König Charles III. im Bundestag Eine Rede über die Freundschaft
Kein Wort vom Brexit und von der EU. Stattdessen betonte der britische König in seiner Rede im Bundestag die enge Freundschaft und Verbundenheit beider Länder. Charles' politische und teils sehr persönliche Worte fanden großen Anklang - auch bei den Kritikern.
Ein König, der den deutschen Humor versteht und das gekonnt einsetzt. Er wisse, dass Miss Sophies "the same procedure as every year, James" zu einem deutschen glücklichen neuen Jahr gehöre. "Wie unter guten Freunden üblich, erlaubt die Herzlichkeit unserer Beziehungen manchmal ein kleines Lächeln auf Kosten der Anderen", so Charles III..
Die enge Freundschaft beider Länder: Das ist das zentrale Thema seiner Rede im Bundestag. Das erste Mal spricht ein Monarch vor dem Parlament - und dann auch noch in großen Teilen auf Deutsch.
Bilaterale Beziehungen statt EU
Interessiert hat der deutsche Historiker und Adelsexperte Leonhard Horowski bei der Rede des Königs zugehört. Ihm fällt besonders auf, dass Charles ganz bewusst die EU oder den Brexit nicht erwähnt hat. "Er hat sich auf die bilateralen Beziehungen konzentriert, die Beziehungen, die nach dem Brexit verbessert werden können, und das ist sicherlich auch im Interesse der britischen Regierung."
Denn Charles sei auch im Auftrag des britischen Staates unterwegs. "Es ist ausdrücklich so, dass die Reden des britischen Monarchen vom britischen Außenministerium und dem Premierminister vorab gegengelesen werden", so Horowski.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas betont, dass auch nach dem Brexit eines gelte: "Großbritannien und Deutschland sind und bleiben enge Verbündete und vertrauensvolle Partner." Sie bedankt sich außerdem für den "unverzichtbaren und großen Beitrag" des Vereinten Königreichs zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus und die Freundschaft mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Erster Deutschland-Besuch mit 13 Jahren
Die enge Verbundenheit beider Länder wird während des dreitägigen Staatsbesuches immer wieder thematisiert. Charles erinnert daran, dass er bereits mit 13 Jahren das erste Mal in Deutschland gewesen sei. Ein Foto seines ersten Besuches hatte er vom Bundespräsidenten Steinmeier gestern als Gastgeschenk erhalten.
"Charles ist Deutschland noch zugewandter als seine Mutter, da er durch seinen Vater zum Beispiel von den Hohenzollern abstammt", betont Horowski. "Er ist der Monarch mit den engsten familiären Beziehungen zu Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg." Genau das wurde für den Historiker auch deutlich bei der Aussprache schwieriger deutscher Wörter in seiner Rede.
König Charles III. neben einem Geschenk von Bundespräsident Steinmeier: Ein Jugendfoto von Charles' erstem Besuch in Deutschland, an der Seite seines Vaters.
Enge Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen
Der König sei jemand, der Brücken bauen kann, weil er die deutsche Kultur versteht. Das betont Jens Zimmermann, Vorsitzender der deutsch-britischen Parlamentarier Gruppe, im Interview mit Phoenix: "Nach der Rede stehen alle da und fragen sich alle noch ein bisschen mehr: Wie konnte das mit dem Brexit eigentlich passieren?" Er war überrascht, wie politisch die Rede doch in Teilen gewesen sei.
So lobte der König die deutsche und britische "Führungsrolle" bei der Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg und würdigt den deutschen Beitrag: "Der Entschluss Deutschlands, der Ukraine so große militärische Unterstützung zukommen zu lassen, ist überaus mutig, wichtig und willkommen." Nicht überraschend erwähnt der König ein Thema, das ihn seit Jahren bewegt: "die existenzielle Herausforderung des Klimawandels und der Erderwärmung zu bewältigen".
Renate Künast von den Grünen hofft, dass er alleine durch seine Anwesenheit das Thema hebt und betont vorab im Interview mit Phoenix: "Er ist ein bisschen so ein grüner König." Sie kennt Charles bereits seit Jahren und hat sich mit ihm fachlich ausgetauscht. Immer wieder sollen auch Experten beeindruckt davon sein, wie gut sich der König auskennt.
Selbst Kritiker klatschen mit
Die einzige Rivalität, die Charles zwischen Deutschland und Großbritannien erwähnt, ist die im Fußball. Besonders herzlich bedankt er sich für die deutsche Anteilnahme nach dem Tod seiner Mutter und er erinnert an ihren Beitrag zur Versöhnung von Deutschland und Großbritannien nach zwei Weltkriegen.
Die Rede des Königs kommt bei den Abgeordneten gut an, am Ende folgt stehender Beifall im ganzen Parlament. Selbst Abgeordnete der Linkspartei klatschen, obwohl es aus ihren Reihen zum Teil Kritik an dem Auftritt gab. Linken-Chef Martin Schirdewan kritisierte vorab: "Es ist nicht angemessen, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt."
Auch prominente Gäste auf der Tribüne
Zu einem Verneigung der Abgeordneten kam es nicht, aber zu einer größtmöglichen Aufmerksamkeit auf deutscher Seite. Neben der Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz sowie den Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und dem Bundesverfassungsgericht waren auch auf der Tribüne prominente Gäste. Von dort verfolgten unter anderem die früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck und Christian Wulff die etwa halbstündige Rede und die ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundestages, Rita Süßmuth.
Der Staatsbesuch soll ein neues Kapitel in den deutsch-britischen Beziehungen aufschlagen: "Die lange und besondere Geschichte unserer beiden Länder enthält noch viele ungeschriebenen Kapitel. Lassen Sie uns diese mit einem unermüdlichen Streben nach einer besseren Zukunft füllen." Mit diesem Aufruf beendet der König seinen Auftritt im Deutschen Bundestag.