Sternenhimmel im Winter

Die hellsten Sterne im Februar Von Stern zu Stern durchs Wintersechseck

Stand: 17.02.2024 10:50 Uhr

Sirius, der hellste Stern am Sternenhimmel, leuchtet im Februar vom Abendhimmel. Über ihm erhebt sich das große und auffällige Wintersechseck im Süden - und dominiert das Firmament.

Von Heike Westram, BR

Wenn Sie an einem wolkenlosen Februarabend draußen unterwegs sind, dann können Sie es nicht übersehen: Das Wintersechseck steht im Süden am Himmel. In dem riesigen, strahlenden Ring sind einige der hellsten Sterne zu finden, die der Nordhimmel zu bieten hat, darunter gewaltige Riesensterne und junge, heiße Sonnen. Wir führen Sie Stern für Stern durchs Wintersechseck.

Gebildet wird die auffällige Sternenkonstellation aus den jeweils hellsten Sternen von sechs Sternbildern: Sirius im Großen Hund, Rigel im Orion, Aldebaran im Stier, Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen und Prokyon im Kleinen Hund.

Im Februar ist das Wintersechseck am Abend schön zu sehen: Am Monatsanfang steht es gegen 22.00 Uhr genau im Süden, Ende Februar schon zwei Stunden eher. Und im Süden erreichen die Sterne, die wie Sonne und Mond von Ost nach West ziehen, ihre höchste Position über dem Horizont. Das ist beim Wintersechseck besonders wichtig, denn sein prominentester Stern liegt sehr tief: Sirius.

Sternenbilder

Sirius, der hellste Stern am Firmament

Selbst an seiner höchsten Position ist Sirius im Sternbild Großer Hund nur rund zwei Handbreit über dem Horizont - in Norddeutschland etwas weniger, in Süddeutschland etwas mehr. Bei freier Sicht zum Horizont wird Ihnen Sirius in die Augen stechen: Er ist der hellste Stern überhaupt, mit einer scheinbaren Helligkeit von -1,46 mag. Diese Größe gibt an, wie hell ein Stern für unser Auge ist. Je niedriger die Zahl, umso heller ist er.

Sirius ist eine junge, heiße Sonne und sehr nah: Nur 8.7 Lichtjahre ist der Stern von uns entfernt - ein Katzensprung in kosmischen Verhältnissen. Der Stern ist erst 250 Millionen Jahre alt (zum Vergleich: die Erde besteht schon seit etwa 4,5 Milliarden Jahren). Sirius ist nur etwas größer als unsere Sonne, aber rund 25-mal heller. An seinem blauen Licht und seinem häufigen Flackern werden Sie Sirius erkennen.

Starhopping zum großen Jäger Orion

Das Sternbild Orion - in der griechischen Mythologie ein gefürchteter Jäger - kennen Sie vielleicht. Es hat eine markante Form: ein Fünfeck (der Oberkörper) auf einem Viereck (dem Unterkörper) und in der Mitte ein hell leuchtender Gürtel aus drei Sternen, an dem ein Schwert aus drei hellen Sternen hängt. Orion befindet sich zwei Handbreit links über Sirius und ist etwa zwei Handbreit hoch. Sein hellster Stern ist Rigel, der rechte Fuß Orions. Er ist über der Nordhalbkugel der Erde der fünfthellste Stern (0,18 mag).

Rigel ist ein Mehrfachsystem: Hier umkreisen sich insgesamt vier Sterne, von denen wir aber nur den Hauptstern wahrnehmen. Aus gutem Grund, denn Rigel ist ein Gigant: Der Blaue Riese ist im Durchmesser 60-mal größer als unsere Sonne und seine Leuchtkraft ist 46.000-mal größer, doch er ist 800 Lichtjahre entfernt. Auch er leuchtet blau - ein heißer Stern. Er wurde schon als Riese geboren und lebt ein relativ kurzes Leben: ein Riesenreaktor, der sich schnell selbst verbrennt und dann zum Roten Überriesen wird. Der wiederum wird irgendwann als Supernova explodieren.

Sternenhimmel mit Wintersechseck

Das Wintersechseck ist im Februar gut am Himmel zu sehen - sofern das Wetter mitspielt.

