Das von ukrainischen Behörden veröffentlichte Foto zeigt Menschen vor einem zerstörten Wohnhaus in Wosnessensk.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine: Offenbar Angriff nahe AKW im Süden ++

Stand: 21.08.2022 00:35 Uhr

Laut ukrainischen Angaben hat eine russische Rakete ein Wohngebiet im Süden getroffen - unweit des zweitgrößten AKW des Landes. Russlands Verteidigungsminister spricht bei etwaigen Einreisesperren von "Nazi-Politik". Alle Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

21.08.2022 • 00:35 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden den Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine und danken herzlich für Ihr Interesse. Auch am Sonntag sind wir wieder mit einem neuen Liveblog für Sie da.

In der Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine hat der prorussische Bürgermeister offenbar einen Anschlag überlebt. Ein improvisierter Sprengsatz sei nahe dem Zoo der Stadt explodiert, den der Bürgermeister besuchen wollte, teilte das Innenministerium der selbsternannten Volksrepublik Donezk mit. Er sei unverletzt geblieben.

Mariupol war in den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges eine der umkämpftesten Städte der Ukraine. Weitgehend zerstört kam sie schließlich unter russische Kontrolle.

Das österreichische Außenministerium bestellt für Sonntag Russlands Ständigen Vertreter bei den Internationalen Organisationen, Mikhail Ulyanov, ein. Hintergrund ist dessen Reaktion auf einen Tweet des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der sich für US-Waffenlieferungen bedankt hatte. Diesen Tweet soll Ulyanov mit den Worten kommentiert haben "Keine Gnade für die ukrainische Bevölkerung!" Der ORF berichtete, dass eines Sprecherin des Außenministeriums in Wien daraufhin erklärt hatte: "Wir sind empört über die menschenverachtenden Aussagen des russischen Ständigen Vertreters und über seine Versuche zu relativieren, was nicht zu relativieren ist". Das Ministerium stehe zwar für freie Meinungsäußerung, sei aber auch frei darin, "entschieden gegen solch verhetzende Äußerungen einzutreten", schrieb die Sprecherin demnach in einer schriftlichen Stellungnahme und kündigte dabei an, dass Ulyanov für morgen ins Außenministerium zitiert werde.

Der stellvertretende US-Finanzminister Wally Adeyemo warnt, dass Russland versuche, westliche Sanktionen über die Türkei zu umgehen. Adeyemo habe diese Befürchtung dem stellvertretenden türkischen Finanzminister Yunus Elitas übermittelt, teilte das US-Finanzministerium mit. In einem Telefonat hätten die beiden Politiker auch über die anhaltenden Bemühungen gesprochen, Sanktionen gegen Russland durchzusetzen.

Der Chef des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (World Food Programme, WFP), David Beasley, befürchtet, dass sich die Lebensmittelversorgung am Horn von Afrika in den kommenden Wochen weiter zuspitzen wird. "Ich glaube, es gibt eine große Wahrscheinlichkeit, dass es eine Erklärung einer Hungersnot geben wird", sagte Beasley bei einem Besuch in Kenia der Nachrichtenagentur AP. Zu der ohnehin jahrelangen Dürre kämen die hohen Lebensmittel- und Spritpreise. Auch könnte sich die Lage - unter anderem in Somalia - durch eine möglicherweise weitere niederschlagslose Regenzeit weiter verschlechtern.

Beasley sagte, die langsame Öffnung der ukrainischen Schwarzmeerhäfen und erste Getreidelieferungen nach Afrika seien zu wenig, um die weltweite Lebensmittelkrise zu lösen. Vor allem reiche Staaten wie die erdölproduzierenden Länder am Golf müssten helfen. Auch China stehe in der Pflicht.

Laut WFP-Angaben leiden bereits 22 Millionen Menschen in der Region an Hunger. Nach der Klassifizierung der Vereinten Nationen spricht man dann von einer Hungersnot, wenn in einer Region mindestens jedem fünften Haushalt nahezu vollständig Lebensmittel und/oder Trinkwasser fehlen, pro Tag mindestens zwei Menschen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern an Unterernährung sterben und mehr als 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung leiden.

David Beasley, Leiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), mit Dorfbewohnern in Wagalla, Kenia.

David Beasley, Leiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, hat in Kenia auch angekündigt, dass die USA Getreide aus der Ukraine aufkaufen und an Not leidende Regionen liefern wollen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) reisen morgen gemeinsam nach Kanada. Hauptziel des Besuchs ist die Vertiefung der Zusammenarbeit beider G7- und NATO-Länder im Klima- und Energiebereich. Bei den Gesprächen mit Ministerpräsident Justin Trudeau soll es aber auch um die politische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine gehen.

