Touristen fotografieren von der Fähre aus die Freiheitsstatue, Manhattan, New York City, USA
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Günstige Wechselkurse Wo Urlauber jetzt vom starken Euro profitieren

Stand: 15.07.2023 15:27 Uhr

Der Euro hat zum Dollar den höchsten Stand seit Februar 2022 erreicht. Das verbilligt Reisen in die USA. Auch in anderen Ländern können deutsche Urlauber von günstigen Wechselkursen profitieren.

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Der Euro ist wieder auf dem Vormarsch, binnen einer Woche hat die europäische Gemeinschaftswährung über zwei Prozent an Wert gewonnen. Mit 1,1243 Dollar notierte sie in der Spitze so hoch wie seit Februar 2022 nicht mehr. Es ist ein spektakulärer Aufstieg, war der Euro doch zwischenzeitig sogar unter die Dollar-Parität gefallen; im Herbst war ein Euro im Tief nur noch 0,9538 Dollar wert.

Verbraucher profitieren von der Stärke des Euro, sobald sie die Eurozone verlassen und außerhalb des europäischen Währungsraums Urlaub machen. Für USA-Urlauber sind die jüngsten Ereignisse auf dem Devisenmarkt somit eine gute Nachricht. Im Vergleich zum Sommer 2022 ist der Urlaub in den Vereinigten Staaten - allein mit Blick auf die Wechselkurse - dieses Jahr rund acht Prozent günstiger.

Was die US-Inflation mit dem Euro zu tun hat

Doch woher rührt diese "Auferstehung" des Euro? Experten zufolge ist die Euro-Stärke in erster Linie eine Dollar-Schwäche. Die Gründe für den Aufstieg des Euro sind somit zuvorderst in den USA zu suchen.

Dort hatten sich zuletzt die Zeichen gemehrt, dass der unterliegende Inflationsdruck nachlässt. So waren die Verbraucherpreise im Juni nur um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Die für den Trend wichtige Kerninflation, also ohne Energie und Nahrungsmittel, zog ebenfalls nur um 0,2 Prozent an - so wenig wie seit Februar 2021 nicht mehr.

Zinsschere geht zugunsten des Euro auf

Die Märkte haben daraufhin ihre Zinssorgen abgeschüttelt, Spekulationen auf einen baldigen Zinsgipfel und sogar Zinssenkungen durch die Federal Reserve (Fed) noch in diesem Jahr machten sich breit. Die Tage steigender Leitzinsen in den USA scheinen gezählt.

Nicht so in der Eurozone: Die Europäische Zentralbank (EZB) hinkt bei der Inflationsbekämpfung hinterher, für die nächste Sitzung im Juli hat EZB-Chefin Christine Lagarde bereits die nächste Zinserhöhung in Aussicht gestellt. Das lässt die Zinsschere zwischen dem Euro- und dem Dollar-Raum weiter auseinandergehen. Anlagen im Euro-Raum werden somit attraktiver, das stärkt wiederum dem Euro auf dem Devisenmarkt den Rücken.

Urlaub in Polen deutlich teurer geworden

Bedeutet das, dass Urlaub durch den stärkeren Euro jetzt überall günstiger geworden ist? Keineswegs. So hat der Euro zu einigen Nachbarländer-Devisen keinen vergleichbar guten Stand wie zum Dollar. Zum Schweizer Franken hat der Euro binnen Jahresfrist rund zwei Prozent abgewertet. Zum polnischen Zloty hat die Gemeinschaftswährung binnen Jahresfrist sogar knapp acht Prozent verloren.

Der Schwächeanfall, den der Zloty nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verkraften musste, hat sich damit als nicht nachhaltig erwiesen. In den vergangenen Monaten florierten die ausländischen Investitionen in das Land, auch deutsche Firmen wie Bosch und Mercedes-Benz schraubten ihre Investitionen in Polen nach oben. Das hält die Nachfrage nach dem Zloty hoch.

Britisches Pfund bald wieder günstiger?

Auch zur dänischen Krone und zum britischen Pfund kann der Euro nicht punkten, hier hat sich unterm Strich seit Sommer 2022 nicht viel getan. Zwischenzeitlich deutliche Gewinne des Euro zum Pfund wurden zuletzt wieder ausradiert. Das liegt an den Zinserhöhungserwartungen für die Bank of England, die in den letzten Wochen regelrecht in die Höhe geschossen waren.

Einige Devisen-Experten halten diese Erwartungen jedoch für überzogen. Sie verweisen auf die eher zögerlichen Aussagen der Bank of England und die zunehmenden Sorgen vor einer harten Landung der britischen Wirtschaft. Das dürfte das Aufwertungspotenzial des Pfund begrenzen, erläutert Commerzbank-Devisenanalystin You-Na Park-Heger.

Urlaub in Schweden und Norwegen billiger

Doch es gibt durchaus noch andere Länder neben den USA, in denen die einheimische Währung im Vergleich zum Euro verloren hat. So konnte der Euro zur norwegischen Krone seit Sommer 2022 knapp zehn Prozent zulegen. Gegenüber der schwedischen Krone liegt das Plus sogar bei gut zwölf Prozent.

Wer als Urlauber aus der Eurozone von den günstigeren Wechselkursen profitieren möchte, sollte sich aber womöglich sputen: Etwa die norwegische Krone hat zuletzt zum Euro wieder merklich aufgewertet. Der Hintergrund sind hohe Preisdaten in Kombination mit Konjunkturzahlen, die eine recht robuste Wirtschaft trotz der vergangenen Zinserhöhungen zeigen - das erhöht den Druck auf die Norwegische Zentralbank. "Der Markt nimmt der Norges Bank ihre restriktive Haltung ab", erklärt Commerzbank-Devisenanalystin Antje Praefcke. Das dürfte der norwegischen Krone in der nächsten Zeit eher unter die Arme greifen.

Was es beim Fall Türkei zu beachten gilt

Auf den ersten Blick ist derweil der Urlaub in der Türkei besonders günstig geworden, hat doch der Euro zur türkischen Lira binnen eines Jahres um knapp 70 Prozent aufgewertet. Allerdings herrscht in der Türkei die höchste Inflation seit über zwei Jahrzehnten - das gilt es unbedingt zu beachten. Die hohe Inflation verteuert nämlich die Preise für Hotels und Gastronomie. Das Beispiel Türkei macht deutlich, dass Urlauber neben dem Wechselkurs stets auch die Inflation im Blick haben sollten.