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Krieg in Nahost ++ Israel: Wollen keine Bodenoffensive im Libanon++

Stand: 24.09.2024 23:32 Uhr

Israel hat laut seines UN-Botschafters nicht die Absicht, mit Bodentruppen in den Libanon vorzurücken. Wegen des Konflikts mit der Hisbollah hat Premier Netanyahu seine Reise zur UN-Generaldebatte erneut verschoben. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

24.09.2024 • 23:32 Uhr

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Im Libanon sind durch israelische Luftangriffe nach offiziellen Angaben Zehntausende Menschen vertrieben worden. 27.000 von ihnen hätten aus dem Süden und der Bekaa-Ebene im Osten kommend Zuflucht in Notunterkünften gesucht, sagte der geschäftsführende Umweltminister Nasser Jassin. Mehr als 250 Schulen seien dafür kurzfristig in Notunterkünfte verwandelt worden. Seitdem seien einfache Hilfsgüter, Hygiene-Artikel und Mahlzeiten für etwa 20.000 Menschen verteilt worden. In den Notunterkünften seien vor allem Matratzen knapp. 

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) teilte mit, Teams verteilten landesweit Matratzen und Hygiene-Artikel in Notunterkünften. Es gebe auch telefonische Beratungsstellen für Vertriebene, um ihnen psychologische Unterstützung zu bieten. Viele MSF-Mitarbeiter harrten wegen der anhaltenden israelischen Angriffe in ihren Häusern im Süden und Osten aus, andere seien geflohen.

Außenministerin Annalena Baerbock warnt angesichts der massiven israelischen Luftangriffe auf die Hisbollah-Miliz im Libanon vor einem zusätzlichen Krieg in Nahost. "Wir dürfen nicht in einen weiteren Krieg hinein rutschen, sondern wir müssen alles tun, dass es zu einer Deeskalation, gerade mit Blick auf die Situation im Libanon jetzt kommt", sagte sie am Rande der UN-Generalversammlung in New York. 

Berichte über getötete Zivilisten, darunter Kinder sowie Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), machten deutlich: "Es braucht gerade jetzt Deeskalation von allen Seiten." Das UNHCR hatte mitgeteilt, bei den Angriffen Israels im Libanon sei das Wohnhaus einer Mitarbeiterin von einer israelischen Rakete getroffen worden. Auch deren jüngster Sohn sei dabei getötet worden.

24.09.2024 • 20:44 Uhr

Bericht: Weitere Tote im Libanon

Im Libanon sind bei israelischen Angriffen nach Berichten einer Staatsagentur weitere Menschen getötet worden. Wie NNA berichtet, starben im Ort Duair südlich von Beirut vier Anwohner und ein syrischer Flüchtling. In Nabatijeh im Süden habe es bei Luftangriffen sechs Tote gegeben. Die NNA meldete schwere Bombardements in mehreren Orten im Süden des Libanon sowie weitere Angriffe in Baalbek im Osten des Landes.

Die israelische Luftwaffe teilte mit, am Abend Dutzende Ziele der proiranischen Hisbollah im Osten und Süden des Nachbarlandes attackiert zu haben, darunter Waffenlager und Raketenabschussrampen. Die Angriffe dauern demnach an. Zugleich registrierte das Militär rund 300 Geschosse, die aus dem Libanon auf israelisches Gebiet abgefeuert worden seien. 

Die USA stehen nach eigener Aussage bei den Bemühungen um ein Ende der Angriffe zwischen Israel und der Hisbollah in Kontakt mit Verbündeten. "Wir arbeiten hier in New York und in Hauptstädten weltweit in Echtzeit daran", sagte der stellvertretende Berater für nationale Sicherheit des Weißen Hauses, Jon Finer, der Nachrichtenagentur AP zufolge. Er äußerte sich bei einer Veranstaltung am Rande der UN-Vollversammlung. Die Einzelheiten zu den Gesprächen würden nicht alle genannt, man sei aber sehr an einer Deeskalation interessiert.

Finer wich Fragen dazu aus, ob die Kämpfe zwischen Israel und der militant-islamistischen Hisbollah bereits ein totaler Krieg seien. Ein "großer Krieg, ein breiterer Krieg" sei weder im Interesse Israels noch im Interesse des Libanons, sagte er.

