Festgeld vor der Leitzinssenkung Letzte Chance für hohe Sparzinsen?
Die Zinswende vor zwei Jahren hat Sparern attraktivere Zinsen beschert. Doch die Zinsen für Festgeld sinken bereits wieder, denn die EZB könnte bald den Leitzins senken.
Der Zinsgipfel bei Sparzinsen scheint bereits wieder überschritten. Seit einigen Monaten gibt es für Sparzinsen weniger Zinsen. Mit einer Festgeldanlage kann man aber immer noch Zinsen erzielen, die deutlich über der Inflationsrate liegen.
Reale Rendite ist noch möglich
Bei 2,5 Prozent lag die Teuerung in Deutschland im Februar, das ist der niedrigste Wert seit 2021, wie das Statistische Bundesamt Anfang der Woche mitteilte. Da sie auch in den kommenden Monaten auf moderatem Niveau bleiben dürfte, können die Sparer mit Tagesgeld, vor allem aber mit Festgeld, weiterhin auch "real" - also nach Abzug der Inflation - eine echte Rendite erzielen.
"Für zweijähriges Festgeld zahlen deutsche Banken aktuell bis zu 3,8 Prozent Zinsen. Wenn man das vergleicht mit dem, was typische Hausbanken wie Sparkassen oder Volksbanken im Durchschnitt bezahlen, dort gibt es 2,2 bis 2,3 Prozent, dann macht das bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro immerhin 300 Euro Zinsunterschied", erläutert Ralph Wefer vom Vergleichsportal Verivox das derzeitige Zinsumfeld und warum sich Vergleichen im Festgeldmarkt lohnt.
Fester Zins bringt Vorteil
Bei Festgeld, auch Termingeld genannt, wird Geld auf einen mit einer Bank vereinbarten Zeitraum angelegt. Dafür wird dem Sparer und der Sparerin ein vorher vereinbarter Zinssatz garantiert, der am Ende der Laufzeit zusammen mit der Einlage ausgezahlt wird.
Die mangelnde Flexibilität beim Festgeld ist in der derzeitigen Situation aber eine Stärke der Sparform. Denn die Möglichkeit, einen derzeit noch recht hohen Zins festzuschreiben, ergibt vor allem Sinn, wenn man etwaige Leitzinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) in den kommenden Monaten berücksichtigt. Eine erste Leitzinssenkung könnte im Juni erfolgen, Experten rechnen danach mit weiteren Zinsschritten abwärts. Da die Sparzinsen stets mit dem Leitzinsniveau zusammenhängen, wird auch für die Zinssparer die Ausbeute wohl bald schlechter ausfallen.
Bei längeren Laufzeiten sinken die Zinsen stärker
Am Markt für Festgeldzinsen haben die Banken bereits jetzt auf die veränderte Erwartung reagiert, meint Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Die EZB-Zinsen sind noch nicht gesunken, anders als die Kapitalmarktzinsen, weil die Kapitalmarktteilnehmer eben erwarten, dass die EZB die Zinsen bald senken wird." Die Erwartung der Banken zeigt sich auch darin, dass derzeit weniger Zinsen für längere Laufzeiten wie zwei oder fünf Jahre gezahlt werden als für einjähriges Festgeld (siehe Grafik).
Bei Vergleichsportalen im Internet können Sparer eine oder auch mehrere Banken ausfindig machen, bei denen die Mittel auf Zeit geparkt werden sollen - und die noch einen attraktiven Zins bieten. Als Laufzeiten für Festgeld sind Zeiträume zwischen drei Monaten und bis zu fünf Jahren üblich. Die Kontoführung bei Festgeldkonten ist zumeist kostenlos.
