Bundesnetzagentur Wieder Zehntausende Beschwerden über die Post
Auch in diesem Jahr hat es wieder viele Beschwerden von Kunden über die Deutsche Post gegeben, etwa wegen verlorengegangener Pakete. Wie im Vorjahr werden es laut Bundesnetzagentur wieder über 40.000 sein.
Gerade kurz vor Weihnachten warten die Menschen auf besonders viele Briefe und Pakete. Und ähnlich wie schon im vergangenen Jahr sorgen verspätete oder verloren gegangene Sendungen immer noch für viel Ärger, mit dem sich die Bürger an die Bundesnetzagentur wenden. Es sei schon jetzt absehbar, dass es zum Jahresende wieder deutlich über 40.000 Beschwerden sein werden, heißt es von der Bonner Behörde. Im Vorjahr waren es mehr als 43.500.
Deshalb appelliert der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller mit Blick auf die Weihnachtszeit an die Post-Dienstleister - insbesondere an die Deutsche Post: "Wir bitten darum und fordern Sie auf, alle Maßnahmen zu ergreifen, um eine zuverlässige Postversorgung sicherzustellen. Mängel müssen schnell beseitigt werden." Das gelte natürlich vor allem für Weihnachtspakete, aber nicht nur für sie, "sondern selbstverständlich auch für alle Briefbeförderungen im ganzen Jahr", so Müller heute bei einer Online-Pressekonferenz.
Konzern verweist auf hohen Krankenstand
Bei der Post spricht man angesichts von insgesamt 15 Milliarden Sendungen von einem kleinen Beschwerdeanteil. Grund für Verspätungen seien aktuell nicht nur hohe Sendungsmengen, sondern unter anderem auch ein hoher Krankenstand bei den Mitarbeitenden.
Die Bundesnetzagentur aber lässt das nicht gelten. Weihnachten komme nicht überraschend. Deshalb setzt Netzagenturchef Müller auch auf Bußgelder, die mit einer Novelle des Postgesetzes möglich werden könnten. Denn man wisse auch aus anderen regulierten Märkten, dass dies die Maßnahme sei, die letztendlich Vorstände, Führungskräfte wirklich motiviere; dass "Probleme für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch für Selbständige - Unternehmen, die jeweils die Dienstleistungen nutzen -, erst dann wirklich abgestellt werden, wenn es finanzielle Konsequenzen hat".
"Wir brauchen die Postreform jetzt"
Das Paketgeschäft habe gezeigt, dass mehr Wettbewerb für viel Bewegung auf dem Markt sorgen kann, ist der Vorsitzende der Monopolkommission Jürgen Kühling überzeugt. Denn dort habe sich Amazon innerhalb weniger Jahre inzwischen zu einer ernsthaften Konkurrenz entwickelt. Der Onlinehändler liegt in Deutschland bei der Zahl der Pakete inzwischen auf Platz zwei hinter dem Marktführer Deutsche Post. Deshalb fordert Kühling auch mehr Wettbewerb im Briefmarkt - trotz weiterhin sinkender Briefzahlen.
"Wir brauchen die Postreform jetzt. Und diesmal bitte zur Mitte der Legislaturperiode und auch wirklich eine Reform und kein Reförmchen, wie wir es in der letzten Legislaturperiode erlebt haben", so Kühling. "Eine große Reform ist gestartet, und am Ende ist ein Reförmchen bei rausgekommen, was nach unseren Berechnungen letztendlich sogar noch den Platzhirschen begünstigt hat." Immer noch sei die Deutsche Post DHL mit 85 Prozent Marktanteil im Briefbereich klar dominant, so Kühling.
Lob für den Glasfaser-Ausbau
Gute Nachrichten räumt die Bundesnetzagentur bei der Post immerhin soweit ein, dass das Filialnetz langsam wieder ausgebaut werde. Dort, wo das Gesetz es vorsieht, fehlten danach im Januar noch mehr als 170 Filialen. Bis Oktober kamen immerhin 100 neue dazu.
Deutlich weniger Kritik als im Brief- und Paketmarkt gibt es von der Bundesnetzagentur und Monopolkommission im Bereich der Telekommunikation. Dort mache der Ausbau der Netze dank gestiegener Investitionen insgesamt gute Fortschritte, sagt Netzagentur-Chef Müller. "Positiv ist auch, dass Stand Mitte 2023 knapp drei Viertel der Haushalte einen Gigabit-Anschluss buchen können. Hierzu liefern die Kabelnetze bislang noch den größten Beitrag. Aber auch der Glasfaserausbau schreitet in großen Schritten voran."
Allerdings nutzen das bisher verhältnismäßig wenige Haushalte. Nur jeder vierte Kunde, der einen Glasfaseranschluss buchen könnte, nutzt dieses Angebot auch. Das könnte nicht nur an den Kosten liegen, sondern auch daran, dass viele Menschen mit der bisher genutzten Netzgeschwindigkeit noch zufrieden seien, heißt es von der Bundesnetzagentur. Trotzdem brauche man ein zukunftsfähiges Netz - und das sei vor allem mit dem Ausbau von Glasfaser möglich.