Mit drei Stationen - Montreal, Toronto und einem Ort in Neufundland - an drei Tagen ist die Reise ungewöhnlich lang. Kanzler und Vizekanzler werden von gut einem Dutzend Wirtschaftsvertretern begleitet. Gesprochen werden soll unter anderem über die Entwicklung von Wasserstofftechnologien und den Aufbau von Lieferketten für Wasserstoff. Dazu soll auch ein Abkommen unterzeichnet werden.

Kanada ist mit einer Fläche von fast zehn Millionen Quadratkilometern nach Russland nach zweitgrößte Land der Welt, mit etwa 37 Millionen Einwohnern aber vergleichsweise dünn besiedelt.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat die Vorschläge für ein EU-weites Einreiseverbot von Russinnen und Russen in die Europäische Union als "Nazi-Politik" kritisiert. Es sei ein "klares Hervortreten einer nazistischen Politik" zu beobachten, wenn "von den höchsten europäischen Tribünen" aktiv die "russophobe" Idee vorangetrieben werde, allen russischen Bürgern die Einreise in die Länder der EU zu verbieten, sagte Schoigu der Nachrichtenagentur dpa zufolge auf einem Kongress in der Nähe von Moskau.

Mehrere Staaten setzen der Reisefreiheit mittlerweile Grenzen und schränken die Vergabe von Schengen-Visa an Russinnen und Russen im Alleingang ein. Dazu gehören Estland, Lettland, Litauen und Tschechien. Finnland will ab September folgen, Polen erwägt eine ähnliche Regelung. Dänemark drängt auf eine EU-Lösung und will im Zweifel ebenfalls selbst handeln.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Westen aufgerufen, Russinnen und Russen die Einreise zu verbieten. Schoigu kritisierte, dass sich in der Ukraine eine nationalistische Politik seit Jahren gegen alles Russische richte. Das sei zu einer Bedrohung für Russlands Sicherheit geworden, sagte er und rechtfertigte damit einmal mehr den Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew werden erbeutete russische Panzer und Militärtechnik sowie andere Kriegstrophäen ausgestellt. Gezeigt werden sie auf der Prachtstraße Chreschtschatyk.

Die Ausstellung steht im Kontext des 31. Unabhängigkeitstages, den die Ukraine kommenden Mittwoch feiert, berichtet ARD-Reporterin Rebecca Barth.

Rebecca Barth, zzt. ARD Kiew, über den ukrainischen Nationalfeiertag am Mittwoch und die angespannte Lage in Saporischschja

tagesschau24 16:00 Uhr

Das ukrainische Militär hat in der Nacht Ziele in der russisch besetzten Stadt Melitopol angegriffen, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Der ukrainische Bürgermeister Iwan Fedorow schrieb demnach im Messengerdienst Telegram von gewaltigen Explosionen, die in der ganzen Stadt zu hören gewesen seien. Erste Erkenntnisse deuteten seinen Angaben zufolge darauf hin, dass bei einem ukrainischen Präzisionsschlag ein russischer Militärstützpunkt getroffen worden sei.

Die Leiterin der russischen Verwaltung in Melitopol, Galina Daniltschenko, gab laut Nachrichtenagentur AP hingegen an, Wohngebiete seien beschädigt und ein Zivilist verletzt worden. "Die russische Luftabwehr hat Raketen abgefangen, aber wegen des Beschusses wurden die Häuser von Bewohnern auf (zwei) Straßen teilweise zerstört und beschädigt", teilte sie auf Telegram mit. Der Ukrainer Fedorow machte in einem weiteren Post die russischen Besatzungskräfte für den Beschuss von zehn Wohnhäusern verantwortlich.

Melitopol ist die größte russisch besetzte Stadt in der Region Saporischschja im Süden des Landes und wurde bereits zu Beginn des russischen Angriffskriegs erobert. Bürgermeister Fedorow war Mitte März entführt worden und kam kurz darauf im Zuge eines Gefangenenaustauschs wieder frei.

UN-Generalsekretär António Guterres hat bei seinem Besuch in Istanbul gefordert, russischen Nahrungs- und Düngemitteln den ungehinderten Zugang zu den weltweiten Märkten zu ermöglichen. Der Export ukrainischen Getreides sei wichtig, aber nur ein Teil der Lösung.

