Russlands Angriff auf die Ukraine Welche Branchen vom Krieg profitieren
Rüstungsfirmen, Energiekonzerne oder IT-Sicherheit. Es gibt viele Branchen, die infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine hohe Gewinne einstreichen. Es gibt aber auch viele Bereiche, die unter den Folgen leiden.
Der russische Angriff auf die Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben die Wirtschaft weltweit geschwächt. Preise sind gestiegen, und die Wirtschaftsleistungen sind teils zurückgegangen. Viele Unternehmen leiden unter der Situation. Doch es gibt auch einige Branchen, die vom Krieg profitieren.
Große Gewinne in der Rüstungsbranche
Eine der größten Profiteure ist die Rüstungs- und Militärindustrie. Der Krieg hat das Sicherheitsbedürfnis erhöht und damit auch die Nachfrage nach Waffen und militärischen Ausrüstungen. Die Aktienkurse von Rüstungsherstellern schossen direkt nach Kriegsbeginn nach oben.
Beispielsweise ist die Aktie vom in Düsseldorf ansässigen Konzern Rheinmetall mit über 200 Euro mehr als doppelt so viel wert wie in den Tagen vor dem Krieg. Nach vorläufigen Schätzungen ist der Unternehmensgewinn im Jahr 2022 im Rüstungssegment um 20 Prozent gestiegen. Das sei ein "Rekordwert", teilte das Unternehmen dem hr mit.
Waffen auch nach dem Krieg gefragt
Laut Experten wird die Branche auch nach dem Krieg als Gewinner dastehen: "Durch das weltweite Umdenken ist definitiv abzusehen, dass die Rüstungsindustrie langfristig profitieren wird. Höhere Rüstungsausgaben sind ein strukturelles Thema geworden", erklärt Klaus Wohlrabe vom ifo-Institut auf Anfrage von tagesschau.de.
Die deutsche Regierung etwa wird 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr bereitstellen und in den nächsten Jahren durchschnittlich zwei Prozent der Wirtschaftsleistung in die Verteidigung stecken. Die Rüstungsindustrie verspricht sich dadurch neue Aufträge. Allein Rheinmetall rechnet mit bis zu 3000 zusätzlichen Stellen wegen neuer Aufträge angesichts der Aufrüstungspläne für die Bundeswehr.
Energiekonzerne mit Rekordgewinnen
Auch die Energiekonzerne haben von den Auswirkungen des Krieges profitiert. Die Preise am Öl- und Gasmarkt stiegen stark, was auch an der Verknappung des Angebots durch Russland lag. Dadurch sind die Gewinne der meisten Ölkonzerne weltweit in die Höhe geschossen. Ölriese Exxon Mobile zum Beispiel hatte 2022 ein Rekordjahr: Der Konzern steigerte seinen Gewinn um 140 Prozent auf 55,7 Milliarden US-Dollar. Der Energiekonzern Shell hat dank höherer Öl- und Gaspreise im vergangenen Jahr ebenfalls einen Rekordgewinn erzielt und den Gewinn verdoppelt.
Auch der Sektor der Erneuerbaren Energien könnte profitieren. Der Krieg hat gezeigt, dass die Energiewende nicht nur ökologisch, sondern auch politisch wichtig sein kann. Kurz nach Kriegsbeginn stiegen die Aktienkurse entsprechender Unternehmen. Außerdem hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf gebilligt, mit dem der Ausbau der Windkraft deutlich beschleunigt werden soll.
Sicherheitsbranche
Ein weiterer Bereich, der von dem Konflikt profitiert hat, ist die Sicherheitsbranche. Der Krieg hat für ein hohes Maß an Sicherheitsrisiken gesorgt. Cyber-Angriffe haben zugenommen. Die Nachfrage nach Sicherheitsdienstleistungen ist deshalb stark gestiegen. Unmittelbar nach Ausbruch des Konflikts wurden laut Forbes innerhalb von 48 Stunden 800 Prozent mehr vermutlich von Russland ausgehende Cyberangriffe beobachtet.
Russland-Geschäft und Energiebedarf bremsen aus
Während einige Branchen wirtschaftlich profitiert haben, leiden die meisten aber unter den Folgen des Krieges. Vor allem Unternehmen, die in Russland oder im Handel mit Osteuropa aktiv sind, verzeichnen deutliche Einbußen. Steigende Preise, Lieferengpässe und Unsicherheiten machen aber vielen Branchen zu schaffen.
Zu den größten Verlieren gehören außerdem Branchen, die energieintensiv produzieren, wie etwa die Chemie- und Pharmaindustrie oder die Metallerzeugung. Die erhöhten Energiepreise erschweren die Produktion. Dazu kommen längere Lieferzeiten aufgrund von Umwegen oder der Mangel an Lkw-Fahrern durch den Wegfall von Fahrern aus Russland und der Ukraine. Laut dem Verband der Chemischen Industrie sind die Aussichten für das Jahr 2023 weiterhin schlecht.
Der Chemiekonzern BASF beispielsweise hat wegen des Krieges einen Milliardenverlust erlitten. Weil der Konzern energieintensiv produziert und dazu in Russland aktiv ist, hat es ihn gleich doppelt hart getroffen. Im Januar 2023 erklärte BASF-Tochterunternehmen Wintershall Dea den Ausstieg aus dem Russlandgeschäft. Durch die milliardenschweren Abschreibungen rutschte BASF in die roten Zahlen.
Auch Gastronomie und Einzelhandel leiden
Große Verlierer sind auch das Gastgewerbe und die Gastronomiebranche, die schon unter der Corona-Pandemie litten. Sie kämpfen mit den gestiegenen Preisen für Energie und Lebensmittel. Zudem sparen viele Menschen infolge der hohen Inflation. Auch der Einzelhandel leidet unter der sinkenden Nachfrage.
Bäckereien, die vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen sind, leiden nun stark unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges. Während die Preise für Energie und Rohstoffe steigen, sinkt die Nachfrage der Kunden.
Weltweite Folgen für die Wirtschaft
Insgesamt hat der Krieg zu einer Verlangsamung der Wirtschaft geführt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass im Jahr 2023 mehr als ein Drittel der Weltwirtschaft schrumpfen wird. Grund dafür sei neben den Auswirkungen des Krieges auch die Nachwehen der Corona-Pandemie. In den USA, der Europäischen Union und China werde das Wachstum stagnieren, so der IWF in seiner Prognose.