Britische Notenbank Zwölfte Zinserhöhung in Folge
Die anhaltend zweistellige Inflation in Großbritannien zwingt die Bank of England zu einer weiteren Erhöhung des Leitzinses. Es ist das höchste Niveau seit dem Jahr 2008 - und es dürfte noch höher werden.
Die britische Notenbank setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation mit einer weiteren Zinsanhebung fort. Die Währungshüter um Andrew Bailey, den Chef der Bank of England (BoE), erhöhten den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag um einen Viertel-Punkt auf 4,50 Prozent. Es ist bereits die zwölfte Zinserhöhung seit Ende 2021. Seinerzeit hatte der Zins noch knapp über der Nulllinie gelegen.
Mit immer höheren Zinsen versucht die Notenbank, die alarmierend hohe Teuerung auf der Insel in den Griff zu bekommen. Die Inflationsrate ist mit zuletzt 10,1 Prozent die höchste in Westeuropa: Sie liegt in Großbritannien als einzigem Land in dieser Region im zweistelligen Bereich.
Hartnäckig starke Teuerung
Und sie dürfte nach Ansicht der Notenbanker länger als erwartet auf einem hohen Niveau verharren. Ein Grund dafür sind die unerwartet starken und anhaltenden Anstiege der Lebensmittelpreise. Die BoE revidierte deshalb ihre Inflationsprognose. Bislang lautete die Einschätzung, dass die Verbraucherpreise binnen eines Jahres unter das Ziel von 2 Prozent fallen würden. Davon gehen die Währungshüter jetzt nicht mehr aus und prognostizieren nun, dass diese Inflationsrate erst Anfang 2025 erreicht werde.
Ein Teil des Inflationsschubs geht auch auf die starke Abhängigkeit des Landes von importiertem Erdgas zur Energiegewinnung zurück, das sich infolge des Ukraine-Krieges stark verteuert hat. Dieser statistische Effekt dürfte in den Teuerungszahlen der kommenden Monate eine weniger große Rolle spielen.
Aufgrund der jüngsten Tarifrunden sorgen sich die Notenbanker, dass sich erhöhter Lohndruck aufbauen könnte. Die Folge davon wäre, dass sich die Inflation festsetzen würde.
Mit weiteren Zinserhöhungen ist zu rechnen
In der BoE war die aktuelle Erhöhung umstritten. Mit Swati Dhingra and Silvana Tenreyro votierten zwei Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses für gleichbleibende Zinsen. Die Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs gehen davon aus, dass die Zinsen noch weiter steigen werden auf bis zu 5,0 Prozent im August. Der weiterhin hohe Inflationsdruck spricht nach Einschätzung der Ökonomen ebenso dafür wie die relativ robuste Wirtschaft, die nicht in die von vielen Ökonomen befürchtete Rezession abgerutscht sei.
Diese Einschätzung wird von anderen Experten geteilt: "Die neue Inflationsprojektion zeigt, dass es beim Leitzins weiter aufwärts gehen kann. Auch wegen des hohen Lohndrucks dürfte die Notenbank auf dem Sprung bleiben", kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe.
In der vergangenen Woche hatten bereits die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben. Während der Fed-Vorsitzende Jerome Powell eine Pause zumindest andeutete, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, es sei noch zu früh, um über eine Pause nachzudenken.