Tagung in Lindau Junge Wissenschaftler treffen Nobelpreisträger
In Lindau beginnt heute die 72. Nobelpreisträgertagung. Mit dabei: Etwa 40 Nobelpreisträger und mehr als 600 Nachwuchswissenschaftler. Thematischer Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Medizin.
Bei der Eröffnungszeremonie spielt ein Ensemble der Wiener Philharmoniker, in der ersten Podiumsdiskussion geht es um Diversität in der Wissenschaft: Am heutige Sonntag startet die 72. Nobelpreisträgertagung in Lindau. In den darauffolgenden Tagen wird die Stadt am Bodensee die wohl höchste Dichte an Nobelpreisträgern aufweisen, die jenseits der eigentlichen Verleihungen in Schweden zu erreichen ist: Etwa 40 Preisträgerinnen und -träger haben für die diesjährige Tagung zugesagt.
Aktuelle Fragestellungen der Medizin
Auch eingeladen: mehr als 600 Nachwuchswissenschaftler. Bis zum 30. Juni werden sie die Möglichkeit haben, mit den Nobelpreisträgern in Austausch zu treten sowie Vorträge und Podiumsdiskussionen zu besuchen. Das Ziel der Tagung lautet, den wissenschaftlichen Austausch zwischen Nobelpreisträgern und jungen Forschenden zu fördern.
Thematischer Schwerpunkt der Veranstaltung sind in diesem Jahr Physiologie und Medizin. Neben aktuellen Fragestellungen zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit soll es auch um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin oder gentechnisch veränderte Organismen in der Landwirtschaft gehen.
Auch Preisträger aus Deutschland dabei
Die Mitentwicklerin der "Genschere" CRISPR/Cas9, Emmanuelle Charpentier, die den Nobelpreis im Jahr 2020 erhielt, wird dabei sein, ebenso der US-amerikanische Virologe Harold E. Varmus, der die Auszeichnung für Medizin im Jahr 1989 für seine Forschung an krebsauslösenden Genen erhielt.
Auch Preisträger aus Deutschland sind dabei, etwa Stefan Hell, Nobelpreisträger für Chemie im Jahr 2014 oder Christiane Nüsslein-Volhard, die 1995 den Nobelpreis für Medizin für ihre Forschung zur Embryonalentwicklung erhielt.
Seit 1951 am Bodensee
Das Lindauer Nobelpreisträgertreffen findet seit 1951 statt. Ins Leben gerufen haben es zwei Lindauer Ärzte, die nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Ärzte und Forscher mit Nobelpreisträgern zusammenbringen wollten. Sie überzeugten den damaligen Besitzer der Insel Mainau im Bodensee, Graf Lennart Bernadotte af Wisborg, von ihrem Vorhaben: Dieser konnte seine Beziehungen zum schwedischen Nobelpreiskomittee nutzen. Bis heute findet der letzte Tag der Tagung auf der Insel Mainau statt.
Inzwischen wird die Tagung organisatorisch von einem Kuratorium geleitet, dessen Präsidentin eine der Töchter von Graf Bernadotte af Wisborg ist. Jedes Jahr wechselt die Disziplin, mit der sich die Tagung beschäftigt. So war im vergangenen Jahr die Chemie an der Reihe, nächstes Jahr ist die Physik dran.
Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind bei der Tagung bereits seit 1954 dabei. Mit den Jahrzehnten wurde die Tagung zunehmend internationaler: In diesem Jahr sind 635 Nachwuchsforschende aus 98 Ländern eingeladen.