Teure Urlaubsreisen Goldene Zeiten für die Reisebranche?
Die Deutschen haben Sommerferien. Viele Menschen verreisen - und müssen für Flüge, Hotels, Reisen mehr bezahlen als im vorigen Jahr. Woran liegt das? Und macht die Branche wirklich einen großen Gewinn?
Die Reiselust der Menschen ist ungebrochen. Trotz wirtschaftlicher Sorgen, weil das persönliche Budget durch die Inflation für viele knapp ist, und auch trotz überall steigender Preise fürs Reisen. Zum Beispiel Italien. Da gibt es eine regelrechte Preisexplosion - und trotzdem steigt die Zahl der Touristen.
Da liegt der Verdacht nahe, dass sich die Tourismusbranche gerade eine goldene Nase verdient. Aber das trifft nicht für alle zu, man muss differenzieren, sagt Fondsmanager Michael Gierse von Union Investment. "Hotels verdienen eine goldene Nase, aber Fluggesellschaften haben mit sehr vielen Problemen zu kämpfen. Es gibt Lieferprobleme bei großen Herstellern von Flugzeugen. Zum einen Airbus, deren Lieferkette noch nicht auf dem richtigen Weg ist. Oder Boeing, die Probleme haben mit der Qualität bei der Fertigung eines Flugzeuges."
Die Inflation bleibt ein Problem
Und: Wie die Kunden leiden auch die Airlines unter der Inflation - ihre Kosten sind deutlich gestiegen. Beispiel Ryanair: Die Fluglinie hat in dieser Woche Einblick in ihre Finanzen zum Auftakt des Geschäftsjahres gegeben. Ryanair muss 25 Prozent höhere Personalkosten stemmen, sagt Fondsmanager Gierse - und das versuche die Airline an die Kunden weiterzugeben: "Allerdings kann man auch beobachten, dass wir wahrscheinlich hier einen Zenit erreicht haben, und der Fluggast nicht mehr bereit ist, jeden Preis zu bezahlen."
Ryanair merkt es bereits - der Billigflieger muss Rabatte geben, um Tickets loszuwerden. Gleiches Bild bei der Lufthansa - nach zwei Boomjahren mit immer neuen Rekordpreisen für die Tickets geht es abwärts. Und beide Airlines klagen, wie schwierig die Lage gerade ist. Das heißt aus Sicht von Urlaubern aber nicht, dass Reisen jetzt wieder billiger wird.
Auch Lohnkosten sind gestiegen
Denn wie die Airlines haben auch alle anderen - Hotels zum Beispiel - mit höheren Kosten zu kämpfen, mit höheren Lohnkosten vor allem. Das betrifft viele Dienstleistungsbereiche, sagt Volkswirtin Jasmin Gröschl vom Kreditversicherer Allianz Trade: "Da sind noch weitere Lohnsteigerungen zu erwarten, und das heißt, dass vermutlich die Preise erstmals in diesem und möglicherweise auch im nächsten Jahr noch weiter steigen könnten."
Solche Prognosen machen gerade Menschen mit weniger Geld Sorge, dass sie sich Reisen vielleicht bald gar nicht mehr leisten können. Allerdings kann Jasmin Gröschl da ein bisschen entwarnen: "Wir sehen, dass gerade auch im Low Budget Bereich viel passiert - es gibt diese Zweiteilung, wo man sieht, dass sich die Gesellschaft nicht immer alles leisten kann. Im Trend sind aber wieder auch Bildungsreisen, die etwas budgetfreundlicher sind."
Generell haben natürlich auch Verbraucher Preismacht. Auch im Low-Budget-Bereich. Wenn es zu teuer wird, bleiben die Urlauber einfach weg. Kroatien als einstiges Billig-Urlaubsland hat das bereits erlebt.