Rückblick Das Klima-Jahr 2023 hatte auch Gutes
In Sachen Klima hat das Jahr 2023 viele katastrophale Nachrichten geliefert. Unter all den negativen Rekorden konnte man die kleinen positiven Entwicklungen in Bezug auf das Klima leicht übersehen.
Das Jahr 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Auch das Meer wartete in diesem Jahr mit Rekordtemperaturen und teilweise minimaler Eisbedeckung auf. Und noch nie wurde so viel CO2 aus fossilen Energieträgern freigesetzt wie in diesem Jahr. Trotzdem gab es 2023 auch ein paar positive Nachrichten für das Klima.
Lösungen für die Krise
Schon im Frühjahr des Jahres erschien der Synthesebericht des Weltklimarates IPCC. Er strotzt vor Möglichkeiten, wie wir die Klimakrise noch abmildern könnten: indem wir Treibhausgase vermeiden und entfernen. Indem wir uns anpassen. Er gab Anstöße zu grünen, klimafreundlichen Städten, zu gesunder Ernährung und effizienterem Verkehr.
Viele der von den Forschenden vorgeschlagenen Lösungen sind nicht nur positiv fürs Klima, sondern auch für die körperliche und geistige Gesundheit von uns Menschen.
Sinkender Ausstoß in USA und EU
Manches davon wird stellenweise auch schon umgesetzt. Erste Ergebnisse lassen sich sehen: Denn obwohl der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas weltweit weiter ansteigt, ist er laut Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget bei zwei der größten Verursacher, nämlich den USA und der EU, sowie 24 weiteren Ländern 2023 zurückgegangen. Besonders die Emissionen aus der Kohleverbrennung sind in den USA um 18 Prozent gesunken, in der EU um 19 Prozent.
Als Teil der EU ist gerade Deutschland schon mitten in der Energiewende. Insbesondere beim Strom hat die Bundesrepublik in diesem Jahr laut des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft vorgelegt. Denn 2023 soll erstmals mehr als die Hälfte des Stroms klimaneutral erzeugt worden sein, fünf Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Besonders die Solar- und Windenergie sind demnach stark ausgebaut worden.
China wahrscheinlich am Wendepunkt
Und auch wenn China zum Beispiel in diesem Jahr noch mehr Kohlendioxid emittierte als im Vorjahr und damit noch immer die weltweit größte Menge an CO2 ausstößt: Nach einer Berechnung des britischen Mediums "Carbon Brief" sollten die Emissionen im nächsten Jahr deutlich abnehmen. Das heißt: 2023 wäre der Gipfel erreicht. Danach beginnt ein Abwärtstrend. Auch das würde dann maßgeblich am Ausbau von Solar- und Windenergie im Land liegen.
Effektive Wiederaufforstung
Was die globale Gesamtbilanz des Kohlenstoffausstoßes angeht, mag die Abholzung von Regenwald in vielen tropischen Regionen einen Strich durch die Rechnung machen. Es gibt aber Gegenden, in denen sich die Wiederaufforstung schon jetzt bezahlt macht, sagt die Geografin Julia Pongratz von der LMU München in Bezug auf das globale Kohlenstoffbudget: "Da sieht man, dass man einzelne Regionen hat, die schon eine Senke sind, sie also netto CO2 aufnehmen. Beispielsweise Europa, auch Teile von China."
Umdenken in der Politik
Insgesamt kommen alle Maßnahmen zur Eindämmung und Beseitigung des Ausstoßes von Treibhausgasen trotzdem noch viel zu langsam voran. Das gilt auch für neuartige Methoden, wie das unterirdische Einlagern von CO2, das sogenannte "Carbon Capture and Storage", CCS. Das liegt das nicht nur an den hohen Kosten, sondern auch an einer Skepsis von Bevölkerung und Politik. Solche Maßnahmen werden von vielen Forschenden zwar keinesfalls als alleinige Lösung angesehen, aber als unbedingt notwendige Ergänzung.
Doch auch hier gibt es langsam ein Umdenken, sagt Christine Merk vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel: "Wo wir Veränderungen sehen, ist bei den Umweltverbänden, gerade bei CCS als Teil zur Einlagerung, dass hier inzwischen mehr Offenheit besteht und auch die Bundesregierung sich öffnet."
So ist beispielsweise Bundesklimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) Anfang des Jahres nach Norwegen gereist, um sich unter anderem über die unterirdische Einlagerung von Kohlendioxid zu informieren.
Mehr Klimagerechtigkeit
Solche Maßnahmen zur CO2-Entnahme müssen sich Staaten natürlich leisten können. Und auch bei der Anpassung an den Klimawandel ist viel Geld nötig, sagt der Ökologe Marten Scheffer von der Universität Wageningen. Denn bald werden viele Menschen in Regionen wohnen, die eigentlich nicht mehr bewohnbar sind. "Leider trifft der Klimawandel vor allem die Regionen, die viele Menschen beherbergen, die aber nur über sehr geringe Ressourcen verfügen", so Marten Scheffer.
Die gute Nachricht dabei: Diese Situation wurde endlich politisch anerkannt. 200 Millionen Euro haben Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate Ländern des globalen Südens als Ausgleich für Schäden und Verluste in der Klimakrise zu Beginn der diesjährigen UN-Klimakonferenz COP versprochen. Viel zu wenig natürlich, um damit auch nur ein einziges Land auf die gravierenden Auswirkungen vorzubereiten. Aber es ist ein Anfang.
Auch kleine Schritte helfen
Und auch andere Passagen im Abschlussdokument der COP sind zwar nicht der ganz große Wurf, den sich viele Forschende erhofft hatten. Dennoch wurde darin erstmalig eine Abkehr von fossilen Brennstoffen beschlossen - wenn auch nicht rechtsverbindlich.
Selbst wenn es inzwischen unwahrscheinlich geworden ist, die Erwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen: Jedes Zehntelgrad weniger hilft, weitere Katastrophen zu verhindern. Auch das ist eine gute Nachricht.