Offenbar Zahlungsverzug bei Benko-Firma Baustopp am Elbtower in Hamburg
Auf einer der bekanntesten Baustellen Deutschlands sind die Arbeiten unterbrochen worden - offenbar wegen fehlender Zahlungen des Konzerns von Karstadt-Milliardär Benko. Aus dessen Signa-Gruppe muss eine weitere Firma Insolvenz anmelden.
245 Meter hoch soll er werden, bei 100 Metern ist der Bau vorerst gestoppt: Die Arbeiten am Elbtower in der Hamburger Hafencity sind ins Stocken geraten. Der Baukonzern Lupp hat seine Bautätigkeit eingestellt, weil der Bauherr - die österreichische Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko - mit Zahlungen in Verzug sei, bestätigte Geschäftsführer Matthias Kaufmann mehreren Medien.
Allerdings gehe er davon aus, dass "die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann", so Lupp gegenüber dem "Hamburger Abendblatt". Man führe Gespräche mit den Investoren Signa und Commerz Real, einer Tochter der Commerzbank.
Prestigeprojekt von Olaf Scholz
Der Elbtower gilt als Prestigeprojekt in Hamburg, ist aber stark umstritten. Auf den Weg gebracht hatte es noch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner Zeit als Erster Bürgermeister der Stadt. Mit einer Höhe von 245 Metern und 64 Etagen soll der Wolkenkratzer das höchste konventionelle Gebäude Hamburgs und das bundesweit dritthöchste werden - nach dem Commerzbank Tower und dem Messeturm in Frankfurt am Main.
Nun ruhen die Arbeiten auf Hamburgs bekanntester Baustelle weitestgehend. Die laufenden Baukosten summieren sich Medienberichten zufolge auf 25 Millionen Euro pro Monat. Insgesamt soll der Bau knapp eine Milliarde Euro kosten.
Benkos Online-Sporthandel ist pleite
Zudem wurde heute bekannt, dass der von der Signa-Holding beherrschte Online-Sporthändler Signa Sports United (SSU) Insolvenzantrag gestellt hat. Die SSU, die von Berlin aus geführt wird, aber als niederländische Firma in Amsterdam eingetragen ist, ist die Muttergesellschaft Dutzender Internet-Händler aus dem Sportartikelmarkt wie Tennis-Point, fahrrad.de, Campz und Outfitter. Zuvor war bereits die Tochter Tennis-Point GmbH mit Sitz in Nordrhein-Westfalen in die Insolvenz gerutscht.
Schon seit Wochen mehren sich die Meldungen, dass die Signa Holding frisches Kapital benötigt. Nach einem Bericht des "Spiegel" ist das Immobilienportfolio der Benko-Gesellschaft Signa Prime Selection, die wichtige Bestandimmobilien umfasst, um mehr als eine Milliarde Euro abgewertet worden. Einen entsprechenden Nettoverlust weise die Firma für 2022 nun aus.
Sanierungsexperte im Konzern
Wie der NDR berichtet, verkauft Benko, dem unter anderem auch die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört, derzeit Immobilien wie das Hamburger Flüggerhaus am Rödingsmarkt. Auch die Bauarbeiten an der Gänsemarktpassage in der Hamburger City sind unterbrochen - offenbar wegen fehlender Büromieter.
Signa hat zum Baustopp am Elbtower bislang nicht Stellung genommen. Der Konzern hat auch in anderen deutschen Großstädten wie Berlin, München, Frankfurt oder Düsseldorf Bauprojekte in prominenten Lagen.
Die hohe Inflation und die gestiegene Zinsen bereiten derzeit der gesamten Immobilienbranche Probleme. Mehrere größere Entwickler mussten bereits Insolvenz anmelden. Die Signa-Holding hat inzwischen den bekannten Sanierungsexperten Arndt Geiwitz als Berater angeheuert.