Weihnachtsmärkte Was "Jingle Bells" und Glühwein kosten
In den Innenstädten riecht es nach Punsch und Bratwurst, dazu erklingen Weihnachtslieder. Doch bei aller Gemütlichkeit: Auch auf manchem Weihnachtsmarkt wird es dieses Jahr teurer.
Der Regensburger Christkindlmarkt läuft bereits auf Hochtouren. Ende November wurde der Markt eröffnet, in diesem Jahr - zum ersten Mal seit langer Zeit - mit Christkind, aber ohne Musik. Der Grund: Die GEMA-Kosten sind der Stadt zu teuer.
16.000 statt 2.500 Euro für Weihnachtsmusik
Die Nachricht aus Regensburg hatte für Wirbel gesorgt: Statt wie bisher etwa 2.500 Euro hätte die Stadt etwa 16.000 Euro zahlen sollen - an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, besser bekannt unter dem Kürzel GEMA.
Der Grund: Die GEMA berechnet die Kosten auf Grundlage der gesamten Weihnachtsmarkt-Fläche. Die Stadt hatte bisher lediglich den Platz direkt vor der Bühne angegeben, nicht den gesamten Veranstaltungsort. Kostenpunkt: rund 2.500 Euro. Korrekt berechnet aber würde das Musikprogramm laut der GEMA etwa 16.000 Euro kosten.
Urteil des Bundesgerichtshofs
Die GEMA mit Sitz in München teilt mit, dass es keine Gebührenerhöhungen für Weihnachtsmärkte gegeben habe. Der Tarif sei zuletzt 2018 mit der Bundesvereinigung der Musikveranstalter verhandelt worden. Die GEMA selbst stellt keine Tarife auf, sondern verhandelt diese immer mit Branchenverbänden.
Auch an der Bemessungsgrundlage habe sich nichts verändert. Die GEMA bezieht sich auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im Jahr 2011: Darin muss die GEMA für die Musiknutzung auf Weihnachtsmärkten die gesamte Veranstaltungsfläche heranziehen und nicht die beschallte Fläche vor der Bühne.
Viele einzelne Lösungen
Die GEMA hat nach eigener Aussage mit nahezu allen Märkten einzelfallbezogene Lösungen gefunden. Bundesweit gebe es insgesamt 3.350 Märkte; lediglich mit 35 habe man sich nicht einigen können, darunter auch der Regensburger Christkindlmarkt.
Die nun neu berechnete Summe hätte auf Standbetreiber und letztlich die Besucher umgelegt werden müssen. Darauf hat die Stadt verzichtet und sich damit gegen ein Musikprogramm entschieden. Laut Reinhard Kellner, dem Marktmeister, funktioniert diese Art von Berechnung in vielen Punkten nicht. "Wenn Kinder mit ihren Blockflöten 20 Minuten spielen, kostet mich das um die 600 Euro - das ist nicht tragbar", so Kellner. Für das nächste Jahr müsse geprüft werden, wie es mit dem Musikprogramm weitergeht.
Märkte "wirtschaftlich relevante Events"
Nadine Remus ist GEMA-Kommunikationschefin. An der Debatte ärgert sie, dass der Eindruck erweckt werde, es handle sich bei den Weihnachtsmärkten um "karitative Veranstaltungen". "Weihnachtsmärke sind eben auch ein starker Wirtschaftsfaktor." Die großen Märkte seien "wirtschaftlich relevante Events".
Die GEMA argumentiert weiter, dass fast jeder Besucher auf Weihnachtsmärkten etwas konsumiere oder kaufe. Die Musik auf den Märkten sorge für die entsprechende Stimmung und sei deshalb ein relevanter Umsatzfaktor. "Genutzt werden dafür Songs und Musikwerke, die wiederum von Menschen komponiert, getextet, also durch Leistung erschaffen werden. Daher fragen wir: Ist die Leistung der Komponisten und Textdichter nichts wert, sollen die Urheberinnen und Urheber ihr geistiges Eigentum verschenken?", so Remus.
Straubing spielt Weihnachtsmusik
Anders als in Regensburg sieht es knapp 50 Kilometer entfernt im niederbayerischen Straubing aus: Auch hier ist der Christkindlmarkt bereits eröffnet - und zwar mit Musik. Etwa 25.000 Euro zahlt die Stadt für das Musikprogramm auf dem Markt. Die eine Hälfte geht an die GEMA, die andere an Livemusiker. Finanziert wird die Musik hier unter anderem durch die Platzmieten der Budenbetreiber.
Andreas Pfeffer, der Vizepräsident des Bundesverbands der Schausteller und Marktaufleute, steht in Straubing selbst hinter der Theke. Die Betreiber in Straubing versuchten, nur das Nötigste an Preiserhöhungen an die Besucher weiterzugeben, sagt er.
Auch die Inflation macht sich bemerkbar
Doch ganz daran vorbei kämen sie auch hier nicht: "Der Christkindlmarkt ist von der Inflation heuer ein bisschen verschont, nicht zu 100 Prozent, aber zu einem Großteil", so Pfeffer. Konkret: Den Glühwein gibt es hier für zwischen vier und fünf Euro.
Ob mit Musik oder ohne: Die allgemeine Teuerung macht sich auch in Regensburg bemerkbar. Walter Metzger ist Sprecher der Marktbeschicker und seit neun Jahren selbst als Standbetreiber dabei. Er steht bei der Entscheidung gegen das Musikprogramm hinter der Stadt. Trotzdem kommt er in diesem Jahr an seinem Bio-Stand nicht um eine Preiserhöhung herum: "Das erste Mal nach neun Jahren haben wir unsere Preise um 50 Cent erhöht." Der Glühwein wird bei ihm jetzt statt 3,50 Euro vier Euro kosten.