Insolvenz der Signa-Holding Neue Sorgen um Galeria
Nach dem Insolvenzantrag der Signa-Holding befürchten einige Experten jetzt einen "Dominoeffekt". Bei den Galeria-Beschäftigen herrscht Unruhe. Welche Zukunft hat die Kaufhauskette?
Nach dem Insolvenzantrag des Immobilien- und Handelskonzerns Signa ist auch die Zukunft der zur Gruppe gehörenden deutschen Kaufhauskette Galeria ungewiss. Das Unternehmen, zu dem auch Häuser der ehemaligen Ketten Karstadt und Kaufhof zählen, hat bereits zweimal ein Schutzschirmverfahren durchlaufen und in der Corona-Krise 680 Millionen Euro vom deutschen Staat bekommen.
Nun steht Galeria vor dem Weihnachtsgeschäft - die Einnahmen dürften für eine gewisse Liquidität sorgen. "Aber danach, sobald die neue Ware bestellt werden muss, kann es schnell schwierig werden", sagte Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein der "Wirtschaftswoche".
"Immer neue Hiobsbotschaften"
Signa hatte Galeria 200 Millionen Euro Kapital in Aussicht gestellt - das Geld dürfte nun ausbleiben. Im Gegenzug könnte Galeria die Mieten für die Warenhäuser kürzen, die Signa gehören. Die Gewerkschaft ver.di wünscht sich für Galeria und die 12.500 Beschäftigten nun einen neuen Eigentümer mit Kompetenz im Handel, wie Bundesfachgruppenleiterin Corinna Groß sagte.
"Die immer neuen Hiobsbotschaften bei Signa sorgen bei den Beschäftigten von Galeria für Unruhe", sagte Groß. "Sie wollen Jobsicherheit und eine planbare Perspektive."
Hohe Investitionen wären nötig
Sorgen um Galeria macht sich Alexander Otto, Chef des Shoppingcenter-Betreibers ECE. "Ob es Galeria gelingt, wieder auf die Beine zu kommen, hängt auch von der Unterstützung des Eigentümers ab. Fällt der jetzt aus, wird es nicht einfacher", sagte Otto der "Wirtschaftswoche". Galeria ist in fünf der deutschlandweit rund 100 ECE-Shoppingcenter vertreten.
Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, erwartet drastische Auswirkungen für den Konzern. "Der Sanierungsplan kann auf der Ertragsseite nicht aufgehen, weil Investitionen ausbleiben", sagte er. Kaufhäuser hätten zwar eine Chance, doch Galeria habe in der jetzigen Form keine Zukunft. "Ausgenommen, es fände sich ein Investor mit Handelskompetenz, der das gesamte Netz übernimmt, das Konzept deutlich verändert und viele Hundert Millionen Euro in die Modernisierung der Flächen investiert", sagte Berentzen.
Erste Insolvenz im Jahr 2020
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte im April 2020 zum ersten Mal Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Dem Unternehmen wurden damals Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro erlassen.
Das Verfahren dauerte bis Ende September 2020, dann verließ Galeria nach der Zustimmung der Gläubiger zum Sanierungsplan den Schutzschirm wieder. Am Ende wurden 41 Filialen geschlossen und etwa 4.000 Stellen abgebaut. Letztlich mussten statt der erwarteten 62 Kaufhäuser nur 50 schließen. Aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), den die Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie eingerichtet hatte, wurden dem Unternehmen 680 Millionen Euro ausbezahlt.
200 Millionen stehen aus
Ende 2022 folgte die zweite Insolvenz: Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu und machte den Weg frei für die Sanierung. Teil der Übereinkunft war die Zusage von Signa, 200 Millionen Euro frisches Kapital für Galeria bereitzustellen. Die ersten 50 Millionen sollten dem Vernehmen nach im kommenden Februar fließen. Dass dies geschehen wird, ist nun sehr unwahrscheinlich.
Der Sanierungsplan sah die Schließung von rund einem Drittel der 129 Filialen vor. Ein Teil der Standorte wurde in diesem Jahr bereits geschlossen, knapp 20 weitere schließen ihre Türen im Januar 2024. Betroffen sind unter anderem Filialen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Heidelberg, Stuttgart und Wuppertal. Zuletzt war der Plan nach Unternehmensangaben gewesen, dass noch 92 Filialen am Ende übrig bleiben.