Israel hat nach Angaben seines UN-Botschafters Danny Danon nicht die Absicht, mit Bodentruppen im Libanon vorzurücken. "Wir haben in der Vergangenheit Erfahrungen im Libanon gesammelt. Wir sind nicht darauf erpicht, irgendwo eine Bodeninvasion zu starten", sagte Danon laut Nachrichtenagentur AFP am Rande der UN-Generaldebatte in New York.

"Wir wollen unsere Jungs nicht in den Kampf in einem fremden Land schicken, aber wir sind entschlossen, die israelische Zivilbevölkerung zu schützen." Israel bevorzuge eine diplomatische Lösung. "Wenn das nicht funktioniert, wenden wir andere Methoden an, um der anderen Seite zu zeigen, dass wir es ernst meinen", sagte der UN-Botschafter. Sein Land werde alles Erforderliche tun, damit die Zivilisten wieder in ihre Wohngebiete im Norden Israel zurückkehren könnten.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat seine Reise zur UN-Generaldebatte vor dem Hintergrund des Konflikts mit der Hisbollah abermals verschoben. Statt am Mittwoch werde Netanyahu nun am Donnerstag in New York ankommen und am Freitag seine Rede vor der UN-Vollversammlung halten, sagte der israelische Botschafter Danny Danon. Die Spannungen in Nahost hatten sich in den vergangenen Wochen verschärft, sodass Netanyahu seine ursprünglich für Dienstag geplante Ankunft zuvor schon auf Mittwoch verschoben hatte. 

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben am Abend eine neue Angriffswelle auf Hisbollah-Ziele im Libanon gestartet. Die Armee "führt gerade umfangreiche Angriffe auf Terrorziele der Hisbollah im Libanon aus", erklärte das Militär. "Details folgen", hieß es weiter.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei einem gezielten Angriff in Beirut einen hochrangigen Hisbollah-Kommandeur getötet. Kampfjets der Luftwaffe hätten das Stadtviertel Dahijeh in Beirut angegriffen "und Ibrahim Mohammed Kobeissi eliminiert, den Kommandeur des Raketennetzwerks der Terrororganisation Hisbollah", erklärte das Militär. Aus dem Umfeld der Hisbollah wurde der Tod Kobeissis bestätigt. 

Bei den schweren Angriffen Israels im Libanon sind zwei Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) getötet worden. Die Organisation sei "entsetzt und zutiefst traurig" über die Tötung ihrer Mitarbeiter, teilte UNHCR mit. Das Wohnhaus einer Kollegin, die seit zwölf Jahren im UN-Büro im Osten des Landes arbeitete, sei von einer israelischen Rakete getroffen worden. Der weitere getötete Mitarbeiter habe seit Jahren im Büro in der Küstenstadt Tyros gearbeitet.

US-Präsident Joe Biden hat vor einem "umfassenden Krieg" im Libanon gewarnt. "Niemand hat ein Interesse an einem umfassenden Krieg", sagte der US-Präsident vor der UN-Vollversammlung in New York. "Auch wenn die Situation eskaliert ist, ist eine diplomatische Lösung noch möglich", sagte Biden angesichts des seit Tagen eskalierenden Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon.

Die Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben mehrere Militärstützpunkte in Israel angegriffen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, rund 215 Geschosse aus dem Nachbarland registriert zu haben, die auf israelisches Gebiet gefeuert worden seien. Sie habe den Stützpunkt Nimra nahe Haifa im Norden sowie die Basen Schimschon und Eliakim angegriffen, erklärte die Hisbollah. Mit Raketen habe sie auch den Ort Rosch Pina im Norden Israels attackiert. 

Beschüsse zwischen Israel und Hisbollah zwingen tausende Menschen zur Flucht

Simon Riesche, ARD Kairo, tagesschau, 24.09.2024 16:00 Uhr

Bei einem israelischen Angriff in Beirut sind nach libanesischen Angaben sechs Menschen getötet worden. Bei dem Angriff im Süden der libanesischen Hauptstadt seien zudem 15 Menschen verletzt worden, erklärte das libanesische Gesundheitsministerium. Das israelische Militär teilte mit, die Armee habe "einen gezielten Angriff in Beirut ausgeführt. Details folgen."

Das mit der Hisbollah-Miliz verbundene Islamische Gesundheitskomitee hatte zuvor von drei Toten gesprochen. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, das Ziel des Angriffs sei ein Wohngebäude im Gebiet Ghobeiri gewesen. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurden bei dem Angriff zwei Stockwerke eines Gebäudes in einem Wohngebiet zerstört und mehrere Autos beschädigt. 

Wegen des massiven militärischen Schlagabtauschs zwischen der pro-iranischen Hisbollah und Israel sind Hunderte Menschen aus dem Libanon ins benachbarte Syrien geflohen. Nach den schwersten israelischen Angriffen auf Hisbollah-Ziele im Libanon seit dem Libanon-Krieg 2006 hätten am Montag bis zum späten Abend rund 500 Menschen die Grenze an den Übergängen Kusajr und Dabusija überquert, sagte ein syrischer Sicherheitsbeamter der Nachrichtenagentur AFP.  Am frühen Morgen hätten immer noch Fahrzeuge den Grenzübergang passiert, sagte er weiter. Die Menschen wollten seinen Angaben zufolge bei Freunden und Bekannten in der Stadt Homs und in deren Umland unterkommen. 

UN-Generalsekretär António Guterres hat vor einer weiteren Eskalation in Nahost gewarnt. "Der Libanon steht am Rande des Abgrunds", sagte Guterres zum Auftakt der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York. "Wir sollten alle über diese Eskalation alarmiert sein", so Guterres weiter. "Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass der Libanon zu einem weiteren Gaza wird."

Die Situation im Gazastreifen sei "ein ständiger Albtraum, der die ganze Region ins Chaos zu stürzen droht", sagte Guterres weiter. Während er den "abscheulichen" Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober verurteilte, sagte Guterres zugleich, es gebe "keine Rechtfertigung für eine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes". Erneut forderte er einen "sofortigen" Waffenstillstand.

Die Welt sei "in einem Strudel gefangen", in dem die geopolitischen Spaltungen immer größer würden und "Kriege toben, ohne dass man weiß, wie sie enden werden", sagte Guterres. "Wir bewegen uns geradewegs auf das Unvorstellbare zu, ein Pulverfass, das die Welt zu verschlingen droht." Der UN-Generalsekretär beklagte ferner einen "Grad an Straflosigkeit in der Welt", der "moralisch untragbar" sei. Es gebe Regierungen, die das Völkerrecht "mit Füßen treten".

24.09.2024 • 14:05 Uhr

Israel greift Ziel in Beirut an

Die israelische Armee hat einen Luftangriff auf ein südliches Viertel der libanesischen Hauptstadt Beirut geflogen. Es sei ein "gezielter Angriff" gewesen, betonte das Militär. Wem der Angriff galt und ob es Verletzte gibt, ist bislang nicht bekannt. Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, der Angriff habe "zwei Etagen in einem Wohngebäude im Gebiet Ghobeiri ins Visier genommen".

Die USA rufen amerikanische Staatsangehörige dazu auf, den Libanon zu verlassen, solange noch Flüge angeboten werden. Das sagt ein Sprecher des Präsidialamts dem US-Fernsehsender ABC News. Mehr als 30 Flüge von und nach Beirut wurden heute abgesagt, wie auf der Website des Internationalen Flughafens der libanesischen Hauptstadt zu sehen war.

Angesichts der weiter eskalierenden Situation in Nahost hat die Lufthansa ihren Flugstopp nach Tel Aviv und Teheran verlängert. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, werden die israelische Mittelmeermetropole und die iranische Hauptstadt bis zum 14. Oktober nicht angeflogen. Lufthansa-Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut bleiben demnach bis einschließlich 26. Oktober ausgesetzt. Für dieses Ziel gilt bereits seit Ende Juli ein Flugstopp. 

Im Libanon sind bei israelischen Luftangriffen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Beirut bisher mehr als 550 Menschen getötet worden. Darunter seien 50 Kinder und vier Sanitäter, sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Firass Abiad vor Journalisten. Mehr als 1.800 weitere Menschen seien verletzt worden, sie würden in mehr als 50 Krankenhäusern behandelt.

Israel setzte seine Luftangriffe heute im Süden und Osten des Libanon fort. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete unter anderem von Bombardements im Ort Siddikine und nahe der Küstenstadt Tyros im Süden. Die Angriffe schienen am Vormittag aber zunächst weniger heftig zu sein als bei den massiven Bombardements vom Montag mit Hunderten Toten.

Die Vereinten Nationen haben sich "ernsthaft besorgt" über die "gravierende Eskalation" der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon gezeigt, die "zehntausende Menschen" zur Flucht veranlasst habe. "Zehntausende Menschen waren gestern und in der Nacht gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, und die Zahlen steigen weiter", sagte der Sprecher der UN-Flüchtlingsbehörde, Matthew Saltmarsh, vor Journalisten in Genf.

Die israelische Armee hatte gestern nach eigenen Angaben rund 1600 Ziele angegriffen, um Infrastruktur der pro-iranischen Schiitenmiliz in den Hisbollah-Hochburgen im Libanon zu zerstören. Dabei wurden nach Angaben der libanesischen Regierung mindestens 492 Menschen getötet und mehr als 1600 weitere verletzt.

"Hisbollah ist definitiv geschwächt", Ramin Sina, ARD Kairo, zzt. Beirut, zur Lage im Libanon

tagesschau, 24.09.2024 12:00 Uhr

Nach dem großflächigen israelischen Bombardement im Libanon am Montag hat die schiitische Miliz mit neuen Angriffen auf Israel reagiert. 75 Raketen seien in der Nacht und am Dienstagmorgen in fünf Salven im Norden Israels eingeschlagen und hätten Brände ausgelöst und Gebäude beschädigt, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Abschussvorrichtungen der Hisbollah im Libanon seien daraufhin zerstört worden.

Den ganzen Morgen über war im Norden Israels Raketenalarm zu hören. Ein Video, das in israelischen Medien gezeigt wurde, zeigte Explosionen auf einer Autobahn. In den Aufnahmen waren Autofahrer zu sehen, die an die Seite fuhren und sich neben ihren Fahrzeugen auf den Boden legten. Das Medizinische Zentrum von Galiläa im Norden Israels teilte mit, zwei Patienten seien leicht am Kopf verletzt worden als neben ihrem Auto eine Rakete einschlug. Bei der Flucht von Menschen in Schutzkeller und Autounfällen während des Raketenalarms gab es ebenfalls mehrere Leichtverletzte.

Rauch steigt im Norden Israels nahe der Grenze zum Libanon auf.

24.09.2024 • 10:39 Uhr

"Israels Flugabwehr funktioniert"

Laut ARD-Korrespondentin Hanna Resch greift die Hisbollah Israel weiter massiv an. "Dutzende Raketen kommen in Nordisrael an", sagt sie in einer Schalte auf tagesschau24. Israels Luftverteidigung funktioniere aber gut und könne die Raketen abfangen. Nur deshalb gebe es bislang keine Toten. Bislang gebe es nur leicht Verletzte. Die Regierung befürchtet allerdings, dass die Hisbollah in Zukunft auch Tel Aviv und andere Großstädte angreifen könne.

Mit den massiven Angriffen im Libanon verfolge die israelische Regierung drei Ziele: Zum einen wolle man präventiv Raketenlager und Abschusstationen zerstören, um Beschuss durch die proiranische Miliz zu verhindern. Außerdem wolle man die Islamisten Richtung Norden treiben, um die Reichweite der Angriffe auf israelischem Gebiet zu begrenzen. Und es soll so viel militärischer Druck aufgebaut werden, dass die Hisbollah - unabhängig vom Gaza-Krieg - den Beschuss auf Israel stoppt.

"Luftabwehrsystem Israels funktioniert bisher weiterhin gut", Hanna Resch, ARD Tel Aviv, zu Beschüssen zwischen Israel und Hisbollah

tagesschau24, 24.09.2024 10:00 Uhr

Von der Nachrichtenagentur AP ausgewertete Satellitendaten geben Aufschluss darüber, welche Gebiete des Libanon Israel bisher bombardiert hat. Eine Fläche von mehr als 1700 Quadratkilometern wurde am Montag bei Hunderten Luftangriffen unter Beschuss genommen, wie aus den Daten hervorgeht.

Ersichtlich sind darin auch große Brände im Süden des Libanon von der Grenze bis nach Maschghara im Bekaa-Tal rund 20 Kilometer weiter nördlich. Ein besonders heftiges Feuer wütete nahe der Küstenstadt Nakura, wo auch die UN-Blauhelmmission UNIFIL einen Stützpunkt hat.

AP nutzte für die Auswertung ein System der Weltraumorganisation NASA, das eigentlich für die Beobachtung von Waldbränden in den USA verwendet wird. Es kann aber auch Einschläge und Brände nach Luftangriffen dokumentieren.

"Die Fluchtbewegung ist in vollem Gang", Simon Riesche, ARD Kairo, zzt. Beirut, zur Lage im Libanon

tagesschau24, 24.09.2024 09:00 Uhr

Bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet worden. 15 weitere seien bei zwei Attacken in der Stadt Chan yunis verletzt worden, berichtete der von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Zivilschutz. Den Angaben zufolge waren auch mehrere Frauen und Kinder unter den Toten. Ein Krankenhaus in Chan Yunis bestätigte der Nachrichtenagentur AP die Opferzahlen.

Israel betont, dass seine Angriffe nur auf extremistische Kämpfer abzielten und nicht auf Zivilisten. Es beschuldigt die Hamas und andere bewaffnete Gruppen, die Bevölkerung in Gefahr zu bringen, indem sich ihre Kämpfer in dicht besiedelten Gebieten verschanzen.

Die Hisbollah hat nach eigenen Angaben mehrere israelische Militärziele mit Raketen angegriffen. Darunter seien auch eine Sprengstofffabrik, die etwa 60 Kilometer entfernt von der Grenze zum Libanon in Israel liege, sowie ein Flugplatz gewesen. Die vom Iran unterstützte Miliz setzte bei ihren Angriffen nach eigenen Angaben Raketen vom Typ "Fadi" ein, die sie erstmals am Wochenende verwendet hatte. Ob es Opfer oder Schäden gab, ist bislang nicht bekannt.

Das türkische Außenministerium verurteilt die jüngsten Angriffe Israels auf den Libanon als "Bemühungen, die gesamte Region ins Chaos zu stürzen". In einer Erklärung fordert die Türkei den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft dazu auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen. Diejenigen Länder, die "Israel bedingungslos unterstützen", würden dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu dabei helfen, "für seine politischen Interessen Blut zu vergießen".

Die UN-Beobachtermission UNIFIL setzt ihre Patrouillen im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon wegen der erhöhten Gefahr für ihr Personal vorübergehend aus. Das Risiko aufgrund des gegenseitigen Beschusses zwischen Israels Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz mache es zurzeit nötig, dass die Blauhelmsoldaten in ihren Stützpunkten bleiben, sagte ein UN-Sprecher. Einige zivile Mitarbeiter der Friedensmission seien mit ihren Angehörigen in Richtung der weiter nördlich gelegenen Hauptstadt Beirut geschickt worden, wo die Gefahr geringer sei.

Israels Militär und die vom Iran unterstützte Hisbollah im Libanon liefern sich seit Monaten Gefechte im Grenzgebiet beider Länder, die sich in den vergangenen Tagen und Wochen nochmals deutlich verschärft haben. Die jüngsten Angriffe Israels mit Hunderten Toten und noch mehr Verletzten sind die folgenschwersten seit fast zwei Jahrzehnten und schüren die Sorge vor einer unkontrollierbaren Eskalation in der Region.

Die UN-Beobachtermission UNIFIL überwacht seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Im August wurden drei Blauhelmsoldaten bei einer Explosion in der Nähe ihres Fahrzeugs im Südlibanon leicht verletzt. Die Mission - eine der ältesten aktiven im Rahmen der UN - umfasst etwa 10.000 Soldaten und 800 Zivilisten. Seit Beginn der Mission vor bald 50 Jahren kamen mehr als 300 Einsatzkräfte der Friedenstruppen ums Leben. Deutschland beteiligt sich seit 2006 an der Mission. Bis zu 300 Bundeswehrsoldaten können laut Mandat eingesetzt werden.

24.09.2024 • 07:30 Uhr

China stellt sich hinter Libanon

China hat dem Libanon im Nahost-Konflikt seinen Rückhalt zugesichert und Israel für seine Angriffe auf die islamistische Hisbollah-Miliz kritisiert. Die Volksrepublik unterstütze den Libanon entschlossen beim Schutz seiner Souveränität, Sicherheit und nationalen Würde, sagte Außenminister Wang Yi in New York. Er traf dort seinen libanesischen Kollegen Abdullah Bou Habib.

Egal, wie die Lage sich entwickle, werde China auf der Seite der Gerechtigkeit und der arabischen Brüder einschließlich des Libanons stehen, sagte Wang.  Der Chinese verurteilte Israels "wahllose Angriffe auf Zivilisten" und Kommunikationseinrichtungen im Libanon. China sei besorgt über die Lage. Wang erneuerte außerdem die Forderung nach einem Waffenstillstand, Truppenabzug und der Zweistaatenlösung. 

China gab sich im Nahost-Konflikt lange neutral. Peking kritisierte Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen, verurteilte bislang jedoch nicht das blutige Massaker der Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober. Beobachter vermuten, dass sich China im Nahen Osten den arabischen Ländern als alternative Weltmacht und Friedensstifter zeigen will.

Die Außenminister der G7-Staaten zeigen sich besorgt über die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten. In einer gemeinsamen Erklärung am Rande der UN-Generalversammlung warnen sie vor einer gefährlichen Eskalation der Lage. "Aktion und Reaktion drohen diese gefährliche Gewaltspirale zu verstärken und den gesamten Nahen Osten in einen größeren regionalen Konflikt mit unvorstellbaren Folgen zu ziehen", heißt es in dem Dokument.

Sie rufen dazu auf, den gegenwärtigen destruktiven Kreislauf zu stoppen. Kein Land werde von einer weiteren Eskalation im Nahen Osten profitieren. Die G7-Staaten appellieren an alle Beteiligten, zur Deeskalation beizutragen und eine friedliche Lösung anzustreben.

Die Eskalation zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah nähert sich nach Einschätzung des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell einem ausgewachsenen Krieg. "Wenn das keine Kriegssituation ist, weiß ich nicht, wie ich es sonst nennen soll", sagt Borrell vor Journalisten mit Verweis auf die hohe Zahl ziviler Opfer.

Kampfflugzeuge des israelischen Militärs haben am Montag im Libanon 1.600 Ziele angegriffen, die die Armee der militant-islamistischen Hisbollah zurechnet. Stunden zuvor hatte das Militär noch von 1.300 Zielen gesprochen. An den Attacken hätten sich Dutzende Flugzeuge beteiligt. Das Militär setze die Angriffe weiter fort, hieß es in der Nacht. Zu den getroffenen Zielen gehörten den Angaben zufolge Abschussvorrichtungen, Kommandoposten und Infrastruktur im Südlibanon und in der Bekaa-Ebene.

Ein Kampfjet der israelischen Armee

24.09.2024 • 01:11 Uhr

USA zweifeln an Israels Strategie

Die USA bezweifeln einem Insider zufolge, dass das israelische Vorgehen im Libanon die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah abbauen wird. Ein hochrangiger Vertreter des US-Außenministeriums sagte, die US-Regierung glaube nicht, dass eine israelische Eskalation gegenüber der Hisbollah zu der gewünschten Deeskalation führen werde.

Die Regierung in Washington habe konkrete Vorstellungen, wie ein größerer Krieg verhindert werden könne und suche nach einem Ausweg aus den Spannungen. Die USA streben offenbar eine diplomatische Lösung an und distanzieren sich damit von möglichen militärischen Eskalationsszenarien. Der Konflikt steht im Mittelpunkt der Gespräche von US-Außenminister Antony Blinken am Rande der UN-Vollversammlung diese Woche in New York.

Frankreich hat angesichts der massiven israelischen Luftangriffe im Libanon eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Er habe die Sitzung noch für diese Woche beantragt, erklärte der neue französische Außenminister Jean-Noël Barrot vor der UN-Generalversammlung. "Frankreich ruft die Parteien und diejenigen, die sie unterstützen, zur Deeskalation und zur Vermeidung eines regionalen Flächenbrandes auf, der für alle, angefangen bei der Zivilbevölkerung, verheerend wäre", sagte Barrot weiter.

In seiner Rede sagte Barrot zudem: "In diesem Moment denke ich an das libanesische Volk, während israelische Luftangriffe Hunderte von zivilen Opfern, darunter Dutzende von Kindern, gefordert haben." Die Angriffe "auf beiden Seiten" der UN-Demarkationslinie zwischen Israel und dem Libanon müssten "sofort eingestellt werden".

Bei einem israelischen Luftangriff im Südlibanon ist nach Angaben der Hamas ein hochrangiges Mitglied der Terrororganisation getötet worden. Bei dem Opfer handele es sich um den Feldkommandeur für den Südlibanon, Mahmud al-Nader, teilte der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, mit.

Israels Armee hat nach eigenen Angaben einen Angriff in der libanesischen Hauptstadt Beirut ausgeführt. Die Hisbollah reagierte auf die jüngsten Angriffe und feuerte erneut Dutzende Raketen auf Israel ab.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in den Nachrichten am 24. September 2024 um 06:00 Uhr.