Strategien für die Vermögensbildung Das ETF-Depot richtig mischen
Richtig in Indexfonds investieren - aber wie? Wer als Verbraucher ein paar Regeln beachtet und die Kosten niedrig hält, kann mit wenig Aufwand die passende Mischung für die Vermögensbildung finden.
Wer die Vorteile der Indexfonds (ETF) für sich nutzen will, kann sich schon mit wenigen Produkten ein eigenes Anlage-Portfolio aufbauen. Bei der Auswahl der Fonds kommt es darauf an, seine Sparziele, seinen Anlagehorizont, aber auch die eigene Risikobereitschaft abzustimmen.
Ein Portfolio bedeutet im Bereich der privaten Geldanlage eine Zusammenstellung von mehreren Bestandteilen. Damit soll ein konkretes Ziel erreicht werden: das Kapital möglichst sinnvoll zu streuen. Denn ein Portfolio soll auch schwierige Phasen am Finanzmarkt überstehen können, etwa einen "Sturm" am Aktienmarkt. Es soll Risiken und Schwankungen minimieren und möglichst kostengünstig sein.
Ziele und Zeitraum bestimmen das Portfolio
Die "richtige" Mischung von Aktien-ETF, aber auch "sicheren" Bausteinen wie Anleihen, sei eine sehr persönliche Frage je nach Lebensphase, beschreibt Ivica Jankovic, Vermögensberater bei der Privatbank Quirin. "Jeder Anleger verfolgt ja mindestens ein bestimmtes Ziel mit seiner Anlage. Ein Portfolio hilft, dieses Ziel oder diese Ziele mit einer höheren Wahrscheinlichkeit oder höheren Sicherheit zu erreichen."
Ein solches Ziel kann es sein, zusätzlich etwas fürs Alter beiseite zu legen. Es gibt aber natürlich noch viele andere - zum Beispiel für die Kinder zu sparen. Oder man bildet Vermögen, damit man einmal eine Immobilie finanzieren kann. Vielleicht soll es auch die Weltreise sein, die man schon so lange plant.
ETFs ermöglichen es also, zu jeder Zeit in eine breite Auswahl von Aktien oder anderen Wertpapieren gleichzeitig zu investieren - und das auch schon mit geringen Summen. Anleger können Anteile zum Beispiel per Sparplan kaufen.
"Voll auf Aktien" in jungen Jahren
Wer einen langen Anlagezeitraum vor sich hat, könne dabei voll auf den Aktienmarkt setzen, so Experte Jankovic. Bei Zeiträumen von zehn, 15 oder 20 Jahren werden die Schwankungen, die es an den Weltbörsen immer wieder gibt, in aller Regel "überstanden". Die Wahrscheinlichkeit für Verluste ist also sehr gering.
Für eine weltweite Streuung im Aktienmarkt sind ETF sehr gut geeignet. Man kann mit einem ETF einen Index wie den DAX kaufen, aber auch den Weltindex MSCI World, der rund 1.500 Aktien aus 23 Industrieländern enthält.
Ein Portfolio kann dann prinzipiell aus nur einem Produkt bestehen, erklärt Markus Jordan vom ETF-Anlegerportal extraETF: "Es gibt ETF, die extrem breit streuen. Da habe ich 4.000, 5.000 oder noch mehr Aktien, in die ich investiere - in Industrie- und in Schwellenländer. Mehr oder weniger ich bin in die gesamte Aktienwelt investiert."
Folge 1: Warum eigentlich ETFs? (14. August)
Folge 2: Welche ETFs gibt es? (21. August)
Folge 3: Maschinenraum ETF (28. August)
Folge 4: Risiken und Kritik an ETFs (4. September)
Folge 5: Wie finde ich das richtige Depot (11. September)
Folge 6: Wie baue ich mein ETF-Portfolio auf? (18. September)
Sicherer Baustein aus Anleihen oder Festgeld
Wer nicht mehr ganz so viel Zeit hat, um sein Geld im Aktienmarkt arbeiten und sich vermehren zu lassen, muss sein Portfolio anders strukturieren. Sind es bis zum geplanten Renteneintritt oder dem Hauskauf weniger als zehn Jahre, kann man einen längeren Kursrückgang an den Aktienmärkten nicht mehr einfach "aussitzen".
