Offensive im Gazastreifen Israel dringt offenbar mit Panzern in Rafah vor
Israelische Bodentruppen sind offenbar in das Stadtzentrum von Rafah eingerückt. Augenzeugen sahen Panzer in der Nähe der Al-Awda-Moschee und im Bezirk Tal al-Sultan. Sie berichten zudem von anhaltendem Beschuss.
Trotz scharfer internationaler Kritik setzt Israel seine Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens fort. Israelische Panzer drangen Augenzeugen zufolge ins Zentrum der umkämpften Stadt an der Grenze zu Ägypten vor.
Mehrere Panzer seien in der Nähe der Al-Awda-Moschee gesichtet worden, einem Wahrzeichen in der Stadtmitte, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Ein Augenzeuge erzählte der Nachrichtenagentur AFP, dass Panzer an einem Kreisverkehr in der Innenstadt aufgefahren seien. Sicherheitskreise in der Stadt bestätigten den Aufmarsch.
"Überall schlagen Panzergranaten ein"
Auch die Gegend um den Bezirk Tal al-Sultan, wo am Sonntag bei einem israelischen Luftangriff nach palästinensischen Angaben mindestens 45 Menschen in einem Zeltlager getötet wurden, werde immer noch beschossen, berichteten Anwohner.
"Überall in Tal al-Sultan schlagen Panzergranaten ein. Viele Familien sind aus ihren Häusern im Westen Rafahs geflohen, die die ganze Nacht über beschossen wurden", schrieb ein Bewohner an Reuters.
Bewohner hatten schon zuvor berichtet, dass israelische Panzer auf und um die Bergkuppe Surub, einer Anhöhe mit Blick auf den Westen Rafahs, Stellung bezogen hätten. Nun werde die Stadt von Bodentruppen und Kampfjets unter Beschuss genommen. Mediziner sprachen von mindestens 20 Todesopfern bei einem Angriff im Westen der Stadt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.
Keine Stellungnahme von der IDF
Vonseiten der israelischen Armee gab es zunächst keine Bestätigung dieser Berichte. Im Laufe des Tages soll es aber eine Erklärung zum Einsatz in Rafah geben.
In der Nacht habe es "präzise Einsätze" gegen Terrorziele gegeben. Dabei unternehme die Armee Anstrengungen, Schaden an Unbeteiligten zu verhindern. "Die Truppen liefern sich Gefechte mit Terroristen und identifizieren Tunneleingänge, Waffen und weitere Terror-Infrastruktur in dem Gebiet", hieß es weiter.
Berichte über 18 Tote in der Nacht
Israel vermutet in Rafah sowohl die letzten verbleibenden Hamas-Kampfeinheiten als auch Führungskräfte der Terrororganisation. Beim letzten bestätigten Angriff in der Nacht von Montag auf Dienstag sollen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde weitere 18 Menschen getötet worden seien.
Rund eine Million Menschen sind seit Anfang Mai vor der israelischen Offensive aus Rafah geflohen, wie das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mitteilte. Zuvor hatten mehr als eine Million Palästinenser in der Stadt Schutz vor den Kämpfen im übrigen Gazastreifen gesucht.
IGH fordert Ende der Rafah-Offensive
Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte Israel am Freitag angewiesen, die umstrittene Offensive in Rafah umgehend zu stoppen. Das Gericht ordnete aber keine Waffenruhe für Gaza an. Seine Entscheidungen sind bindend. Allerdings haben die UN-Richter keine Mittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.