Die Ukraine und Russland hatten am 22. Juli unter UN-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen aus Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Im Zuge der Einigung unterzeichneten die UN und Russland auch eine separate Absichtserklärung. Diese sieht nach UN-Angaben vor, den Export von russischen Lebensmitteln und Düngemitteln zu fördern.

"Ohne Dünger 2022 wird es 2023 vielleicht nicht genug Nahrung geben", so Guterres bei einer Rede im Istanbuler Kontrollzentrum, das eigens für das Getreide-Abkommen eingerichtet wurde. Er sprach angesichts der Arbeiten rund um die Eröffnung des gesicherten Korridors für Getreide aus der von Russland angegriffenen Ukraine von einer "beeindruckenden und inspirierenden Operation". Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen waren wegen des russischen Angriffskrieges zuletzt monatelang blockiert gewesen.

Ukrainischen Beamten zufolge, auf die sich die Nachrichtenagentur Reuters bezieht, hat eine russische Rakete ein Wohngebiet der südukrainischen Stadt Wosnessensk getroffen. Neun Zivilisten seien verletzt worden. Der Ort liege unweit eines Kernkraftwerks und schüre die Angst vor einem nuklearen Unfall während des Krieges in der Ukraine, hieß es den Angaben zufolge von den ukrainischen Beamten.

Witalij Kim, Gouverneur der Region Mykolajiw, schrieb im Messengerdienst Telegram, dass vier Kinder unter den Verletzten seien. Bei dem Angriff seien zudem mehrere Privathäuser und ein fünfstöckiges Wohnhaus in Wosnessensk beschädigt worden.

Die Stadt liegt etwa 30 Kilometer vom Kernkraftwerk Süd-Ukraine - dem laut Nachrichtenagentur Reuters zweitgrößten des Landes nach dem russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja - entfernt. Das staatliche Unternehmen Enerhoatom, das alle vier ukrainischen Kernenergiegeneratoren verwaltet, bezeichnete den Angriff auf Wosnessensk als "einen weiteren Akt russischen Atomterrorismus". Russland reagierte nicht sofort auf den Vorwurf. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Situation vor Ort nicht sofort überprüfen. Berichte über Schäden am AKW gab es den Angaben zufolge nicht.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich beim Besuch in der türkischen Hafenstadt Istanbul angesichts des Frachters "Brave Commander" bewegt gezeigt. Die Ladung von 23.000 Tonnen Weizen ist im Rahmen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen für Äthiopien bestimmt.

"Es ist so bewegend, in Istanbul das Schiff 'Brave Commander' zu sehen, das mit Tonnen ukrainischen Weizens beladen ist", twitterte Guterres. Für den Nachmittag war eine Pressekonferenz in dem Kontrollzentrum geplant, das eigens für das Getreide-Abkommen eingerichtet wurde.

Ukrainisches Getreide hatte monatelang in der Ukraine festgesteckt. Die Vereinten Nationen und die Türkei hatten Ende Juli Vereinbarungen vermittelt, denen zufolge die Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges wieder Getreide über ihre Schwarzmeerhäfen ausführen darf. Es wird geschätzt, dass mehr als 20 Millionen Tonnen Getreide-Erzeugnisse in der Ukraine lagern. Laut Mitteilung des Koordinierungszentrums haben zwischen Anfang des Monats und 19. August rund 650.000 Tonnen Getreide und andere Lebensmittel ukrainische Häfen verlassen können.

Der von Russland besetzte Teil des ukrainischen Gebiets Saporischschja will nach eigenen Angaben künftig mehr Getreide außer Landes bringen - das meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf örtliche Behördenangaben.

Die Exporte sollen dem von Russland eingesetzten Verwaltungschef Jewgeni Balizki zufolge ausgeweitet werden, wenn der von Russland besetzte ukrainische Hafen Berdjansk am Asowschen Meer einsatzbereit sei, so Balizki. Dann könnten auch Länder wie die Türkei, Saudi-Arabien und Ägypten beliefert werden.

Den Angaben zufolge werden bereits jetzt täglich bis zu 7000 Tonnen Getreide exportiert - der weitaus größte Teil, bis zu 5000 Tonnen täglich, per Bahn, so Balizki. Wohin das Getreide gebracht wird, sagte er nicht. Die Ukraine hat Russland wiederholt beschuldigt, aus besetzten Gebieten Getreide zu stehlen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat am zweiten Jahrestag des Giftanschlags auf Kremlgegner Alexej Nawalny Russlands Umgang mit Meinungsfreiheit kritisiert. Der russische Krieg gegen die Ukraine habe auch Konsequenzen für das Land, sagte Scholz in seiner Videoreihe "Kanzler kompakt".

