US-Präsident auf Twitter Fast zwei Drittel der Trump-Tweets markiert
Seit dem Wahltag in den USA sind fast zwei Drittel der Trump-Tweets mit Warnhinweisen versehen worden, weil die Inhalte irreführend oder falsch seien. Ab Januar könnte sein Profil sogar gesperrt werden.
Bereits seit einigen Wochen werden immer wieder Tweets des US-Präsidenten auf Twitter als irreführend markiert. Doch seit dem Wahltag in den USA gleicht das Twitter-Konto von Donald Trump mit den vielen Warnhinweisen einer einzigen Gefahrenzone für Desinformation. In dieser Zeit setzte Trump 50 Tweets ab. Davon wurden 31 markiert - zumeist als umstritten vom Wahrheitsgehalt oder irreführend. Aber auch Hinweise auf den noch gar nicht bestätigten Wahlausgang finden sich, genauso Informationen zur Sicherheit der Abstimmung per Brief.
Trump behauptet immer wieder - ohne irgendwelche Belege zu liefern - es gebe massive Manipulationen bei der Wahl. Das Analyse-Instrument Botsentinel warnt daher vor drei Trump-Tweets mit einer Warnung vor Desinformation. Nicht markiert wurden lediglich 19 der Trump-Tweets.
Zudem teilte der Präsident diverse Inhalte der rechtsradikalen Seite "Breitbart" und zuletzt zehn Videos hintereinander von dem ultrakonservativen Sender Fox News. Bei Inhalten anderer Nutzer, die bei Trump als Retweet auftauchen, wurden sieben markiert und elf nicht markiert.
Trump-Konto ab Januar gesperrt?
Trump hatte in der Vergangenheit auch Codes und Symbole der QAnon-Bewegung weiter verbreitet. Zahlreiche Konten aus dem QAnon-Netzwerk wurden von Twitter bereits gelöscht.
Ebenso suspendierte das Unternehmen zuletzt das Profil des ehemaligen "Breitbart"-Chefs und Trump-Beraters Steve Bannon, nachdem dieser nicht nur den Wahlausgang - ohne Belege - als gefälscht bezeichnete, sondern in einem Podcast nahelegte, dass der Immunologe Anthony Fauci und FBI-Direktor Christopher Wray enthauptet werden sollten. Grund sei ihre Treulosigkeit gegenüber Präsident Trump. "Ich würde die Köpfe aufspießen" - als Warnung an Bürokraten der Bundesregierung, erklärte Bannon.
Möglicherweise könnte Trumps Konto im kommenden Jahr wegen der vielen irreführenden und bereits widerlegten Tatsachenbehauptungen ebenfalls deaktiviert werden. Bislang verzichtete Twitter auf diesen Schritt, da die Tweets eines Staatsoberhaupts im öffentlichen Interesse seien. Politische Beobachter meinen zudem, Twitter sei wohl besonders nachsichtig mit Trump, da das Unternehmen durchaus von der weltweiten Aufmerksamkeit für die Trump-Tweets profitiere.
Doch mit der Abwahl verliert Trump das Privileg, als Präsident die Twitter-Regeln besonders weit auslegen zu können. Twitter bestätigte gegenüber den US-Medien Engadget und The Verve, dass am 20. Januar 2021 - also an dem Tag der Inauguration seines Nachfolger Joe Biden - dem scheidenden Präsidenten seine Privilegien entzogen würden. Danach könnte bei weiter andauernden Verstößen das Konto zunächst vorübergehend und schließlich auch dauerhaft gesperrt werden.
Trumps wichtigster Kommunikationskanal
Trump hat fast 90 Millionen Follower auf Twitter. Es handelt sich dabei um seinen privaten Kanal, das offizielle Twitter-Profil des US-Präsidenten (@potus) kommt derzeit auf rund 32,5 Millionen Follower - und wird im Januar auf Joe Biden übertragen, dem bislang lediglich 17,7 Millionen Profile folgen.
Biden nutzt Twitter allerdings grundlegend anders als Trump: Seit 2007 hat er rund 6800 Tweets veröffentlicht, Trump hingegen seit 2009 mehr als 58.000. Der abgewählte Präsident twitterte oft selbst, wütete regelrecht gegen politische Gegner und Medien. Für Trump ist Twitter der direkte und wichtigste Weg in die Öffentlichkeit - für das Biden-Team hingegen offenkundig lediglich einer von mehreren wichtigen Kommunikationskanälen, um die Öffentlichkeit zu erreichen.