen hat laut Innenminister Schuster den Sicherheitsbehörden in Sachsen-Anhalt "sofort nach dem Anschlag jede Unterstützung" zugesichert. "Unsere Gedanken sind jetzt vor allem bei den Opfern, Angehörigen und Einsatzkräften in Magdeburg", so Schuster. Ein Auto war am Freitagabend auf den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt von Magdeburg gerast. Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf fünf und die Zahl der Verletzten auf mehr als 200 korrigiert worden. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hatte am Freitagabend noch von zwei toten Menschen und mehr als 60 Verletzten gesprochen.
Auch in Erfurt war am Freitagabend der Weihnachtsmarkt geräumt worden. Mit Lautsprecherdurchsagen hatten die Zuständigen tausende Besucher gebeten, den Platz zu verlassen. Später gab diePolizei Entwarnung, es sei kein Hinweis auf eine konkrete Gefahr gefunden worden. Der Weihnachtsmarkt ist mit Einschränkungen wieder geöffnet worden.
Anteilnahme in Sachsen
Zum Gedenken der Opfer in Magdeburg hat die Landesregierung Trauerbeflaggung in Sachsen angeordnet. Dazu würden alle Fahnen an Dienstgebäuden bis einschließlich Montag auf halbmast gesetzt, hieß es. "Unser Mitgefühl gilt den Familien und Angehörigen der Opfer dieses schrecklichen Vorfalls", erklärte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).
Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Tobias Bilz, hat vor voreiligen Reaktionen gewarnt. Ein solches Geschehen reiße Wunden, auch bei Menschen, die die Ereignisse aus dem Abstand erlebt oder medial verfolgt haben, sagte Bilz. "Wir sind aufgewühlt und die Ohnmacht ist schwer zu ertragen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns im Leid verbinden und voreiligen Reaktionen widerstehen". Es sei gut, dass die Magdeburger Kirchen ihre Türen offen halten und Räume für Gebet und Gespräch böten. Bilz ahm am Abend an einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in Magdeburg teil.
MDR (kk)/dpa