Aktien, Bitcoin, Gold Der Weg durch den ETF-Dschungel
Anleger haben die Qual der Wahl - weltweit gibt es mittlerweile mehr als 10.000 Indexfonds. Wo fängt man da mit der Suche an? Von Aktien-, Anleihen-, Bitcoin- und Gold-ETF.
Die Erfolgsgeschichte der Indexfonds, den sogenannten ETF (Exchange Traded Funds), zeigt sich auch an der großen Vielfalt, die es mittlerweile gibt. Weltweit haben Anleger die Wahl aus mehr als 10.000 ETF und mehr als 700 ETF-Anbietern. Dabei gibt es ETF auf Aktien, Rohstoffe oder Anleihen.
"Man kann schnell in die Situation kommen, wo man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht", sagt Thomas Kehl vom Verbrauchermagazin "Finanzfluss" im ARD-Podcast "Gold & Asche: Projekt ETF" zur großen Auswahl. Da fragt man sich, wo man bei der Suche überhaupt anfangen soll. Ein Überblick über die bunte Welt der Indexfonds.
ETFs ermöglichen es also, zu jeder Zeit in eine breite Auswahl von Aktien oder anderen Wertpapieren gleichzeitig zu investieren - und das auch schon mit geringen Summen. Anleger können Anteile zum Beispiel per Sparplan kaufen.
Leitindizes wie DAX und Dow Jones
In Deutschland ist der wichtigste Börsenindex der DAX, deswegen wird er auch als Leitindex bezeichnet. Er bildet die Entwicklung der Aktienkurse der 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen ab. So einen Leitindex hat eigentlich fast jedes Land: In Spanien ist es der IBEX 35, in Italien der FTSE MIB und in Großbritannien der FTSE 100. Viele Deutsche kennen die Konzerne im DAX, was ihn auch für viele Anleger beliebt macht. SAP, Siemens, Allianz oder die großen deutschen Autohersteller wie VW oder BMW sind alle Teil des Leitindex.
Als "Basisinvestment" eignen sich viele dieser Leitindizes aber nicht unbedingt, sagen Experten. Das heißt, ein Großteil seines Vermögens sollte man nicht in solch einen Leitindex packen. Finanzexperte Gerd Kommer erklärt im Podcast "Gold & Asche: Projekt ETF", dass Leitindizes wie der Nikkei in Japan oder der Dow Jones in den USA, die vor vielen Jahrzehnten entwickelt wurden, ursprünglich nur als Börsenbarometer fungieren sollten, nicht als Referenzindex für einen ETF. Man wollte mit den Leitindizes auf einen Blick zeigen, wie es um den nationalen Aktienmarkt steht. In so einen Index zu investieren, ist laut Kommer für Privatanleger selten die klügste Lösung.
Das Problem beim DAX und anderen Leitindizes ist, dass sie teils sehr subjektive Auswahlkriterien haben, wie zum Beispiel beim Dow Jones in den USA, oder nicht diversifiziert genug sind. Wenn nur ein paar wenige Konzerne oder eine bestimmte Branche, die stark vertreten ist, einen schlechten Tag haben, zieht das den gesamten Index nach unten. Es ist eben ein Unterschied, ob es zehn von 40 Unternehmen schlecht geht oder zehn von 400 - je nach Gewichtung. Das Risiko verteilt sich schlicht nicht auf eine so große Menge.
Folge 1: Warum eigentlich ETFs? (14. August)
Folge 2: Welche ETFs gibt es? (21. August)
Folge 3: Maschinenraum ETF (28. August)
Folge 4: Risiken und Kritik an ETFs (4. September)
Folge 5: Wie finde ich das richtige Depot (11. September)
Folge 6: Wie baue ich mein ETF-Portfolio auf? (18. September)
Weltaktienindex wie MSCI World
Das ist bei dem wohl größten und bekanntesten Index überhaupt anders: dem Welt-Index MSCI World. MSCI steht übrigens nur für den Index-Anbieter. MSCI ist also das Unternehmen, das diesen Index aufgesetzt oder "konstruiert" hat. Der MSCI World ist der Index, der die Wertentwicklung von knapp 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern verfolgt. Der MSCI World gilt für viele als Gradmesser des globalen Aktienmarkts.
Dabei deckt der MSCI World jedoch nur die Marktkapitalisierung der Industrieländer ab - davon zwar immerhin 85 Prozent. Wirtschaftliche Schwergewichte wie China oder Indien finden sich darin aber nicht. Kritiker sehen das als offene Flanke, doch der eigentlich größte Kritikpunkt am MSCI World bezieht sich auf das hohe US-Gewicht: Amerikanische Titel machen schließlich knapp 70 Prozent des gesamten MSCI-World-Gewichts aus. Das wird auch als "Klumpenrisiko" bezeichnet.
