Bullenfigur im Handelssaal der Frankfurter Börse
analyse

Dividenden als Kurstreiber Wie DAX-Anleger vom "Dividenden-Trick" profitieren

Stand: 30.06.2023 10:40 Uhr

Für den DAX könnte es an seinem 35. Geburtstag kaum besser laufen. Das ist aber auch einem "Dividenden-Trick" geschuldet. Privatanleger können davon profitieren - wenn sie ein paar Dinge beachten.

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Zu Beginn ein kleines Ratespiel: Welcher Index gehört nicht in diese Reihe - Dow Jones, Nasdaq, DAX oder Nikkei? Es ist natürlich der DAX, der aus der Reihe tanzt. Der Deutsche Aktienindex, der jüngst bei 16.427 Punkten ein neues Rekordhoch einfahren konnte und nun am 1. Juli seinen 35. Geburtstag feiert.

Denn beim DAX handelt es sich im Gegensatz zu den anderen großen internationalen Börsenindizes um einen so genannten Performance- oder auch Total-Return-Index. Das mag erst einmal technisch klingen, bedeutet aber ganz einfach, dass in seine Berechnung die Dividendenzahlungen der Unternehmen mit einfließen.

Eingebauter Zinses-Zins-Effekt im Performance-DAX

Überweist also etwa der DAX-Konzern Allianz einmal im Jahr seine Dividende an seine Aktionäre, so wird rein rechnerisch so getan, als ob diese Dividende sofort wieder in die Allianz-Aktie reinvestiert würde. Gleiches Spiel für die übrigen 39 Aktien im Deutschen Aktienindex.

Doch was bedeutet das für Privatanlegerinnen und Privatanleger, die etwa über einen ETF in den DAX investiert sind? Diese Reinvestition der Dividenden sorgt im DAX für einen eingebauten Zinses-Zins-Effekt. Damit kann der Performance-DAX theoretisch sogar dann steigen, wenn die Kurse fallen. Kritikerinnen und Kritiker sprechen daher auch vom "Botox-DAX" oder "getunten DAX".

"Botox-DAX" versus "echter DAX"

Dass die Dividenden ein maßgeblicher Renditetreiber im DAX sind, zeigt der Vergleich mit dem bei vielen Anlegerinnen und Anlegern weit weniger bekannten, weil medial fast gar nicht präsenten Kurs-DAX. Der Kurs-DAX wird in Analogie zu internationalen Indizes wie Dow Jones oder Nasdaq als reiner Kurs-Index berechnet, spiegelt also lediglich die Kursschwankungen der DAX-Aktien wider - Dividenden bleiben außen vor. Das hat wiederum massive Folgen für die Rendite.

Wer sein Geld in den Performance-DAX steckte, konnte über verschiedene Zeiträume hinweg stets ein deutliches Renditeplus im Vergleich zum Kurs-DAX einfahren. So erfreute etwa in den vergangenen 20 Jahren der Performance-DAX die Anleger mit einer Rendite von 386 Prozent. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum schaffte der Kurs-DAX nur eine Rendite von 167 Prozent.

Renditevergleich: Kurs-DAX vs. Performance-DAX
Anlagezeitraum Rendite Kurs-DAX Rendite Performance-DAX
1 Jahr 20% 24%
5 Jahre 10% 27%
10 Jahre 47 % 97 %
20 Jahre 167 % 386 %

Wie können Anleger den DAX handeln?

Ohne Dividenden als Renditetreiber fällt naturgemäß auch die Jagd nach Superlativen schwer: Während der Performance-DAX vor zwei Wochen bei 16.427 Punkten eine neue Bestmarke aufstellte, wollte dem Kurs-DAX dieses Kunststück nicht gelingen. Hier datiert das Rekordhoch (6883 Punkte) noch von Ende 2021, aktuell notiert der Kurs-DAX rund sechs Prozent darunter.

Unterm Strich spricht also für Privatanlegerinnen und Privatanleger vieles für ein Investment in den Performance-DAX, wollen sie sich eine Extra-Rendite sichern. Doch wie können sie dabei konkret vorgehen? Fakt ist: Der Index selbst ist streng genommen nicht handelbar. Um den DAX zu handeln, brauchen Anleger ein abgeleitetes Finanzinstrument, also etwa einen Fonds, ein Zertifikat oder einen ETF (Indexfonds).

Worauf Anleger bei einem DAX-Investment achten sollten

Doch egal wie Anlegerinnen und Anleger in den DAX investieren: Wichtig ist dabei, zwei Faktoren genau im Blick zu behalten - die Kosten und den Anlagezeitraum. Es gilt, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, zehren diese doch an der Rendite. Bei ETF-Vergleichsportalen im Internet gibt es daher stets auch die Möglichkeit, die Angebote nach der TER, also der Gesamtkostenquote (Total-Expense-Ratio), zu sortieren. Diese gibt die jährlichen Kosten in Prozent an. Der aktuell günstigste DAX-ETF hat eine TER von 0,08 Prozent pro Jahr.

Sinnvoll ist es darüber hinaus auch, in einen thesaurierenden ETF zu investieren, hier werden die DAX-Dividenden direkt wieder reinvestiert. Wählt man dagegen die ausschüttende Variante, wo die Dividenden etwa einmal jährlich ausgezahlt werden, verzichtet man auf die beschriebene Extra-Rendite.

DAX-Investments - je länger, desto besser

Mit Blick auf den Anlagezeitraum gilt pauschal gesagt die Regel: je länger, desto besser. Das zeigt auch ein Blick auf das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Zwar macht die Einberechnung der Dividenden den DAX ein Stück weit unabhängiger von den Kurskapriolen an der Börse. Doch im kurzfristigen Zeitfenster kann es durchaus zu heftigen Aufs und Abs kommen. Wer etwa Ende 2021 den DAX kaufte und ihn ein Jahr später wieder verkaufte, musste einen Wertverlust von 12,3 Prozent verschmerzen.

Hingegen fuhren Anlegerinnen und Anleger, die 15 Jahre oder länger in den DAX investierten, in keiner der zig möglichen Varianten einen Verlust ein. Bei einem Anlagezeitraum von 20 Jahren lag die durchschnittliche Rendite bei 8,6 im Jahr. Im schlechtesten Fall standen Anleger mit einer Rendite von 3,3 Prozent da, im besten Fall konnten sie sich über ein Plus von 15,2 Prozent auf das angelegte Geld freuen - pro Jahr wohlgemerkt.

35 Jahre DAX - das könnte auch für den ein oder anderen (jungen) Menschen, der Altersvorsorge betreiben möchte, ein Denkanstoß sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 30. Juni 2023 um 09:00 Uhr.