Konjunktur Inflation im Euroraum sinkt auf 6,1 Prozent
Die Inflation hat im Euroraum unerwartet deutlich nachgegeben. Sie ist auf die niedrigste Rate seit Beginn des Ukraine-Krieges gesunken. Parallel ging auch die Arbeitslosigkeit deutlich zurück.
Die Inflation in der Eurozone hat im Mai stärker nachgegeben als erwartet. Im Vergleich zum Vormonat sank die Teuerung von 7,0 Prozent auf 6,1 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat nach einer ersten Schätzung mitteilte. Auch die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, ging zurück. Im Mai sank sie auf 5,3 Prozent zurück, im April hatte sie noch bei 5,6 Prozent gelegen.
Gesunkene Energiepreise
"Der aktuelle Inflationsdruck wird zusätzlich bei vielen Waren deutlich nachgeben, denn globale Materialengpässe entspannen sich, Energiepreise sind gesunken und die Nachfrage im Einzelhandel ist schwach", sagte Fritzi Köhler-Geib, die Chefvolkswirtin der KFW. So sanken die Energiepreise - ursprünglich Treiber der aktuellen Inflationsdynamik - im Mai binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent.
Allerdings bleiben besonders Alltagsgüter in der Eurozone weiter teuer: Die Lebens- und Genussmittelpreise in der Eurozone stiegen im Mai um 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anstieg blieb aber hinter den im April verzeichneten 13,5 Prozent zurück.
Leitzinserhöhungen weiter möglich
"Die Inflation geht in die richtige Richtung - nämlich nach unten. Da allerdings gegenwärtig die Teuerungsraten noch immer über dem Leitzins liegen, ist die Arbeit der europäischen Währungshüter noch nicht beendet", urteilte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Aktuell liegt der Leitzins in der Eurozone bei 3,75 Prozent. Dass es womöglich weitere Erhöhungen geben könnte, betonte auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf dem Sparkassentag in Hannover: "Wir sind entschlossen, sie zeitnah auf unser mittelfristiges Ziel von zwei Prozent zurückzuführen."
Spanien hat höchste Arbeitslosenquote
Vom Arbeitsmarkt gibt es derweil positive Nachrichten: In der Eurozone ist die Arbeitslosigkeit auf ein weiteres Rekordtief gefallen. Im April sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent, wie Eurostat mitteilte. Niedriger war die Quote seit Einführung des Euro nie. Damit liegt die Arbeitslosigkeit im Währungsraum seit mehr als einem Jahr unter sieben Prozent. Wie das Statistikamt weiter mitteilte, waren in den 20 Mitgliedsstaaten der Eurozone rund 11,09 Millionen Menschen arbeitslos, im Jahresvergleich ging die Gesamtzahl um 203.000 zurück.
Von den 20 Ländern der Eurozone weist Spanien mit 12,7 Prozent nach wie vor die höchste Arbeitslosigkeit auf. Die deutsche Arbeitslosenquote zählt laut Eurostat mit 2,9 Prozent zu den niedrigsten im Währungsraum. Diese Daten basieren auf Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Die Quote für Deutschland ist daher deutlich niedriger als die Quote, die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet wird. Die Bundesagentur hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die deutsche Arbeitslosenquote im Mai bei 5,5 Prozent lag.