E.ON-Chef Birnbaum "Es gibt einen Preis für den Umbau"
Strom und Gas bleiben teuer, erwartet der Chef des größten deutschen Versorgers E.ON, Leonhard Birnbaum. Im ARD-Interview erklärt er, worauf es beim Umbau der Energieversorgung aus seiner Sicht jetzt ankommt.
Auch wenn ein Ende des Winters in Sicht ist - die Energiekrise sei noch nicht vorbei, warnt E.ON-Chef Leonhard Birnbaum. "Jetzt müssen wir daran denken: Wie kommen wir durch den nächsten Winter?", sagte der Topmanager im ARD-Podcast "Energiekrise - und jetzt?". Dafür sei es beispielsweise nötig, neben der Flüssiggas-Infrastruktur nun auch entsprechende Lieferverträge abzuschließen. Auch das Energiesparen bleibe wichtig.
Birnbaum geht von doppelten Kosten aus
Deutschland komme trotz schmerzhafter Preisanstiege noch verhältnismäßig gut durch die Krise, sagte Birnbaum. Allerdings wird das Niveau beim Strom nach Einschätzung des Konzernchefs erst einmal hoch bleiben. Die richtigen Preissteigerungen kämen bei vielen erst in diesem Jahr an. Sein Konzern beispielsweise habe noch gar nicht alle Preiserhöhungen aus den stark gestiegenen Einkaufskosten weitergegeben.
Insgesamt geht Birnbaum davon aus, dass sich die monatlichen Kosten für Energie bei den meisten Kundinnen und Kunden perspektivisch verdoppeln werden - verglichen mit dem Stand vor der Energiekrise. Eine steigende Menge an Ökostrom könne aber helfen, weitere extreme Preisausschläge zu vermeiden.
"Veränderungen geschehen, wenn Handlungsdruck da ist"
Gleichzeitig wünscht sich der E.ON-Chef mehr Toleranz für die Erneuerbaren Energien. Es sei klar, "dass es einen Preis für diesen Umbau gibt", sagte Birnbaum. Erneuerbare Energien verbrauchten "unheimlich viel Platz." Birnbaum rechnet damit, dass im Jahr 2030 etwa sechs Prozent der deutschen Landesfläche für Windräder, Stromtrassen oder Leitungen benötigt werden. "Der Umbau erfordert, dass wir viel größere Teile unserer Landschaft dafür bereitstellen."
Das Thema Energie werde Deutschland langfristig weiter beschäftigen, sagte Birnbaum. Die Umstellung des Energiesystems verändere vieles fundamental. Aber man könne auch positiv auf die Erfahrungen aus dem vergangenen Krisenjahr schauen. "Veränderungen geschehen, wenn Handlungsdruck da ist", so Chef des größten deutschen Energiekonzerns. Dass es zum Beispiel gelungen sei, in wenigen Monaten Terminals für Flüssiggas zu bauen, habe er nicht für möglich gehalten.