Konsum in Deutschland Getrübte Kauflaune vor Weihnachten
Mit der "Black Week" hat das Weihnachtsgeschäft des Einzelhandels begonnen. Das Jahresende ist für ihn traditionell die stärkste Zeit des Jahres. Doch gilt das auch dieses Jahr?
Was hat das Christkind unter den Weihnachtsbaum gelegt? Für Generationen von Kindern - und auch Erwachsenen - ist das wohl eine der wichtigsten Fragen des Jahres. Gut möglich, dass die Ernte am Heiligen Abend in diesem Jahr mau ausfällt. In vielen Haushalten ist das Geld knapp. Und das Budget für Geschenke damit möglicherweise kleiner.
Drei Mal in Folge hatte sich das Konsumklima nach Daten der GfK und des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) zuletzt eingetrübt. Nun haben die Konsumforscher ihre Erwartungen für den Dezember vorgelegt. Die gute Nachricht nach Aussage der Experten: Die Verbraucherstimmung habe sich stabilisiert.
"Das Konsumklima konnte einen halben Punkt zulegen", konstatiert Rolf Bürkl vom NIM. "Allerdings haben wir nach wie vor ein sehr niedriges Niveau." Jedoch: "Der Abwärtstrend, den wir zuletzt zu verzeichnen hatten, ist zumindest für den Moment gestoppt worden."
Kunden sind "preissensitiver"
Nur unweit von Nürnberg in Zirndorf sitzt ein Spielwarenhersteller, der im Weihnachtsgeschäft traditionell einen wichtigen Teil des Umsatzes erzielt: mit Burgen, Booten oder Bahnen für das Kinderzimmer. Es geht um Playmobil. Die Traditionsmarke steckt in der Krise, der Mutterkonzern, die Horst Brandstätter Group, will weltweit 700 Stellen abbauen.
Ist das symptomatisch für die Branche? Julia Graeber vom Spielwarenhändler Vedes verweist im Fall von Playmobil auf konzerninterne Probleme. Für den gesamten Spielwarenbereich sieht sie aber Herausforderungen: "Durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen - die gestiegene Inflation - sind die Konsumenten viel preissensitiver", stellt Graeber fest. "Auf der anderen Seite sind die Kosten gestiegen - nicht nur für die Hersteller in der Produktion, sondern auch im Handel, wenn man an Energie, Miete und Transportkosten denkt."
"Zukunftsängste nach wie vor groß"
Es sind Herausforderungen, die auch andere Handelsbranchen umtreiben. Und das hat Folgen für die gesamte Wirtschaft. Im vergangenen Jahr machte der Einzelhandel laut Verband HDE gut 16 Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt aus. Kann ein überraschend gutes Weihnachtsgeschäft die Lage der Branche - und damit auch die der deutschen Wirtschaft - verbessern?
"Insgesamt gehen wir davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft doch eher verhalten verlaufen wird", dämpft NIM-Experte Bürkl die Erwartungen. "Die Verbraucher sind verunsichert." Nach wie vor sei die Inflation gerade im Lebensmittelbereich hoch, und zusätzlich sorgten die aktuellen Krisen für Verunsicherung. "Die Zukunftsängste sind nach wie vor recht groß."
Staatshilfe schützte vor Insolvenz
Die Folgen für die Unternehmen können drastisch sein. Der Kreditversicherer Allianz Trade zählt in diesem Jahr so viele Großinsolvenzen wie lange nicht mehr, zum Beispiel in der Modebranche. Betroffen sind etwa Gerry Weber, der Herrenmode-Hersteller Ahlers (mit Marken wie "Pierre Cardin" oder "Otto Kern") und die Einzelhandelskette Peek & Cloppenburg. Woran liegt das?
Konsumexperte Bürkl verweist etwa auf die Finanzierungsbedingungen, die durch das gestiegene Zinsniveau wesentlich schwieriger und schlechter für die Unternehmen geworden seien. Hinzu komme, dass Staatshilfen im Zusammenhang mit Pandemie und Ukraine-Krieg viele Firmen, die schon zuvor in Schwierigkeiten steckten, künstlich vor der Pleite bewahrt hätten. "Das kommt jetzt entsprechend zum Tragen."
Vage Hoffnung auf Zinssenkungen
An der Börse besteht die Hoffnung, dass die Zinsen in den kommenden Monaten zumindest nicht noch weiter steigen. Mancher Volkswirt geht sogar davon aus, dass die Europäische Zentralbank in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres die Zügel lockern und den Leitzins etwas senken könnte.
Das aber ist nicht mehr als eine vage Prognose - und so bleibt die Stimmung im Einzelhandel zum Start in das Weihnachtsgeschäft wohl wenig besinnlich.