Starker Start ins neue Jahr Überraschend viele Industrie-Aufträge
Die deutsche Industrie ist mit einem unerwarteten Auftragsplus ins neue Jahr gestartet. Vor allem die Aufträge aus dem Ausland nahmen zu Jahresbeginn überraschend deutlich zu.
Die deutsche Industrie hat zum Jahresbeginn überraschend positive Zahlen vermeldet. Der Auftragseingang stieg im Januar um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Rückgang um 0,7 Prozent gerechnet. Auch der bereits kräftige Auftragszuwachs im Dezember wurde nachträglich von 3,2 auf 3,4 Prozent angehoben.
Ohne Berücksichtigung von Großaufträgen nahm der Auftragseingang im Januar sogar um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Statistikamt mitteilte.
Auslandsbestellungen steigen, Inlandsgeschäft schwächelt
Besonders positiv fiel der Anstieg der Auslandsaufträge ins Gewicht. Diese kletterten im Januar um 5,5 Prozent, die Bestellungen von außerhalb der Euro-Zone stiegen sogar um mehr als elf Prozent. Allerdings ist die Lage auf dem Inlandsmarkt nach wie vor schwierig. Im Januar ging das Inlandsgeschäft um 5,3 Prozent zurück, nach einem Anstieg in gleicher Höhe im Vormonat.
"Der hohe Zuwachs aus dem Ausland dürfte mit dem China-Reopening nach dem Ende der Zero-Covid-Politik im Reich der Mitte zu tun haben", sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Die schwachen Daten für das Inland zeigten jedoch, dass die Konjunkturschwäche in Deutschland selbst anhalte.
Verschiedene Branchen unterschiedlich betroffen
In der Automobil- und Zulieferindustrie betrug das Auftragsplus laut Statistik 6,7 Prozent, im Maschinenbau dagegen nahmen die Bestellungen um 3,9 Prozent ab. Auch in den Branchen Metallerzeugnisse und chemische Erzeugnisse gingen die Aufträge deutlich zurück.
Experten sprechen von Stabilisierung der Auftragslage
Insgesamt lagen die Bestellungen damit noch 10,9 Prozent unter Vorjahresniveau. Dennoch sind Experten zuversichtlich: "Insgesamt spricht die sich abzeichnende Stabilisierung der Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe für einen milden Verlauf der derzeitigen konjunkturellen Schwächephase", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium.
Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer betonte, dass die Auftragseingänge noch immer eine gewisse Abwärtstendenz hätten. Die Entwicklung deute darauf hin, dass die Industrieproduktion in den kommenden Monaten gedämpft, aber nicht dramatisch zurückgehen werde.
Ausblick: Deutschland droht technische Rezession
Die deutsche Wirtschaft war Ende 2022 um 0,4 Prozent geschrumpft und steht mit einem Bein in der Rezession. Wenn das Bruttoinlandsprodukt auch im laufenden Vierteljahr schrumpft, wäre Deutschland einer Faustregel zufolge in einer technischen Rezession. "Für das Bruttoinlandsprodukt erwarte ich für dieses Jahr weiter ein Minus von 0,5 Prozent", so Krämer.