Folgen der Insolvenz Was die Signa-Pleite für die Banken bedeutet
Das Firmenimperium von René Benko zerfällt offenbar. Die Schulden der Signa Holding sind enorm. Zu den Gläubigern gehören wohl auch deutsche Landesbanken. Wie riskant ist das?
Am Anfang steht die Hoffnung, mit einem Immobilienprojekt ordentlich Kasse zu machen. Nicht immer geht die Rechnung auf - der Fall der insolventen Signa Holding zeigt das. Geldgeber für seine Projekte fand Investor René Benko zahlreich: Banken, Versicherungen oder Fondgesellschaften haben Signa Kredite gegeben. Einige der Gläubiger kommen auch aus Deutschland, Medienberichten zufolge etwa die Landesbanken Hessen-Thüringen, die BayernLB, LBBW aus Baden-Württemberg und die NordLB.
Es hängt vom einzelnen Projekt ab
Bestätigen wollen die Banken das nicht, den Berichten zufolge aber geht es teilweise um dreistellige Millionenbeträge. Wie schwer kann es die Banken treffen? "Deutsche Landesbanken haben immer einen relativ großen Anlagebedarf und sind deswegen bei solchen großen Projekten auch gerne mit dabei - mit recht hohen Volumina", sagt Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim. "Aber auch diese Banken müssen ihre Kreditanlagen sehr gut streuen, und insofern ist da kein Volumen, das jetzt die einzelne Landesbank wirklich gefährden wird."
Entscheidend sei auch, in welcher Form die Kredite besichert sind, so Burghof. Im Fall der Signa Holding und den Tochtergesellschaften dürfte es sich um Hypotheken handeln, also um Grundrechte an den Immobilien: "Das heißt also, dass die Banken diese Immobilien dann zunächst verwerten können und nur eine mögliche Differenz zwischen dem Kreditvolumen und dem Verwertungserlös ihnen tatsächlich zur Last fällt", erläutert der Finanzexperte. "Eine Weile ist das Geld im Feuer, das sie da investiert haben." Letztlich hänge es vom einzelnen Projekt ab, wie viel Risiko damit verbunden sei.
Julius Bär warnt vor Kreditrisiko
Konkreter wird das im Fall der Schweizer Bank Julius Bär. Das Geldinstitut selbst legte ein Kreditrisiko von 600 Millionen Schweizer Franken offen. Der Name Signa fiel nicht, doch sind sich Beobachter einig, dass hier die nun insolvente Holding gemeint ist. Bei Banken aus Österreich türmt sich der Schuldenberg Medienberichten zufolge auf mehr als zwei Milliarden Euro.
Die Politik in Österreich bemüht sich darum, die Wogen an den Finanzmärkten zu glätten. Der konservative Bundeskanzler Karl Nehammer sagte, Insolvenzen gehörten zur Wirtschaft eben dazu: "Entscheidend bleibt und ist, dass Österreich als Markt - einerseits als Investitionsstandort, auch von seinen Fachkräften her - nach wie vor ein sehr beliebter Investitionsstandort ist."
Immobilienkrise könnte weitere Opfer fordern
Der Fall Signa allein dürfte wohl kein größeres Beben der Banken auslösen. Was aber, wenn das nur der Anfang ist - und die hohe Zinslast nach und nach auch andere Immobilienkonzerne in die Knie zwingt?
Nach Einschätzung von Bankenprofessor Burghof ist die Bedeutung von Immobilienkrediten für Banken grundsätzlich groß. "Allerdings ist nur ein Teil davon Projektgeschäft, wie man es hier bei Signa hat, wo es dann wirklich im Wesentlichen auf die Sicherheit ankommt."
Letztlich wohl nicht existenzgefährdend
Ein großer Teil sei aber auch die private Immobilienfinanzierung, wo es nicht nur auf das Projekt ankomme, sondern auch auf Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit des einzelnen Schuldners. "Da mache ich mir ehrlich gesagt wenig Sorgen. Es sei denn, die generelle wirtschaftliche Lage in Europa würde sich erheblich eintrüben."
Wie weit die Signa-Insolvenz noch für trübe Unternehmensnachrichten sorgt, werden die kommenden Monate zeigen. Für die beteiligten Banken zumindest dürfte die Pleite zwar schmerzlich, vielleicht auch teuer, wohl aber nicht existenzbedrohlich sein.