Statt voll auf Aktien zu setzen, kommen dann auch Anleihen oder andere Anlageklassen, im Börsendeutsch auch "Assetklassen" genannt, ins Spiel. "Dann funktionieren Anleihen, die eben auch eine wertschöpfende Funktion haben, aber auf eine andere Art und Weise. Das Risiko dort ist deutlich geringer", meint Vermögensberater Jankovic. "Von daher kann ich ein gut strukturiertes, diversifiziertes Anleihenportfolio quasi als Risikopendant aufbauen zu den Aktien."
Eine 50:50-Aufteilung von Aktien und sicheren Anlagen hat etwa die Stiftung Warentest mit ihrem "Pantoffel Portfolio” bereits vor vielen Jahren entwickelt. Dabei werden rund 50 Prozent breit gestreut in Aktien investiert. Die andere Hälfte ist dann der sichere Depotbaustein: Er besteht aus Anleihen, Festgeld oder Tagesgeld.
Wie hoch ist die "Risikokapazität"?
Um den individuellen Anteil von Aktien und sicheren Portfolio-Bestandteil zu ermitteln, kann man auch seine "Risikokapazität" oder Risikotragfähigkeit ermitteln. Hier zu gibt es im Internet verschiedene Werkzeuge, mit denen man sich diesem Wert über die Beantwortung von einigen Fragen nähern kann.
Wer "sein" Portfolio mit Aktien und sicheren Bestandteilen wie Anleihen, Fest- oder Tagesgeld aufbaut, sollte in zeitlichen Abständen immer wieder einen Blick ins Depot werfen. Denn das Verhältnis dieser Bestandteile verschiebt sich mit der Zeit.
Wenn die Aktienmärkte in einem Jahr zum Beispiel gut laufen, am Anleihenmarkt aber die Kurse weniger stark steigen oder sogar fallen, dann ändert sich die Verteilung von Aktien und Anleihen. Um diese Ausgangsverteilung wieder herzustellen, empfehlen Experten ein "Rebalancing": Durch wenige Käufe und Verkäufe wird das Depot wieder ins Gleichgewicht gebracht. Rebalancing-Rechner, wie der des Verbraucherportals Finanzfluss, finden sich ebenfalls im Internet.
Entnahme im Alter, bei laufendem Depot
Wie aber sieht das Portfolio aus, wenn nach langem Ansparen ein kleines Vermögen entstanden ist? Auch das hängt von den individuellen Sparzielen ab. Wer für einen Immobilienkauf lange Jahre angespart hat und nun das gesamte Kapital braucht, verkauft sein Portfolio. Wer einen Teil der Alterseinkünfte davon bestreiten will, muss ebenfalls auf sein Depot zugreifen - also eine sogenannte "Entnahme" vornehmen.
Damit der Verkauf von Fondsanteilen so kostengünstig wie möglich vonstatten geht, sollte man die Konditionen bei seiner Bank oder seinem Discountbroker im Auge behalten. Wie hoch die Entnahme ausfällt, hängt einerseits vom Bedarf im Alter ab, andererseits vom Zeitraum, über den die Entnahme erfolgen soll. Auch die Höhe der Entnahme lässt sich annäherungsweise berechnen, wenn man einen Zeitraum und eine angenommene Verzinsung des restlichen Kapitals zugrunde legt.
Auch in dieser Lebensphase hängt der Aktienanteil im Portfolio von der individuellen Risikobereitschaft ab. Wer nicht auf die regelmäßige Entnahme angewiesen ist, kann einen höheren Aktienanteil wählen. In jedem Fall spielt dann der sichere Bestandteil aus Anleihen, schnell verfügbarem Tagesgeld oder Festgeld eine wichtigere Rolle als zum Start des Portfolios.