Notenbank-Treffen in Sintra Lagarde sieht noch kein Ende der Zinserhöhungen
Die Notenbanken beraten im portugiesischen Sintra über die hartnäckig hohe Inflation und wie sie bekämpft werden kann. EZB-Präsidentin Lagarde signalisiert dort, dass weitere Zinserhöhungen zu erwarten sind.
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht noch kein Ende des Zyklus steigender Zinsen. Sie könne zwar keine Entscheidungen vorwegnehmen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde zum Auftakt der internationalen Notenbank-Konferenz der EZB im portugiesischen Sintra. Aber "es ist unwahrscheinlich, dass die EZB in naher Zukunft mit voller Zuversicht sagen kann, dass der Höhepunkt bei den Zinsen bereits erreicht ist."
Lagarde machte deutlich, dass die Inflationsentwicklung in eine zweite Phase getreten sei, die weiteres Handeln notwendig mache. Angefacht durch die hohen Energiepreise und den Krieg gegen die Ukraine, war die Inflation in der ersten Phase von externen Schocks angetrieben worden.
Jetzt seien es zwei andere Faktoren, die die Teuerung hartnäckig machen, so die EZB-Präsidentin: zum einen die hohen Profite der Unternehmen, die ihre Preise deutlich stärker erhöht hätten, als es durch die gestiegenen Kosten notwendig sei. Zum anderen die steigenden Tarifabschüsse und Löhne.
Nächste Erhöhung im Juli
Zwar sehe man noch keine "Zweitrundeneffekte", bei denen ständig steigende Kosten zu einer Spirale steigender Löhne führten. Aber die Tarif-Abschlüsse seien hoch und eine Spirale sei nicht auszuschließen, sagte Lagarde. Die Präsidentin bestätigte, dass es wie angekündigt im Juli eine weitere Zinserhöhung geben werde.
Weitere dürften folgen, denn die Prognosen der EZB deuten auf eine weiterhin hartnäckige Entwicklung der Teuerung hin. Die EZB habe in der Bekämpfung der Inflation "erhebliche Fortschritt" gemacht, so Lagarde. Doch angesichts der Hartnäckigkeit der Teuerung dürfe man jetzt nicht zögerlich sein. "Wir können noch keinen Sieg verkünden".
Hartnäckige Teuerung
Das Notenbank-Treffen in Sintra, etwa 30 Kilometer westlich von Lissabon, ist für drei Tage angesetzt. Zum zehnten Mal treffen sich hier dieses Jahr rund 175 Vertreter von Zentralbanken, wissenschaftlichen Einrichtungen und internationalen Institutionen, um über die Gründe der Inflation und über Methoden ihrer Bekämpfung zu debattieren.
Der frühere EZB-Präsident Mario Draghi hatte das Treffen 2014 gegründet - in Anlehnung an eine ähnliche jährliche Konferenz der US-Notenbank in Jackson Hole. Es hatte gestern Abend begonnen mit einer Auftakt-Rede der stellvertretenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Gita Gopinath. Auch sie machte deutlich, dass die EZB noch einen langen Weg vor sich habe, die Inflation zu bekämpfen. Denn die Teuerung werde noch deutlich hartnäckiger bleiben als in Zeiten vor der Pandemie.