Der Große Wagen und Arcturus über einer bewaldeten Nachtlandschaft in den Cypress Hills, Saskatchewan.

Astronomie Was Arktur zum hellsten Stern des Nordhimmels macht

Stand: 21.03.2024 07:14 Uhr

Manche haben seinen Namen vielleicht noch nie gehört, jetzt aber ist eine gute Gelegenheit, ihn zu entdecken: Arktur ist der hellste Stern unter den rund 2.000 Sternen, die am Nordhimmel zu sehen sind.

Von Heike Westram, BR

Nur zwei Sterne am Firmament sind noch heller als Arktur, und die stehen am Südhimmel: Canopus, der bei uns in Deutschland nie zu sehen ist, und Sirius. Der prangt im Winterhalbjahr beeindruckend hell über dem Horizont, ist aber nur noch kurze Zeit zu sehen.

Jetzt im Frühjahr macht sich Arktur allmählich wieder bemerkbar. Im März taucht er spät abends tief im Osten auf, während Sirius dem Horizont im Südwesten entgegenstrebt. Beide Sterne sind aufgrund ihrer geringen Höhe über dem Horizont im März im Süden Deutschlands besser zu sehen als in Norddeutschland.

Im Mai und Juni, wenn Sirius längst verschwunden ist, erscheint Arktur schon in der Abenddämmerung und steht am späteren Abend hoch im Süden. Monatelang ist er der hellste Stern am Nachthimmel.

Was Arktur zum hellsten Stern des Nordhimmels macht

Sowie Sie freie Sicht auf den Stern haben, wird Ihnen Arktur mit seiner großen Leuchtkraft auffallen. Der Stern ist sehr nah, nur knapp 37 Lichtjahre von uns entfernt. In kosmischen Dimensionen ist das wenig. Zum Vergleich: Der uns nächste Stern, Proxima Centauri, ist 4,2 Lichtjahre entfernt; die Milchstraße, unsere Galaxie, misst etwa 100.000 Lichtjahre. Die große Nähe allein genügt aber nicht, um am Nachthimmel ein so helles Licht zu werden. Weit über hundert Sterne gibt es, die noch näher, aber fürs bloße Auge unsichtbar sind.

Sterne sind nur scheinbar immer gleich. In Wirklichkeit durchleben sie ein hitziges Schicksal mit radikalen Veränderungen und explosiven Effekten - von der jungen, frisch entstandenen Sonne, die sich selbst verbrennt, dabei schrumpft oder sich aufbläht, bis zum alten Riesen, der seine Hüllen abstößt und verglüht oder gar als Supernova explodiert. Man muss nur lange genug zusehen, einige Milliarden Jahre lang.

Arktur ist eine uralte Sonne, die vermutlich vor bis zu acht Milliarden Jahren entstand und damit fast doppelt so alt ist wie unser Sonnensystem. Der Stern ist eines der ältesten Objekte am Himmel, das Sie selbst sehen können. Er ist ein Roter Riese, ein Stern, der sich zu gewaltiger Größe aufgebläht hat: Arktur misst im Durchmesser etwa 25mal so viel wie die Sonne, hat aber vermutlich nicht einmal doppelt so viel Masse wie sie. Seine Leuchtkraft ist über hundertmal größer als die unserer Sonne, allein im sichtbaren Bereich von Licht; Wärmestrahlung dazu genommen sogar über 200mal.

Ein 180-Grad-Panorama des Frühlingshimmels und der Sternbilder, die im Osten über den Badlands des Dinosaur Provincial Park (Alberta, Kanada) aufsteigen.

Hier steht der Große Bär kopfüber links der Bildmitte, die Deichsel weist nach unten auf Arktur, rechts unter diesem ist knapp über der Bergkante die helle Spika zu sehen, hellster Stern der Jungfrau.

Vorbild für unsere Sonne

Kein Wunder, unsere Sonne zählt unter den verschiedenen Sterntypen auch nur zu den Gelben Zwergen, ein eher schmächtiges Licht. Aber das wird nicht so bleiben: In knapp acht Milliarden Jahren wird auch sie sich zu einem Roten Riesen wie Arktur aufblähen und dabei die Erde und die anderen näheren Planeten einfach wegdampfen. Das dauert aber noch.

Unsere Sonne macht, was Sonnen in den ersten, sehr stabilen Jahrmilliarden ihres Daseins machen: In dem gigantischen Fusionsreaktor, den ein Sonnenkern darstellt, "verbrennt" sie Wasserstoff. Genauer: Sie fusioniert mit gewaltigem Druck Wasserstoffatome zu Helium, wobei extreme Energiemengen frei werden, in Form von Sonnenlicht und Wärme.

Doch irgendwann ist aller Wasserstoff im Kern des Sterns verbraucht und zu Helium geworden. Danach setzt das Heliumbrennen ein: Die Heliumatome werden zu Kohlenstoff "verbrannt". Kurz davor gibt einen gewaltigen "Ruck" im Stern, der Kern sackt aufgrund seiner Masse kurz zusammen. Dabei beginnt in den äußeren Hüllen des Sterns selbst die Fusion von Wasserstoff und dehnt die Hüllen aus - auf die enorme Größe eines Roten Riesens.

Arktur leuchtet orange, Sirius blau

Den Roten Riesen sehen Sie Arktur an: Der Stern ist deutlich orange, besonders in direktem Vergleich mit Sirius, der bläulich leuchtet. Die Farbe eines Sterns hängt mit seiner Oberflächentemperatur zusammen: Arktur ist eine eher kühle Sonne, seine Oberflächentemperatur ist mit knapp 4.300 Kelvin etwas geringer als die der Sonne. Sirius ist an seiner Oberfläche dagegen mit 10.000 Kelvin mehr als doppelt so heiß und sendet daher blaues Licht aus.

Doch Sirius, der hellste Stern sowohl an Nord- und Südhimmel, hat nur die 26-fache Leuchtkraft unserer Sonne. Er ist auch kein Riese, sondern im Durchmesser nur etwa doppelt so groß wie sie. Aber Sirius ist nur etwa neun Lichtjahre von uns entfernt. Wäre Sirius von uns ähnlich weit entfernt wie Arktur, sähe er neben ihm blass aus.

Arktur führt Sie über den Sternenhimmel

Der Stern kann im Frühjahr und Frühsommer Ihr Kompass sein: Wo Arktur über dem Horizont auftaucht, da ist Osten. Er führt Sie aber auch ein Stück über den Sternenhimmel und hilft bei der Orientierung: Arktur ist der hellste Stern des großen Sternbilds Bärenhüter (lat: bootes), das sich über ihm erhebt. Daher wird er - als hellster Stern des Sternbilds - auch mit "α Bootis" bezeichnet. Sein Name leitet sich vom griechischen "arktoyros/arktouros" ab, das "Wächter" bedeutet.

Der Bärenhüter wandert am Sternenhimmel immer dem Großen Bären hinterher. Entsprechend können Sie Arktur leicht finden, wenn Sie ausgehend vom Großen Wagen, der einen Teil des Großen Bären bildet, auf die Suche gehen: Verlängern Sie die krumme Deichsel des Wagens um etwa drei Handbreit, dann treffen Sie auf Arktur. Und wenn Sie nochmals drei Handbreit von Arktur aus nach unten gehen, stoßen Sie auf den zehnthellsten Stern am Nordhimmel: die Spika im Sternbild Jungfrau.

In einer früheren Version dieses Textes war an einer Stelle aus Versehen von Astrologie statt von Astronomie die Rede. Wir haben dies korrigiert.

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