Handelsgericht Wien Zentrale Signa-Gesellschaften kündigen Insolvenz an
Das Immobilien- und Handelsimperium von Milliardär Benko wankt. Nach der Signa-Holding sind nun zwei Kerngesellschaften seines Immobilienreichs zahlungsunfähig. Zu ihnen gehören etwa das KaDeWe in Berlin oder der Elbtower in Hamburg.
Die wichtigsten Einheiten der Handels- und Immobiliengruppe Signa um den österreichischen Investor René Benko streben ein Insolvenzverfahren an. Wie die Immobilien- und Handelsgruppe Signa mitteilte, werden die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG beim Handelsgericht Wien die Eröffnung von Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragen.
Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs
Ziel sei "die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens", hieß in einer Pressemitteilung. Trotz erheblicher Bemühungen in den vergangenen Wochen habe die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden können.
Nun gelte es, langfristige Lösungen zu finden, sagte Erhard Grossnigg, Sprecher des Vorstandes der Signa Prime Selection AG. Die Qualität des Prime Portfolios sei hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen lägen, sei sehr gut.
Prominente Geschäftsimmobilien betroffen
Zur Signa Prime gehören Geschäftsimmobilien in Toplagen - darunter das Alsterhaus in Hamburg, das KaDeWe in Berlin und Kaufhausimmobilien der Kette Galeria Karstadt Kaufhof. Signa Prime baut und vermietet Immobilien. Für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind andere Gesellschaften zuständig.
Hamburg sieht bisher keine Folgen für Elbtower-Projekt
Für den im Bau befindlichen Elbtower hat das beantragte Sanierungsverfahren aus Sicht der Stadt Hamburg keine akuten Folgen. Ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde sagte jedoch: "Auch wenn sich daraus keine unmittelbaren Auswirkungen auf das bestehende Vertragsverhältnis zwischen der Stadt Hamburg und der Käufergesellschaft ergeben, beobachten wir die Situation sehr aufmerksam, so dass die Stadt Hamburg gegebenenfalls weitere Schritte einleiten kann."
Nach Angaben der Behörde ist die Signa Prime Selection AG die mittelbare Mutter der Käufergesellschaft des Elbtower-Grundstücks, der Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG. Sie halte an ihr mittelbar 75 Prozent der Anteile. Die Baustelle des Elbtowers im Osten der Hafencity steht seit Oktober still. Die in Schieflage geratene Signa hat nach Angaben des beauftragten Bauunternehmens Adolf Lupp Rechnungen nicht bezahlt.
Signa Prime besitzt laut Firmenwebsite Objekte im Wert von insgesamt 20,4 Milliarden Euro. Laut dem Jahresbericht für 2022 hatte die Signa Prime Ende des Vorjahres Verbindlichkeiten von fast 10,8 Milliarden Euro. Signa Prime schrieb im Vorjahr rund eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte vor allem in Deutschland um etwa denselben Betrag abgewertet worden war. Den vier Vorständen der Gesellschaft wurden dennoch Prämien von insgesamt 19 Millionen Euro zugesprochen.
Insolvenzantrag wurde bereits in Aussicht gestellt
Bereits vergangene Woche hatte Signa Development mit Hinweis auf ihre Liquiditätssituation einen Insolvenzantrag in Aussicht gestellt. Das Vorjahr beendete Signa Development mit einem Verlust von rund 316 Millionen Euro und Vorstandsprämien im Umfang von insgesamt neun Millionen Euro.
Signa Development ist auf die Entwicklung von städtebaulichen Projekten im Wohn- und Gewerbesegment spezialisiert. Die aktuelle Bilanzsumme wird auf der Webseite mit 4,6 Milliarden Euro angegeben. Nach starkem Wachstum in der Niedrigzins-Phase kämpft das von Benko geschaffene Firmennetzwerk so wie die gesamte Immobilienbranche mit höheren Baukosten, Energiepreisen und Zinsen. Außerdem steht der stationäre Einzelhandel unter wirtschaftlichem Druck.
Andere Signa-Gesellschaften bereits zahlungsunfähig
Bereits im Oktober hatte die Online-Sportartikelsparte Insolvenz angemeldet. In den vergangenen Wochen gaben die Signa Holding sowie eine Reihe kleinerer Teil-Gesellschaften ihre Zahlungsunfähigkeit bekannt. Die Signa Retail Selection AG, mit Sitz in der Schweiz hat angekündigt, die Gesellschaft geordnet abzuwickeln. Signa Retail ist auch die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof zugeordnet, die damit zum Verkauf stehen dürfte.