"Co-Ownership" Urlaub im Luxus-Ferienhaus - geteilt mit anderen
Eine Ferienimmobilie zu kaufen ist teuer - und meist wird sie nur für wenige Wochen im Jahr genutzt. Beim "Co-Ownership" teilen sich Miteigentümer die Kosten und machen dort eine begrenzte Zeit Urlaub. Lohnt sich das?
Die Ferienwohnung in einer aufwändig renovierten Luxusvilla aus der Gründerzeit liegt direkt am Wald in Sellin auf Rügen. Panoramascheiben gibt es in jedem Zimmer. Besonders gefällt Herrmann Stegschuster aus Berlin aber der Ostseeblick, den genießt er von der Terrasse auf gleich drei Seiten.
"Mit dieser Investition habe ich alles richtig gemacht", sagt der Bauunternehmer. Das 160 Quadratmeter große Penthouse ist rund 1,5 Millionen Euro Wert. Stegschuster zahlte aber nur 180.000 Euro. Er teilt sich die Kosten mit sieben anderen, darf dafür aber auch nur für sechs Wochen im Jahr hier sein.
Urlaub mit Housekeeping-Service
Die anderen Miteigentümer hat er noch nie gesehen, will er auch nicht. Es gibt nie Berührungspunkte, denn alles wird zentral abgewickelt über das Startup Myne Homes. Dieses bietet rund vierzig Teilkauf-Immobilen in sechs verschiedenen Ländern im Internet an.
Die Ferienwohnungen werden vollkommen eingerichtet verkauft, es gibt einen Housekeeping-Service wie im Hotel und Lagerräume für persönliche Sachen, wenn man nicht selber in der Wohnung ist. Das Sharing-Konzept aus den USA ist in Deutschland noch relativ neu.
Aufenthalte werden mit App gebucht
Auch Familie Heymann hat einen Anteil gekauft - an einer Wohnung auf Ibiza. Wegen der zwei Kinder wollen sie vor allem in den Schulferien vor Ort sein. "Das ist meist möglich", sagt Familienvater Rene Heymann. Die Miteigentümer werden vom Startup so zusammengewürfelt, dass eben nicht alle Kinder haben, sagt er.
Mit einer Buchungs-App planen sie ihre Aufenthalte. Zunächst können sie ihre sechs Wochen frei übers Jahr verteilen. Danach entscheidet, wer von den Miteigentümerinnen oder Miteigentümern zuerst den Urlaub reserviert. Beliebte Zeiträume rund um Feiertage werden abwechselnd vergeben. Es gibt also klare Regeln. Manchmal dürfen sie nur zwei Wochen am Stück verplanen.
"Kann man der Firma vertrauen?"
Rene Heymann war anfangs skeptisch, ob das Co-Ownerschip-Modell klappt, denn Myne Homes gibt es erst seit vier Jahren. Er hatte viele Fragen: "Ist das seriös, kann man der Firma vertrauen? Das war alles für mich erstmal ein großes Fragezeichen." Er hat sich vor allem davon überzeugen lassen, dass er Gesellschafter in einer GmbH ist, der die Immobilie gehört. Das gab ihm Sicherheit.
Dennoch: Wer dabei die Eigentümergemeinschaft bildet, entscheidet das Startup. "Man weiß natürlich nicht, ob sich daraus auch Risiken ergeben können, wenn sich die Miteigentümer zum Beispiel nicht immer grün sind", sagt der Wirtschaftsexperte Sven-Joachim Otto.
Ständig laufende Kosten
Der Jurist Nikolaus Thomale hat Myne Homes gegründet. Die günstigsten Co-Owner-Anteile verkauft er für 119.000 Euro, 50.000 Euro Eigenkapital sind Voraussetzung. Neben der Kaufsumme gibt es für die Co-Owner ständig laufende Kosten wie Betriebskosten und Rücklagen für Instandhaltungen.
Zudem kommen pro Aufenthalt individuelle Verbrauchskosten hinzu wie für einen Reinigungsservice oder für den Energieverbrauch. Das sind rund 280 Euro. Das Startup selbst nimmt eine Gebühr für die Verwaltung: 99 Euro im Monat.
"Mehrheitsentscheidungen unterworfen"
Der Immobilienrechtler Armin Reichmann kritisiert, dass man diese Kosten nicht selbst steuern kann - wegen der Eigentümergemeinschaft: "Ich bin Mehrheitsentscheidungen unterworfen, denen ich mich anpassen muss und wo es schwierig sein wird, eigene Entscheidungen zu treffen, beispielsweise Verträge zu kündigen."
Neben Myne Homes bieten auch Firmen wie Pacaso oder Lilo Collection Co-Ownership-Modelle an. Meist geht es um Objekte in guten Lagen, das soll den Wert der Immobilien stabil halten oder im besten Fall sogar steigen lassen. "Man sollte nicht davon ausgehen bei einem solchen Erwerb, dass man schnell und einfach verkaufen kann. Das ist nur etwas für jemanden, der sich langfristig binden möchte und sich darüber keine Gedanken macht", sagt Reichmann.
Service hat auch seinen Preis
Manche Immobilien dürfen auch extern vermietet werden. In Spanien beispielsweise braucht es dafür aber eine Lizenz, die nicht jede Ferienwohnung hat. Die Kontrolle über die Vermietung hat ausschließlich Myne Homes. Selbst vermieten dürfen die Eigentümer nicht. Die Mieteinnahmen werden dann unter allen Miteigentümer aufgeteilt. Wer selbst weniger in der Immobilie ist, bekommt mehr.
Das Fazit von Herrmann Stegschuster und Familie Heymann: Durch das Co-Ownership-Modell können sie sofort Urlaub machen, sie brauchen sich keine Sorgen um die Immobilie machen. Denn es wird alles organisiert. Dieser Service hat am Ende auch seinen Preis. Der Traum von der eigenen Ferienimmobilie wird zwar bezahlbarer, dennoch beanspruchen die laufenden Kosten ständig die Urlaubskasse.