Trotz hoher Preise und Proteste Immer mehr Hotelgäste in Spanien
In Spanien gehen die Menschen gegen den Massentourismus auf die Straßen. Doch die Reiselust in das Land ist ungebrochen. Nicht einmal höhere Zimmerpreise schrecken Urlauber ab.
In kein anderes Land reisen die Deutschen lieber: Spanien war im vergangenen Jahr laut dem Deutschen Reiseverband die beliebteste Urlaubsdestination im Ausland. Dort gehen zwar seit Wochen Tausende gegen den Massentourismus auf die Straßen, die Reiselust ist aber trotzdem ungebrochen.
So hat Spanien im ersten Halbjahr 2024 trotz eines erneut starken Anstiegs der Zimmerpreise einen Rekord an Hotelübernachtungen erzielt. Die Zahl der Übernachtungen ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,5 Prozent auf 160,6 Millionen gestiegen, teilte die Statistikbehörde INE mit.
Hotelpreise acht Prozent höher
Dabei habe der durchschnittliche Zimmerpreis im Juni 2024 rund acht Prozent höher gelegen als im Vorjahresmonat. Pro belegtem Zimmer hätten die Hotels im Juni einen Umsatz von gut 122 Euro gemacht, hieß es. Die beliebtesten Reiseziele für Nicht-Spanier waren laut der Statistikbehörde dabei die Balearen, Katalonien und die Kanaren.
In einer Auswertung der US-Beratung Cushman & Wakefield von 2023 waren dabei Málaga, Valencia und Barcelona unter den spanischen Städten mit der höchsten Hotelauslastung. Am teuersten war es im vergangenen Jahr danach in Marbella mit 278 Euro, auf den Balearen mit 177 Euro und Barcelona mit 173 Euro je Übernachtung.
Ein Rekord jagt den nächsten
Die Besucherzahlen waren in Spanien bereits seit sehr vielen Jahren rapide gestiegen, bevor die Corona-Pandemie für eine Pause gesorgt hatte. Seit 2022 jagt aber wieder ein Rekord den nächsten.
Für den neuen Übernachtungshöchstwert waren in erster Linie wieder die Hotelgäste aus dem Ausland mit einem Anstieg um 11,2 Prozent verantwortlich. Die Zahl der Übernachtungen der inländischen Kunden nahm hingegen im ersten Halbjahr lediglich um 0,9 Prozent zu.
Erst kürzlich hatte das spanische Statistikamt für die ersten fünf Monate des Jahres einen Anstieg der ausländischen Besucherzahlen um 13,6 Prozent auf die neue Höchstmarke von über 33,2 Millionen gemeldet. Mit gut 4,4 Millionen lagen die Deutschen hinter den Briten mit gut 6,3 Millionen und fast gleichauf mit den Franzosen an dritter Stelle.
Urlaubsgäste sorgen für Unmut
Das beliebte Urlaubsland war dabei zuletzt wegen der immer häufigeren Demonstrationen gegen Massentourismus in die Schlagzeilen geraten. Am vergangenen Sonntag gingen auf Mallorca Tausende auf die Straßen, um gegen die Exzesse zu protestieren.
Einen Tag später versprach die Regionalregierung "mutige Maßnahmen" zur Lösung der verschiedenen Probleme, für die der Massentourismus mitverantwortlich gemacht wird. "Wir verstehen die Sorgen der Gesellschaft", erklärte der spanische Vizeregierungschef Antoni Costa diese Woche in Palma. Man müsse "Grenzen setzen", denn das Wachstumsmodell sei "unhaltbar". Details wurden aber nicht genannt.
Auch in anderen spanischen Urlaubshochburgen wie Barcelona, Málaga oder den Kanaren wird der Ärger immer größer. Vor allem die Wohnungsnot, aber auch Staus, Lärm und Schmutz zerren an den Nerven der Einheimischen.