Schwache Konjunktur Bundesbank sieht Winterrezession
Auch zu Jahresbeginn ist die deutsche Wirtschaft laut Bundesbank geschrumpft - womit sie in eine Rezession abgerutscht wäre. Für den Rest des Jahres sind die Notenbank-Experten nur etwas optimistischer.
Die deutsche Wirtschaft ist nach Einschätzung schwach ins neue Jahr gestartet. "Die Wirtschaftsleistung dürfte im ersten Quartal 2023 abermals geringer als im Vorquartal ausfallen", schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht Februar, der heute veröffentlicht wurde.
Damit wäre Deutschland in eine Winterrezession gerutscht: Sinkt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer sogenannten technischen Rezession. Ende 2022 war Europas größte Volkswirtschaft nach einem robusten Wachstum im Sommer bereits um 0,2 Prozent geschrumpft. Sollte sich der Rückgang der Wirtschaftsleistung in diesem Tempo fortsetzen, wäre es allerdings nur eine leichte Rezession.
Privater Konsum leidet
Zwar habe die Anspannung an den Energiemärkten und die damit verbundene Unsicherheit deutlich nachgelassen, konstatieren die Volkswirte der Bundesbank. So mildern zum Beispiel die staatlichen Strom- und Gaspreisbremsen den Anstieg der Energiekosten für private Haushalte und Unternehmen ab. Investitionen und Industrieproduktion dürften davon profitieren.
"Andererseits startete die Industrieproduktion nach dem deutlichen Rückgang im Dezember 2022 von einem gedrückten Niveau aus in das Jahr 2023", erklärte die Bundesbank. "Dies gilt auch für die Exporte, die zudem durch die nachlassende Auslandsnachfrage gedämpft werden." Der private Konsum leide weiter unter der anhaltend hohen Inflation, die die Kaufkraft der privaten Haushalte schmälere. Die Baukonjunktur kühle sich voraussichtlich weiter ab. "Der private Verbrauch dürfte also auch zu Jahresbeginn 2023 sinken."
"Im weiteren Jahresverlauf könnte es zwar langsam wieder aufwärtsgehen", prognostiziert die Bundesbank. "Eine wesentliche Verbesserung ist aber noch nicht in Sicht." Alles in allem dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung nach aktueller Einschätzung der Bundesbank im Mittel des Jahres 2023 "leicht zurückgehen", sich aber etwas besser entwickeln als noch im Dezember erwartet. Im Dezember hatte die Bundesbank für 2023 einen BIP-Rückgang von 0,5 Prozent vorhergesagt.
Höheres Staatsdefizit erwartet
Die Bundesbank erwartet zudem ein höheres Staatsdefizit. "Insgesamt gesehen dürften die Ausgaben deutlich stärker steigen als die Einnahmen", heißt es im Bericht. "Dazu trägt bei, dass die hohe Inflation unter anderem die staatlichen Sachkäufe sowie Investitionen weiter verteuert." Zudem dürften die Ausgaben für Verteidigung und Klimapolitik deutlich zulegen. "Bei den staatlichen Einnahmen lässt der Boom der Gewinnsteuern im Vorjahr hingegen erwarten, dass sie nun deutlich langsamer wachsen."
Vorübergehende Stützungsmaßnahmen wie die Strom- und Gaspreisbremse liefen zwar 2024 wahrscheinlich wieder aus. Allerdings mache der Bund nach seiner mittelfristigen Finanzplanung "noch deutliche Defizite in seinen Extrahaushalten, vor allem in den Fonds für Klimapolitik und Bundeswehr".
Häuser und Wohnungen weiterhin überteuert
In ihrem Monatsbericht geht die Bundesbank auch auf den deutschen Immobilienmarkt ein. Demnach sind Häuser und Wohnungen in Deutschland trotz zuletzt sinkender Preise nach wie vor oft überteuert. In den Städten lagen die Wohnimmobilienpreise 2022 immer noch zwischen 25 und 40 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau. "Angesichts der in der ersten Jahreshälfte noch kräftigen Preissteigerungen waren Wohnimmobilien in Deutschland im Jahresmittel etwa ebenso stark überbewertet wie zuvor", schreiben die Bundesbank-Experten.
Laut dem Monatsbericht hat sich der Finanzierungsspielraum dabei für viele Kaufinteressenten von Wohnungen stark eingeengt. Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte hätten zwar 2022 mit einer Steigerung von gut sieben Prozent deutlich zugelegt. Die hohe Inflation habe aber an der Kaufkraft gezehrt.
Höhere Zinsen für Immobiliendarlehen
Zudem habe sich der Zinssatz für Hypothekendarlehen auf 2,6 Prozent im Jahresdurchschnitt stark erhöht, was die Nachfrage nach Wohnimmobilien massiv gedämpft habe. "Unter dem Strich verschlechterte sich die Erschwinglichkeit von Wohnimmobilien deutlich und lag unterhalb ihres Niveaus vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09", so die Bundesbank.