"Freiheit und Demokratie waren schon vorher gefährdet. Aber jetzt ist die Meinungsfreiheit noch viel mehr gefährdet und viele fürchten sich, ihre eigene Meinung zu sagen", so Scholz. Gerade deshalb sei es so wichtig, in diesen Tagen auch an Nawalny zu denken. Dieser sei "unverändert ein mutiger Mann" und stehe für die Prinzipien, "die für viele Bürgerinnen und Bürger Russlands eine gute Perspektive weisen. Nämlich, dass man am besten lebt in einer Demokratie und einem Rechtsstaat".

Nawalny, prominenter Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin, hatte einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok am 20. August 2020 nur knapp überlebt und sich in Deutschland davon erholt. Bei der freiwilligen Rückkehr nach Moskau im Januar 2021 wurde er festgenommen. Seither sitzt der 46-Jährige in Haft.

Die USA planen nach Angaben des Welternährungsprogramms (World Food Programme, WFP) der Vereinten Nationen den Kauf von etwa 150.000 Tonnen Getreide aus der Ukraine für unter Lebensmittelknappheit leidende Regionen. Eingekauft werden solle das Getreide in den kommenden Wochen in ukrainischen Häfen, die im russischen Angriffskrieg nicht mehr von einer Blockade betroffenen seien, sagte WFP-Chef David Beasley der Nachrichtenagentur AP.

An welche Länder die Lieferungen gehen sollen, war noch nicht bestätigt. Die Diskussionen darüber dauerten an, sagte Beasley in Kenia. Die geplante Lieferung beträgt mehr als das sechsfache des Getreides, das im Rahmen der ersten von der WFP arrangierten Getreidelieferung aus der Ukraine im Krieg in Richtung des Horns von Afrika unterwegs ist.

Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine sind nach Ansicht des britischen Geheimdienstes durch die vermehrten Explosionen hinter den eigenen Linien im Süden des Landes unter Druck geraten. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London hervor.

Zwar habe keine der beiden Seiten Vorstöße an der Frontlinie in der Region Cherson gemacht, doch die "zunehmend häufigen Explosionen hinter russischen Linien üben wohl Druck auf die russische Logistik und Luftstützpunkte im Süden aus", so die Briten. Insgesamt habe es in der vergangenen Woche nur minimale Veränderungen an den Frontverläufen gegeben.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

20.08.2022 • 12:09 Uhr

Guterres in Istanbul angekommen

UN-Generalsekretär António Guterres ist im türkischen Istanbul angekommen. Zentraler Punkt seines Aufenthalts ist ein Besuch im neu geschaffenen Kontrollzentrum für die Getreideexporte. Über dieses Zentrum werden Frachter kontrolliert, auf denen Getreide oder auch Mehl aus der Ukraine ausgeführt werden oder die die Ukraine ansteuern.

Lange war der Getreideexport aus der Ukraine wegen des russischen Angriffskrieges blockiert gewesen. Im Juli hatten sich Russland und die Ukraine unter Vermittlung der UN und der Türkei auf ein Abkommen geeinigt, durch welches der Export wieder ermöglicht werden sollte. Bedingung war die Kontrolle der Frachter, da Moskau befürchtete, die Ukraine könne über den Seeweg auch Waffen ins eigene Land liefern lassen.

Uwe Lueb, Uwe Lueb, ARD Istanbul, 20.08.2022 11:33 Uhr

Die Grünen-Energieexpertin Lisa Badum sieht in der von Russland angekündigten Unterbrechung der Gas-Lieferung nach Deutschland ein politisches Manöver der russischen Führung von Präsident Wladimir Putin. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk mahnte sie darum nochmals an, Deutschland müsse schnellstmöglich unabhängig von russischer Energie werden.

Der russische Energiekonzern Gazprom hatte gestern Abend angekündigt, die ohnehin bereits reduzierten Gaslieferungen durch Nord Stream 1 vom 31. August bis zum 2. September vollständig einzustellen. Begründet wurde dies mit Wartungsarbeiten.

China hat seinen Import von Kohle und Öl aus Russland im vergangenen Monat erneut gesteigert. Im vergangenen Monat bezog die Volksrepublik rund 7,15 Millionen Tonnen an Öl aus Russland - im Vergleich zu Juli 2021 bedeutet das ein Plus um 7,6 Prozent. Das geht aus Angaben des Zollamtes in der chinesischen Hauptstadt Peking hervor.

