Thüringen Nach Magdeburg-Anschlag: Thüringer Weihnachtsmärkte geöffnet - Andacht in Erfurt
Nach dem Anschlag in Magdeburg haben Thüringer Weihnachtsmärkte am Sonnabend wie gewohnt geöffnet. Auf Musik wurde mancherorts verzichtet, in Erfurt soll das Adventssingen jedoch als Zeichen der Hoffnung stattfinden. In der Landeshauptstadt gab es außerdem eine Andacht zum Gedenken an die Opfer in Sachsen-Anhalt.
Thüringens größter Weihnachtsmarkt in Erfurt hat am Sonnabend wie gewohnt um 10 Uhr geöffnet. Wie die Stadt Erfurt mitteilte, wird wegen des tödlichen Anschlags in Magdeburg am vorletzten Öffnungstag auf das Bühnenprogramm verzichtet. Dies sei ein Zeichen des Mitgefühls und gelte auch am letzten Tag, dem Sonntag. Am frühen Nachmittag fand am Rande des Domplatzes eine ökumenische Gedenk-Andacht mit Schaustellern, Marktkaufleuten, Mitarbeitern und Gästen statt, bei der unter anderem Oberbürgermeister Andreas Horn (CDU) sprach.
Die Flaggen vor dem Bundesargbeitsgericht in Erfurt wehen am Sonnabend in Gedenken an die Opfer des Anschlags auf Halbmast.
Aus Anteilnahme: Weihnachtsmärkte verzichten auf Musik
Aus Eisenach hieß es, der Weihnachtsmarkt gehe weiter. Als Zeichen der Solidarität seien die Flaggen am Rathaus auf Halbmast gesetzt worden. Die Stadt Suhl erklärte, auch sie setze ihren Chrisamelmart fort. Es wäre jedoch falsch, wenn gefeiert würde, als sei nichts geschehen. Deswegen werde am Sonnabend und Sonntag auf das Musikprogramm verzichtet und es werde generell keine Musik gespielt.
Auch in Erfurt wurde die Musik abgeschaltet. Das gemeinsame Adventssingen vor den Domstufen am Sonntag um 18 Uhr soll jedoch wie ursprünglich geplant stattfinden. Laut Veranstalter Philipp Körber solle die Aktion ein Symbol dafür sein, dass sich die Gesellschaft nicht von Angst und Gewalt einschüchtern lasse.
Polizei untersuchte Thüringer Märkte nach Anschlag auf Sicherheitslücken
Nach dem Anschlag am Freitagabend war der Erfurter Weihnachtsmarkt eine Stunde früher geschlossen worden. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte MDR THÜRINGEN, das sei auf Wunsch des Veranstalters geschehen, den er respektiere. Es habe keine polizeiliche Anweisung dazu gegeben.
Maier sieht nach Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg momentan keine konkrete Gefahr für die Märkte in Thüringen. Er sagte am Samstagmorgen, es habe bereits am Freitagabend eine Lagebesprechung mit der Polizei gegeben. Beamte fuhren demnach noch einmal die Weihnachtsmärkte in der Nacht ab, um mögliche Sicherheitslücken zu schließen. Es seien auch mehr Polizisten im Einsatz. Maier sagte außerdem, man dürfe "jetzt nicht in Panik geraten". Der Samstag sei ein Tag des Gedenkens und der Pietät.
Landesbischof Kramer: Mit Gedanken und Gebeten bei den Opfern
Derweil hat der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer sein Entsetzen und seine Anteilnahme geäußert. Der Bischof sehe mit Schrecken auf das furchtbare Geschehen, teilte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Samstag mit. Die Landeskirche sei mit Gedanken und Gebeten bei den Opfern und Angehörigen. Kramer dankte der Polizei, allen Rettungskräften und Notfallseelsorgern für ihren Einsatz.
Die EKM, der Kramer vorsteht, ist 2009 durch den Zusammenschluss der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen entstanden. Sie umfasst hauptsächlich das Gebiet der Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Im Magdeburger Dom wird am Samstagabend (19 Uhr) ein ökumenischer Trauer- und Gedenkgottesdienst für die Opfer des Anschlags gefeiert. Dieser wird von Kramer und dem katholischen Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, gestaltet. Der MDR überträgt den Gottesdienst als Livestream auf mdr.de.
Fünf Tote in Magdeburg - mutmaßlicher Täter gefasst
In Magdeburg war am Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt ein Auto durch eine Menschenmenge gerast. Fünf Menschen wurden getötet, darunter ein Kleinkind. Über 200 Menschen wurden laut Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) verletzt. Der mutmaßliche Täter - ein Arzt saudi-arabischer Herkunft, der in einer Fachklinik in Bernburg arbeitete, wurde festgenommen.
MDR (ls/kl/ost)