Angriffe aus dem Libanon Israel meldet schweren Raketenbeschuss
Die gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Libanon gehen unvermindert weiter. Israel meldete massiven Beschuss durch die Hisbollah-Miliz. Dabei wurden offenbar erstmals Raketen eingesetzt, die Tel Aviv erreichen könnten.
Nach dem großflächigen israelischen Bombardement von Einrichtungen und Munitionslagern der Hisbollah im Libanon am Montag mit vielen Toten hat die schiitische Miliz ihrerseits Israel beschossen.
100 Raketen seien in der Nacht und am Morgen in fünf Salven im Norden Israels eingeschlagen, hätten Brände ausgelöst und Gebäude beschädigt, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Ein Großteil der Geschosse sei abgefangen worden. Danach seien weitere Abschussvorrichtungen der Hisbollah im Libanon zerstört worden.
Hisbollah setzt Rakete größerer Reichweite ein
Erstmals hat die Hisbollah auch Raketen eingesetzt, die den Großraum Tel Aviv erreichen können, berichtet ARD-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler.
Den ganzen Morgen über ertönte im Norden Israels Raketenalarm. Ein Video, das in israelischen Medien gezeigt wurde, zeigte Explosionen auf einer Schnellstraße. In den Aufnahmen waren Autofahrer zu sehen, die an die Seite fuhren und sich neben ihren Fahrzeugen auf den Boden legten.
Das Medizinische Zentrum von Galiläa im Norden Israels teilte mit, zwei Patienten seien leicht am Kopf verletzt worden, als neben ihrem Auto eine Rakete einschlug. Bei der Flucht von Menschen in Schutzräume und Autounfällen während des Raketenalarms gab es mehrere Leichtverletzte.
Hisbollah bekennt sich zu neuem Angriff
Die Hisbollah erklärte, sie habe Israel mindestens sechsmal mit Raketen des Typs "Fadi 1" und "Fadi 2" angegriffen. Unter anderem habe sie den Militärflughafen Megiddo westlich von Afula angegriffen und erneut auch den Militärstützpunkt Ramat David nahe der Küstenstadt Haifa. Die israelische Seite bestätigte dies nicht.
Den Einsatz von "Fadi"-Raketen hatte die Hisbollah erstmals am Sonntag erwähnt. Sie stellte die Raketen auch in einem Video vor. Sie sind nach einem Ingenieur der Miliz benannt, der 1987 im Konflikt mit Israel ums Leben kam. Den Angaben aus dem Video zufolge sollen die sechs Meter langen Geschosse eine Reichweite von 70 bis 100 Kilometern haben und etwa 80 bis 170 Kilogramm schwere Sprengköpfe tragen können. Es soll sich um eine Variante der von Syrien entwickelten "Chaibar 1"-Rakete handeln, die die Hisbollah erstmals 2006 einsetzte.
Schulen geschlossen, Strände gesperrt
Nach den massiven Luftangriffen am Montag im Libanon hatte Israels Heimatschutz die Bürger zuvor landesweit auf mögliche Gegenangriffe der libanesischen Hisbollah-Miliz vorbereitet. Ein Sprecher des Heimatschutzes sagte der Nachrichtenseite ynet, die Einwohner des Landes sollten im Fall von Raketenangriffen Schutzräume aufzusuchen.
Besondere Anweisungen gelten weiterhin im Bereich nördlich der Hafenstadt Haifa. Dort findet kein Schulunterricht statt, die Strände sind geschlossen. Im Fall eines Sirenenalarms im Großraum Tel Aviv hätten die Menschen bei Angriffen aus dem Libanon anderthalb Minuten Zeit, Schutzräume aufzusuchen, sagte der Heimatschutz-Sprecher.
Die israelische Regierung hatte gestern in Erwartung von Hisbollah-Angriffen landesweite Vorsichtsmaßnahmen beschlossen. Dieser hat auch zur Folge, dass die Größe von Versammlungen eingeschränkt werden kann.
Satellitendaten zeigen Ausmaß der Angriffe
Von der Nachrichtenagentur AP ausgewertete Satellitendaten geben einen Eindruck davon, welche Gebiete des Libanon Israel am Montag bombardierte. Es sei eine Fläche von mehr als 1.700 Quadratkilometern betroffen gewesen, wie aus den Daten hervorgeht.
Ersichtlich sind auch große Brände im Süden des Libanon von der Grenze bis nach Maschghara im Bekaa-Tal rund 20 Kilometer weiter nördlich. Ein besonders heftiges Feuer wütete nahe der Küstenstadt Nakura, wo auch die UN-Blauhelmmission Unifil einen Stützpunkt hat.
Der Libanon steckte schon vor der Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Schätzungsweise 80 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut.