Militär im Gazastreifen Israel meldet Kontrolle über Korridor zu Ägypten
Israel hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen die Kontrolle über einen kilometerlangen Grenzkorridor zu Ägypten übernommen. Dort sollen Tunnel der Hamas sein - aber Ägypten widerspricht.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über einen 14 Kilometer langen Grenzkorridor zwischen dem Gazastreifen und Ägypten übernommen. Der sogenannte Philadelphi-Korridor diene als Versorgungsleitung der Terrormiliz, über die regelmäßig Waffen in den Gazastreifen geschmuggelt würden, sagte Militärsprecher Daniel Hagari.
In diesem Bereich habe die Armee bislang etwa 20 Tunnel geortet, die nach Ägypten führen sollen. Auch seien 82 Tunnelschächte entdeckt worden.
Der Philadelphi-Korridor ist Teil einer größeren entmilitarisierten Zone auf beiden Seiten der israelisch-ägyptischen Grenze. Er wurde 1979 durch das Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten geschaffen. Die israelische Armee nutzte ihn bis zu ihrem Rückzug aus dem Gazastreifen 2005 als Patrouillenweg. Israel vermutet, dass militante Gruppen in dem Palästinensergebiet den Korridor für den Waffenschmuggel nutzen.
Israel: Raketenwerfer entdeckt
Im Großteil des Korridors seien israelische Truppen stationiert, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf die Armee. Einige der Tunnel seien dem Militär bereits bekannt gewesen, andere nun erstmals entdeckt. Demnach seien auch bereits einige der Tunnel gesprengt worden. Israel habe auch sein Nachbarland Ägypten darüber informiert, hieß es.
Israels Militär habe entlang des Philadelphi-Korridors zudem Dutzende Raketenwerfer der Hamas entdeckt. Die Aussagen der Armee lassen sich aktuell nicht unabhängig überprüfen.
Ägypten weist Berichte zurück
Ägypten widerspricht der israelischen Darstellung allerdings: An den Medienberichten über die Existenz von Tunneln an der ägyptischen Grenze zum Gazastreifen sei laut einer hochrangigen Quelle "nichts Wahres", berichtete der staatliche ägyptische Nachrichtensender Al-Qahera News TV. Demnach gebe es "fortgesetzte israelische Versuche, Lügen über die Situation seiner Streitkräfte in Rafah im südlichen Gazastreifen zu verbreiten".
Israel setzt Offensive trotz IGH-Urteil fort
Anfang Mai waren israelische Truppen in Teile der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen vorgerückt. Sie übernahmen dort auf palästinensischer Seite den einzigen Grenzübergang nach Ägypten. Israels Einsatz in Rafah steht international stark in der Kritik, weil sich dort Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge aufhalten.
Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hatte Israel vergangene Woche aufgefordert, die Offensive in Rafah sofort zu beenden. Dennoch setzt das Land den Einsatz dort fort.