Zinsstaffel als Methode
Vor der Festgeldanlage sollte aber eine Bestandsaufnahme der eigenen finanziellen Mittel und des Sparhorizonts erfolgen. Wie viel Geld kann ich sicher für eine Zeit von einem oder mehreren Jahren entbehren? "Sparern, die ihr Geld als Festgeld anlegen, muss klar sein, dass sie für die Dauer der Laufzeit nicht an ihre Finanzreserve herankommen. Wer also ganz sicher weiß, dass er sein Geld über mehrere Jahre nicht braucht, der kann bei einem ausreichend starken Einlagenschutz, sein Geld ruhig langfristig anlegen", erläutert Wefer.
Der Verivox-Experte empfiehlt Sparern in der derzeitigen Zinssituation eine "Zinstaffel", bei der zwei Festgelder mit jeweils zweijähriger Laufzeit im Abstand von einem Jahr abgeschlossen werden: "Denn so kommt jedes Jahr eine der beiden Anlagen zurück und das Geld steht wieder zur Verfügung."
Einlagensicherung bis 100.000 Euro
Nicht nur ein möglichst hoher Sparzins ist für die Festgeld-Sparer aber wichtig, sondern auch die Sicherheit der festgelegten Beträge. Die so genannte "Einlagensicherung" soll die Rückzahlung der Spareinlagen dabei auch im Krisenfall garantieren. "Es gibt in allen EU-Mitgliedstaaten eine Einlagensicherung, aber jeweils nationale Lösungen", erklärt Verbraucherschützer Nauhauser dazu: "In Deutschland gibt es eine gesetzliche Einlagensicherung die 100.000 Euro pro Kunde beziehungsweise Kontoinhaber absichert. Bei Verheirateten beträgt die Summe das Doppelte. Darüber hinaus gibt es noch freiwillige Sicherungssysteme, auf die hat man aber keinen Rechtsanspruch."
Wer also größere Beträge festlegen will, sollte die Grenze von 100.000 Euro bei Festgeldkonten in der Regel nicht überschreiten, sondern lieber mehrere Konten eröffnen. Und er sollte auch darauf achten, wo die Mittel seiner Ersparnisse über mehrere Monate oder Jahre liegen. Zwar bieten einige Auslandsbanken auch für deutsche Sparer die höchsten Festgeldzinsen an, allerdings gilt auch im Festgeldmarkt: Mehr Rendite bedeutet auch ein wenig mehr Risiko.
Daher rät zum Beispiel die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ausdrücklich zu Festgeldanlagen bei deutschen Banken. Denn der deutsche Staat sei als finanzstabiles Land mit hoher Bonität auch in der Lage, bei einer größeren Bankenpleite finanziell einzuspringen, um die Einlagensicherung der Banken zu garantieren.
Quellensteuer beachten, Pauschbetrag nutzen
Wer dennoch Festgeld in anderen EU-Staaten parken möchte und auf deren Einlagensicherung vertraut, der sollte darauf achten, dass in einigen Ländern eine Quellensteuer auf die ausgezahlten Zinsen erhoben wird. Einen Teil dieser Steuer können Sparer durch eine "Ansässigkeitsbescheinigung" des Finanzamtes wieder zurückholen. Sie gilt allerdings nur in Ländern, mit denen Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) geschlossen hat.
Um die Kapitalertragssteuern, die auf die Zinserträge auch bei deutschen Banken anfallen, möglichst gering zu halten, sollte man einen Freistellungsauftrag einrichten. Der Sparerpauschbetrag, den man dabei nutzen kann, liegt bei 1.000 Euro pro Jahr beziehungsweise bei 2.000 Euro bei Verheirateten. Bis zu diesem Betrag sind Kapitalerträge steuerfrei. Der Pauschbetrag kann auf mehrere Banken verteilt und auch jederzeit angepasst werden.
Bei Festgeldern mit einer mehrjährigen Laufzeit kann dieser Freibetrag besser genutzt werden, wenn die Zinszahlungen jährlich erfolgen. Werden die Zinsen dagegen am Ende der Laufzeit auf einen Schlag ausgezahlt, dann wird der steuerliche Spielraum im Jahr der Auszahlung entsprechend leichter überschritten.