Chinas Kohleimporte aus Russland stiegen zeitgleich auf den höchsten Wert seit mehr als fünf Jahren. Demnach beliefen sich die Einfuhren im Juli auf 7,42 Millionen Tonnen. Das sind rund 14 Prozent mehr als noch im Vorjahresmonat.

Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim habe die Luftabwehr der russischen Flotte erneut eine Drohne abgeschossen, teilte der Verwaltungschef der Stadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, mit. Brennende Trümmerteile seien auf dem Stabsgebäude der Schwarzmeerflotte gelandet. Es habe auch eine Explosion gegeben. In sozialen Medien wurden Aufnahmen verbreitet, die zeigen sollen, wie eine Rauchsäule von Dach des Gebäudes aufsteigt. Schwere Zerstörungen wurden laut Raswoschajew aber nicht verursacht. Er machte der Ukraine für den Angriff verantwortlich.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums zufolge haben zwei weitere Getreide-Frachter aus der ukrainischen Hafenstadt Tschornomorsk abgelegt. Damit würde die Zahl der Schiffe, die Getreide aus dem Kriegsland exportieren seit dem Abkommen zwischen den UN, der Türkei, der Ukraine und Russland auf 27 steigen.

Nachdem Russland einen erneuten mehrtägigen Lieferstopp von Gas für Deutschland angekündigt hat, bietet die Ukraine an, die durch das eigene Land führenden Pipelines für den Transfer zu nutzen.

"Die Kapazitäten des ukrainischen Gastransportsystems und der Route durch Polen sind mehr als ausreichend, um die Erfüllung der Lieferverpflichtungen von russischem Gas in europäische Länder sicherzustellen", teilte der Betreiber des ukrainischen Gasleitungsnetzes mit. Die Alternativroute biete sich "angesichts chronischer Unterbrechungen der Arbeit von Nord Stream 1" an.

Der russische Staatskonzern Gazprom hatte gestern angekündigt, dass die Lieferung über die Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten vom 31. August bis 2. September ausgesetzt werden müsse. Russland hat die Menge an Gas, das derzeit durch die Pipeline nach Deutschland fließt, bereits auf 20 Prozent der möglichen Lieferkapazität gedrosselt.

UN-Generalsekretär Guterres will nach seinem Besuch in der Ukraine heute das in der Türkei geschaffene Kontrollzentrum für die Getreideexporte besuchen.

Dort werden die Frachter inspiziert, die Getreide aus der Ukraine exportieren oder auf dem Weg dorthin sind, um beladen zu werden. Das sieht das Abkommen vor, das die UN und die Türkei mit der Ukraine und Russland ausgehandelt hatten. Moskau hatte darauf bestanden, um sicherzustellen, dass die Ukraine nicht über den Seeweg mit Waffen beliefert wird.

Nach UN-Angaben sind seit Anfang August aus der Ukraine 600.000 Tonnen Getreide, Mehl und Öl ausgeführt worden.

Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour steht einem möglichen Stopp für Kurzzeit-Visa, die an russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger vergeben werden, um in die EU einreisen zu können, kritisch gegenüber.

Er verstehe die Gefühle derjenigen, die angesichts des brutalen Angriffs auf die Ukraine touristische Reisen russischer Bürger in die EU unterbinden wollten, sagte Nouripour der Nachrichtenagentur dpa. Gleichzeitig pochte er auf das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit in der EU.

Bisher haben bereits Estland, Lettland, Litauen und Tschechien die Vergabe solcher Visa an Russinnen und Russen eingeschränkt. Finnland will ab September folgen, Polen erwägt eine ähnliche Regelung. Dänemark dringt auf eine EU-Lösung und will sonst ebenfalls selbst handeln.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte in einer Videobotschaft davor, dass Russland am AKW Saporischschja eine "groß angelegte Provokation" plane. Ziel sei es, das Kraftwerk vom ukrainischen Stromnetz abzukoppeln und stattdessen an das russische Stromnetz anzuschließen.

Das AKW steht unter russischer Kontrolle und wurde in den vergangenen Wochen wiederholt beschossen. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für diese Angriffe verantwortlich.

Rebecca Barth, WDR, zzt. Kiew, zur Lage in Saporischschja und Nikopol

tagesschau24 11:00 Uhr

Die USA haben weitere Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine im Wert von rund 775 Millionen Dollar angekündigt. Nach den jüngsten Rückschlägen soll die russische Schwarzmeerflotte verstärkt werden. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 20. August 2022 um 09:00 Uhr.