Neben dem MSCI World gibt es aber auch noch breiter gefasste Weltaktienindizes wie den MSCI All Country World oder den FTSE All World, die neben den Industrieländern auch die Schwellenländern abdecken. Dennoch bleiben auch bei diesen Indizes die USA am höchsten gewichtet, da sie sich ebenfalls nach der Marktkapitalisierung, also dem Börsenwert, richten.
Anleihen-ETF
Wenn es um ETF oder Indizes wie den MSCI World oder den DAX geht, dann handelt es sich in der Regel um Aktien-ETF oder Aktien-Indizes. Die machen in der Tat den Großteil des ETF-Marktes aus mit knapp zwei Drittel. Neben Aktien gibt es aber noch andere Anlageklassen: zum Beispiel Anleihen, Rohstoffe oder auch Kryptowährungen.
Anleihen können gerade mit Blick auf die Diversifikation im Portfolio sinnvoll sein. Sie gelten nicht nur als risikoärmer im Vergleich zu Aktien, sondern bewegen sich auch oft entgegengesetzt zum Aktienmarkt. Ein weiterer Vorteil von Anleihen-ETF oder auch Anleihen-Fonds liegt darin, dass man gleichzeitig in viele verschiedene Anleihen investieren kann. Natürlich kann man sich auch einzelne Anleihen ins Portfolio legen. Aber die Hürde für den Kauf ist recht hoch, besonders für Privatanleger.
Krypto-ETF eigentlich keine ETF?
Viele dürften sich wahrscheinlich auch für ETF anderer Anlageklassen wie Kryptowährungen oder Rohstoffe interessieren - weil es eben einfacher ist, über einen ETF im Depot an Rohstoffe wie Gold, Öl oder auch an Bitcoin zu kommen, als die Werte physisch zu erwerben. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent aller Bitcoin-Bestände verloren sein könnten, weil schlichtweg Passwörter vergessen wurden. Im Fall von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen braucht man mit einem ETF keine Wallet oder Krypto-Plattform nutzen.
Offiziell gibt es in Deutschland aber keine richtigen Bitcoin-ETF wie etwa in den USA. Es gibt bestimmte Voraussetzungen dafür, was als ETF bezeichnet werden darf. Um als ETF gelabelt zu werden, müssen mindestens fünf unterschiedliche Vermögenswerte im Index liegen. Beim MSCI All World Country sind das zum Beispiel 2.900 Unternehmen. Beim Bitcoin-ETF wäre es eben "nur" Bitcoin, und damit ein einziger Vermögenswert.
ETN sind kein Sondervermögen
In Deutschland sind die Bitcoin-ETF daher Bitcoin-ETN. ETN steht für Exchange Traded Notes. Im eigentlichen Sinne sind das Zertifikate oder Inhaberschuldverschreibungen, die rechtlich in eine andere Anlageklasse gehören. Das kann wichtige Konsequenzen haben: Die Notes gehören nicht zum "Sondervermögen" der Anbieter wie ETF. Sie sind also nicht zwingend geschützt, auch wenn viele freiwillig besichert sind. Geht zum Beispiel der ETN-Anbieter pleite, dann ist das Geld möglicherweise nicht abgesichert.
Solange alles gut läuft, merkt man als Anleger nichts, meint Jürgen Dietrich von der Börse Stuttgart. Aber: Im Fall einer Pleite des Anbieters kann es schwer sein, wieder an sein Geld ranzukommen - oder es kann auch ganz weg sein. Wenn ein ETF-Anbieter dagegen insolvent ist, sind eure Fonds und die Wertpapiere darin sicher.
Rohstoff-ETF
Eine andere große und wichtige Anlageklasse sind Rohstoffe: zum Beispiel Öl, Aluminium, Silber oder Zink. Auch in Rohstoffe kann man über ETF investieren. Das geht zum Beispiel, indem man in Unternehmen aus dem Rohstoff-Sektor investiert. Dann ist man zwar nicht direkt in den Rohstoff investiert, aber indirekt über die Unternehmen in der Branche.
Man kann aber auch ETF auf einen Rohstoffindex kaufen. So ein Index bildet die Preisentwicklung vieler Rohstoffe ab. Ein Beispiel dafür ist der Bloomberg Energy and Metals Index. Der bildet die Wertentwicklung von Erdgas, Silber, Gold oder auch Platin ab.
Was für die Bitcoin-ETF gilt, gilt übrigens auch für Rohstoffe. Wer jetzt nur in Gold, nur in Silber oder Öl investieren will, also in die einzelnen Rohstoffe, kann das mit sogenannten ETC machen - Exchange Traded Commodities. Auch hier wird gerne von Gold-ETF gesprochen, auch wenn es das rechtlich wieder nicht ganz ist.