"Kleine Stütze" der Wirtschaft Deutscher Einzelhandel mit kräftigem Umsatzplus
Die Oktober-Bilanz des Einzelhandels ist überraschend positiv ausgefallen. Die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft sind angesichts der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage aber gedämpft.
Die Umsätze der deutschen Einzelhändler sind im Oktober unerwartet deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat machten die Einzelhändler bereinigt um Preiserhöhungen (real) 1,1 Prozent mehr Umsatz, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Einschließlich Preiserhöhungen (nominal) hatte der Einzelhandel 0,7 Prozent mehr in der Kasse als im September.
Analysten wurden von der Stärke des Anstiegs überrascht: Nach der schwachen Umsatzentwicklung in den Sommermonaten seien die Erlöse "viel stärker ausgefallen, als wir erwartet haben", heißt es in einer Einschätzung des britischen Analysehauses Pantheon Macroeconomics. Im Jahresvergleich stieg der Umsatz im Oktober nominal um 2,6 Prozent. Real gab es hingegen ein Minus von 0,1 Prozent.
Inflation belastet Händler
Vor allem die Inflation stellt für die Händler derzeit eine Belastung dar: Die Auswirkungen des höheren Preisniveaus zeigten sich zuletzt besonders im Lebensmittelhandel. Dort sanken die Umsätze in der Jahresfrist real um 1,6 Prozent, einschließlich Preiserhöhungen legten sie dagegen um vier Prozent zu. Die Preise für Nahrungsmittel sind in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich stark gestiegen.
Das Geschäft mit Nicht-Lebensmitteln wie Textilien, Büchern oder Möbeln verbuchte im Oktober ein reales Umsatzplus von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der preisbereinigte Umsatz des Internet- und Versandhandels lag dagegen um 1,2 Prozent unter dem Niveau des Oktober 2022. Gegenüber dem Vormonat gab es ein Plus.
Mittlerweile gebe es die Hoffnung, dass der private Konsum zu einer "kleinen Stütze" der deutschen Wirtschaft werde, sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Seiner Einschätzung nach "keimt die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal nicht erneut schrumpft, sondern lediglich stagniert".
Trübe Aussichten für Weihnachtsgeschäft
Dennoch blicken die Händler zurückhaltend auf das anlaufende Weihnachtsgeschäft. Der Branchenverband HDE erwartet November und Dezember 120,8 Milliarden Euro Umsatz und damit ein Plus von 1,5 Prozent. Klammere man gestiegene Preise aus, sei dies real ein Minus von 5,5 Prozent.
"Die Branche bekommt die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der darauf folgenden Inflation sowie seit neuestem auch die in Folge des Nahost-Konflikts weiter sinkende Kauflaune zu spüren", so HDE-Präsident Alexander von Preen. Die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft passen in das eher negativ geprägte Bild: Etwas mehr als die Hälfte der mehr als 330 vom HDE befragten Unternehmen im Non-Food-Bereich rechnet mit schlechteren oder deutlich schlechteren Umsätzen als im Vorjahreszeitraum.
Das Weihnachtsgeschäft in November und Dezember ist für viele Handelsunternehmen die umsatzstärkste Phase des Jahres. Der Spielwarenhandel beispielsweise erzielt in dieser Zeit fast ein Viertel des Jahresumsatzes.