Trumps Twitter-Account mit seinen letzten Postings
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Trump auf Twitter Von "Covfefe" bis zur offenen Hetze

Stand: 29.05.2020 14:55 Uhr

80 Millionen Follower, eine gigantische Reichweite und Tweets, die weltweit für Aufsehen sorgen: US-Präsident Trump regiert und attackiert via Twitter. Oft wurde er parodiert. Daten zeigen aber, wie wichtig dieses Sprachrohr für ihn ist.

Von Patrick Gensing, ARD-aktuell

Donald Trump ist auf Twitter "Der wahre Donald Trump": Statt des offiziellen Account @POTUS - also President of the United States - nutzt er sein privates Konto @realDonaldTrump. Während dem offiziellen Präsidentenkonto bei Twitter immerhin 30 Millionen Profile folgen, sind es auf Trumps Konto mehr als 80 Millionen. Noch mehr Follower können wenige Prominente aufweisen - darunter Barack Obama, Justin Bieber, Katy Perry und Christiano Ronaldo.

Deutsche Politiker können von solchen Zahlen nur träumen; die beliebtesten Konten gehören hier Fußballern: Mesut Özil (25 Millionen) und Toni Kroos (acht Millionen Follower) sind führend. Kanzlerin Angela Merkel ist gar nicht bei Twitter vertreten, Regierungssprecher Steffen Seibert kommt auf 950.000 Follower. Doch einen Makel weist Trumps Profil auf: Der Name Donald Trump war bereits vergeben, als er 2009 ein Profil einrichtete - von einem Parodieaccount. Daher der Zusatz "echter" oder "wahrer" Donald Trump.

Screenshot

Trumps Twitter-Profil im Jahr 2009...

Eher Sprachrohr als Informationsquelle

Dass Trump Twitter weniger als Informationsquelle, sondern vor allem als Sprachrohr nutzt, legt die geringe Zahl der Konten nahe, denen er selbst folgt - nämlich lediglich 46. Darunter sind seine Frau und sein Sohn, sein eigenes Wahlkampfprofil sowie Politiker der Republikaner und Fox-News-Kommentatoren wie Tucker Carlson.

Beachtlich ist hingegen die Zahl der Tweets, die Trump abgesetzt hat: Seit 2009 sind es mehr als 42.000 Nachrichten. Dabei war er in den ersten Jahre noch zurückhaltend, weist auf Publikationen und Medienauftritte von sich hin. Ab 2012 twitterte er dann deutlich mehr, wie sein Twitterarchiv zeigt. Besonders aktiv war Trump rund um die Präsidentschaftswahl 2016. Nachdem er danach zeitweilig etwas weniger twitterte, steigt die Zahl der Nachrichten in den vergangenen Monaten wieder stetig an.

Twitter als Nachrichtengenerator

Seine Tweets wurden insgesamt mehr als 230 Millionen mal retweetet und erhielten mehr als 930 Millionen Likes, wie eine Auswertung von Tweetbinder zeigt. Quasi jeder Tweet von Trump wird medial aufgegriffen und beispielsweise im Fernsehen gezeigt. Während früher Äußerungen in TV-Interviews der Ausgangspunkt von Nachrichten waren, sind es nun Tweets, die dann im Fernsehen und Hörfunk zitiert und thematisiert werden.

Allerdings spielen große Medien wiederum für Trumps Tweets eine große Rolle: Er reagiert oft auf aktuelle Berichterstattung. Am häufigsten bezieht er sich auf Fox News, das als sein Lieblingssender gilt. Die "New York Times", CNN und andere Medien erwähnt Trump auch regelmäßig, allerdings zumeist in einem negativen Kontext. Er bezeichnet sie als "Fake News" oder "Lamestreammedia" ("lahme Mainstreammedien"). Zudem soll Trump mehrere Konten nach Kritik blockiert haben, darunter den des Schriftstellers Stephen King, der ihn immer wieder vehement kritisiert. Gerichte stuften dies allerdings als unzulässig ein, da Trump sein Profil zu offiziellen Zwecken als Staatsmann nutze.

Trump twittert oft selbst

Was Trumps Twitter-Konto besonders macht: Hier twittert der Chef offenkundig selbst. Während Künstler, Sportler und viele Prominente Agenturen und Teams beauftragen, um die Social-Media-Aktivitäten zu planen und umzusetzen, twittert Trump oft persönlich - nicht selten ganze Twitter-Salven, zuletzt vor allem gegen seinen Amtsvorgänger Obama und zu kritischen Medienberichten zur Corona-Pandemie. Über die Sicherheit von Trumps Smartphones wurde medial viel spekuliert, da er von seinen privaten Handys getwittert haben soll.

Viele seiner Tweets wurden unfreiwillig zur Vorlage für Gags im Netz: So beispielsweise die Formulierung "Covfefe", bei der bis heute unklar ist, was Trump damit gemeint haben will. Auch ein Tweet zu angeblichen Vorkommnissen in Schweden wurden tausendfach parodiert. Als Trump den Namen seiner Frau falsch schrieb, sorgte dies für viel Spott.

Kokettieren mit Gewalt

Der erfolgreichste Trump-Tweet ist eine Art Klamauk-Video - mit durchaus ernstem Hintergrund. Darin ist zu sehen, wie ein Mann am Rande eines Wrestlings-Kampfs einen anderen Mann attackiert und zu Boden reißt. Dieses Video wurde aber noch bearbeitet: Auf den Kopf des Angreifers wurde das Gesicht von Trump montiert, der attackierte Mann trägt statt eines Kopfes ein CNN-Logo auf den Schultern. Dieser Tweet erhielt mehr als 500.000 Likes - und dokumentiert, wie aggressiv Trump Medien angeht, die er auch als "Feinde des Volkes" brandmarkte.

Viele von Trumps Tweet wurden als rassistisch, aggressiv und unangemessen kritisiert. Er teilte einen Tweet der rechtsradikalen Gruppe "Britain first", verbreitete falsche Zahlen zur Kriminalität, attackierte verbündete Staaten und beleidigte einzelne Personen.

Nun hat Twitter Tweets von Trump mit Hinweisen versehen: Zum einen mit einem Faktencheck über einen angeblichen Wahlbetrug 2016, zum anderen mit einem Hinweis, der Inhalt verstoße gegen die Richtlinien.

Das will sich Trump nicht gefallen lassen und unterzeichnete ein Dekret, das die Möglichkeit der Plattformen beschneiden soll, Inhalte zu moderieren. Seinen Kommunikationskanal will er weiterhin ohne Hinweise auf irreführende oder beleidigende Inhalten nutzen - als "der wahre Donald Trump".

Zuvor hatte Twitter bereits Tweets von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, Venezuelas Präsident Nicolas Maduro und vom Trump-Anwalt Rudy Giuliani entfernt oder mit Warnhinweisen versehen. Dabei ging es um Behauptungen über die Corona-Pandemie, die Twitter als irreführend oder falsch eingestuft hatte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-morgenmagazin am 29. Mai 2020 um 08:07 Uhr.