Für die kommerzielle Nutzung Atmosfair produziert erstmals CO2-neutrales Kerosin
Der internationale Flugverkehr belastet das Klima. Jetzt hat die deutsche Klimaschutzorganisation atmosfair im Emsland erstmals CO2-neutrales Kerosin für die kommerzielle Nutzung hergestellt.
Die Klimaschutzorganisation atmosfair hat erstmals CO2-neutrales Kerosin aus Strom, Wasser und CO2 aus der Luft für die kommerzielle Nutzung produziert. Die hergestellten fünf Tonnen des Flugzeugtreibstoffs wurden unter anderem an zwei deutsche Reiseveranstalter geliefert, wie die Klimaschutzorganisation heute mitteilte. Bis zum flächendeckenden Einsatz bei Flugreisen sei es aber noch ein langer Weg.
"Wir können jetzt zeigen, dass das Verfahren für strombasiertes Kerosin funktioniert und beinahe 100 Prozent CO2 einspart", erklärte atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen. Zugleich schränkte er ein, dass die Technologie derzeit noch nicht reif sei und für den nötigen Markthochlauf weitere wichtige Hürden nehmen müsse.
Flugverkehr klimaverträglich machen
Die Anlage im niedersächsischen Werlte wurde von der Klimaschutzorganisation atmosfair und ihrer Betreiberfirma Solarbelt finanziert und gebaut. Sie solle zeigen, wie die industrielle Produktion von strombasiertem synthetischem Kerosin technisch möglich sei und wie dabei ausschließlich erneuerbare Energien und Ressourcen genutzt werden könnten, heißt es in der Mitteilung.
Das Verfahren ist laut atmosfair "der wichtigste Weg, um einen relevanten Anteil des Flugverkehrs klimaverträglich zu machen". Bei der Anlage handle es sich um die erste auf Flugkerosin ausgelegte Anlage, die erfolgreich produziert habe.
Bereits heute können Privatpersonen und Unternehmen direkt auf der atmosfair-Webseite das CO2-neutrale Kerosin für die CO2-Kompensation der eigenen Reise hinzubuchen. Wichtig sei jedoch, dass auch Airlines einen Teil des Risikos für die Technologie übernehmen und die Abnahme größerer Mengen zusichern. Bisher setzen die Fluggesellschaften laut atmosfair vor allem auf alternatives Kerosin aus fetthaltigen Pflanzen und Speiseresten. Das aber sei nicht ausreichend und umweltverträglich verfügbar. Strombasiertes Kerosin indes sei heute noch deutlich teurer.
Weniger fliegen die "wichtigste Klimaschutzmaßnahme"
"Die Airlines müssen sich im eigenen Interesse jetzt selbst engagieren, wenn sie ihr Businessmodell erhalten wollen, und dürfen nicht weiter auf die Politik verweisen", forderte Brockhagen. Zudem müsse die Branche aufhören zu suggerieren, dass klimafreundliches Fliegen in den heutigen Dimensionen machbar sei. Dazu sei auch die Herstellung des Stromkerosins zu energieintensiv. Deshalb könne für die nächsten Jahrzehnte nur ein Bruchteil des heutigen Flugverkehrs abgedeckt werden. Weniger fliegen bleibe daher die "wichtigste Klimaschutzmaßnahme", erklärte atmosfair.
Atmosfair ist eine gemeinnützige Klimaschutzorganisation mit Sitz in Berlin. Sie entstand aus einem Forschungsprojekt des Bundesumweltministeriums und einer Gemeinschaftsinitiative des Reiseveranstalterverbandes forum anders reisen und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch im Jahr 2004.