Chaos und Verzweiflung im Libanon "Wir halten das nicht mehr aus"
Im Libanon herrschen Panik und Verunsicherung. Tausende Menschen fliehen vor den israelischen Angriffen aus dem Süden und Osten des Landes. Die zivile Infrastruktur gerät zunehmend an ihre Grenzen.
Auf den Straßen im Libanon herrscht Chaos. Auf Bildern sind Staus und voll beladene Autos zu sehen. Die Menschen sind auf der Flucht - aus dem Süden fliehen sie in Richtung der libanesischen Hauptstadt Beirut und aus dem Osten des Landes in die Bergregionen oder einfach weg. Libanesische Medien berichten von Tausenden Menschen, die vor den Angriffen der israelischen Armee fliehen.
Der Sprecher des israelischen Militärs, Daniel Hagari, hatte angekündigt, man bereite sich auf einen groß angelegten und gezielten Angriff in der Bekaa-Ebene vor. "Wir raten Zivilisten in libanesischen Dörfern, die sich in der Nähe von Gebäuden oder in Gebäuden aufhalten, die die Hisbollah für militärische Zwecke nutzt oder wo sie Waffen lagert: Begeben Sie sich für Ihre eigene Sicherheit sofort aus der Gefahrenzone."
Israel nimmt Süden und Osten ins Visier
Die Luftangriffe sind massiv: Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums sind bei den jüngsten israelischen Angriffen Hunderte Menschen getötet und verletzt worden - unter ihnen auch Frauen, Kinder und Sanitäter. Nach den beiden Explosionswellen von Kommunikationsgeräten im Libanon in der vergangenen Woche hat sich der Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel deutlich intensiviert.
Jetzt hat Israel den Süden und Osten des Landes ins Visier genommen - dort sollen sich Hisbollah-Hochburgen befinden. Zahlreiche ihrer Anführer kamen auch bei diesen Attacken ums Leben, berichten arabische Medien.
Hisbollah hat wichtige Führungspersönlichkeiten verloren
Die Hisbollah feuert ihrerseits Geschosse auf Israel ab und gibt sich siegessicher. Elias Hanna, ein ehemaliger Brigadegeneral der libanesischen Armee, hält die Miliz dennoch für geschwächt. "Die Hisbollah versucht, die Führungspersönlichkeiten zu ersetzen, die sie verloren hat", sagte er dem arabischen Nachrichtensender Al Jazeera.
Doch die Hisbollah habe dennoch ein Führungsproblem. Die Miliz versuche das schnell auszugleichen, so Hanna. "Aber Israel lässt ihr keine Möglichkeit, die Initiative zurückzugewinnen."
Menschen in Beirut sind zunehmend verzweifelt
Ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar. Auf den Straßen der libanesischen Hauptstadt Beirut sind die Menschen zunehmend pessimistisch. Sie haben Angst vor einem erneuten Krieg - wie dieser Passant:
Es herrscht auf alle Fälle Angst, weil es jetzt Schlag und Gegenschlag gibt. Wenn die Hisbollah einen großen Schlag ausführt, wird Israel antworten und noch mehr zerstören. Wir halten das nicht mehr aus.
Die libanesische Regierung wirft der israelischen Armee angesichts der Angriffe einen "Vernichtungskrieg" vor. Das Gesundheitssystem des Landes ist am Limit und mit den vielen Verletzten überfordert. Im Land werden jetzt Schulen freigeräumt, um die Flüchtenden aufzunehmen.
Es ist eine enorme Herausforderung, zumal in der Bekaa-Ebene auch viele Geflüchtete aus dem benachbarten Syrien unter ärmlichsten Bedingungen leben. Auch für sie dürfte eine erneute Flucht bevorstehen.