Leicht zu sehen: Der schöne Orionnebel

Im Orion finden Sie noch mehr Riesensterne, wie Beteigeuze, die linke Schulter Orions und siebthellster Stern am Nordhimmel, und junge heiße Sonnen wie die blau leuchtenden Gürtelsterne. Das Schwert sollten Sie mal genauer in Augenschein nehmen, am besten mit einem Fernglas mit Stativ. Hier ist ein großes und vielfältiges Nebelgebilde zu sehen: der Orionnebel.

Wenn Sie Ihren Blick von Orions rechter Schulter anderthalb Handbreit nach links schweifen lassen, können Sie ein schief liegendes V erkennen, dessen Spitze nach Westen zum Horizont weist: Das ist der Kopf des Sternbilds Stier.

Der hellste Stern - links oben im V - ist Aldebaran, das rötlich leuchtende Stierauge. Er ist mit 0,85 mag scheinbarer Helligkeit der neunthellste Stern am Nordhimmel. Aldebaran ist ein Roter Riese, im Durchmesser rund 45-mal größer als die Sonne, aber mit nur wenig mehr Masse. Dafür leuchtet er 150-mal heller.

Wenn Sie die beiden Schenkel des Vs um anderthalb Handbreit verlängern, fallen Ihnen vielleicht noch zwei Sterne auf, die aber lange nicht so hell sind. Das sind die Spitzen der Stierhörner. Gehen Sie vom rechten V-Schenkel dagegen eine gute Handbreit nach rechts, sehen Sie sieben helle Sterne, die in einen zarten Nebel gehüllt wirken: Das ist das Siebengestirn (auch: Plejaden), ein Offener Sternhaufen mit mehr als 3.000 Sternen.

Starhopping zum Fuhrmann

Über den Spitzen der Stierhörner bildet ein Bogen aus fünf hellen Sternen das Sternbild Fuhrmann, fast senkrecht über Ihnen. Sein hellster Stern Kapella in der Mitte ist der vierthellste Stern über der Nordhalbkugel (0,08 mag). Ein Riesenstern, der nur 42 Lichtjahre von uns entfernt ist. Auch Kapella ist ein Mehrfachsystem: ein Doppelstern, der von zwei weiteren, entfernteren Sternen umkreist wird.

Knapp drei Handbreit links unter dem Fuhrmann fällt ein Doppelpunkt auf: zwei hellere Sterne übereinander, die nur zwei Fingerbreit voneinander entfernt sind. Das sind Kastor (oben) und Pollux (unten), die beiden hellsten Sterne der Zwillinge. Pollux, der hellere der beiden, ist mit 1,16 mag der zwölfthellste Stern am Nordhimmel. Das restliche Sternbild erstreckt sich etwa zwei Handbreit weit nach rechts unten und sieht ein bisschen aus wie ein Burger. In dem Sternbild sind mehrere Offene Sternhaufen zu finden und ein farbenprächtiger Nebel: der Eskimonebel.

Eskimo Nebula

Bunt und farbenprächtig: der Eskimonebel

Von den Zwillingen zum Kleinen Hund

Unter den Zwillingen, etwa zwei Handbreit entfernt, ist ein weiterer Sternen-Doppelpunkt zu sehen, von denen aber nur der untere auffällt. Das ist Prokyon, der hellste Stern im Kleinen Hund. Mit 0,36 mag ist er der sechsthellste Stern über der Nordhalbkugel. Prokyon ist nur etwa elf Lichtjahre von uns entfernt und uns damit fast so nahe wie Sirius. Bei dem kommen Sie wieder an, wenn Sie zweieinhalb Handbreit links unter Prokyon suchen.

Insgesamt sind im Wintersechseck sechs der zehn hellsten Sterne versammelt, die am Nachthimmel über der Nordhalbkugel sichtbar werden. Kein Wunder, denn im Wintersechseck befinden sich einige Sternentstehungsgebiete. Wunderschöne Nebel aus den Überresten einstiger Sterne, aus den abgestoßenen Hüllen vergangener Sonnen - das ist das Material, aus dem neue Sterne entstehen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Bayern 2 am 02. Februar 2024 um 18:05 Uhr.