Allianz-Studie Deutlicher Anstieg der Insolvenzen erwartet
Die Zahl der Firmenpleiten wird 2024 weiter steigen - das hat eine Studie des Kreditversicherers Allianz Trade ergeben. Die meisten Insolvenzen sind wohl im Bau und im Gastgewerbe zu befürchten.
Die Zahl der Pleiten in Deutschland wird dieses Jahr einer Studie zufolge weiter zunehmen - das dritte Mal in Folge. Die Experten von Allianz Trade haben einen Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr errechnet. Das Tochterunternehmen der Allianz versichert Kredite für Unternehmen.
Erst 2025 könnte es laut der Studie zu einer leichten Entspannung kommen. Die Fachleute erwarten dann, dass sich die Zahl der Insolvenzen bei rund 20.000 jährlich einpendelt.
Gastgewerbe und Bau besonders betroffen
Schuld an der wachsenden Zahl von Pleiten sind die schwache Wirtschaft, Unterbrechungen im Handel wegen fehlender Lieferungen und die allgemeine geopolitische Lage. Es fehlen schlicht die Aufträge, weil sich Unternehmen angesichts der Unsicherheiten weltweit zurückhalten.
Besonders betroffen sind in Deutschland das Gastgewerbe und der Bau. In der Gastronomie schätzen Branchenverbände, dass inzwischen jeder achte Betrieb vor dem Aus steht.
Wegen der noch immer hohen Inflation halten sich Verbraucher mit Ausgaben zurück. Wirte berichten von einem Rückgang der Gästezahlen. Dazu sorge die wieder angehobene Umsatzsteuer dafür, dass die Preise zusätzlich erhöht werden mussten, beklagen Branchenverbände. Die Bundesregierung hatte zu Jahresbeginn wie geplant die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent angehoben. Sie war im Zuge der Corona-Hilfen nur vorübergehend gesenkt worden.
"Kosten laufen davon"
Die hohen Zinsen und die gestiegenen Baustoffkosten haben zuletzt die Aufträge im Baugewerbe einbrechen lassen. Investoren halten sich wegen Problemen mit der Finanzierung mit Neubauten zurück. Der Markt für Geschäftsimmobilien liegt angesichts der Wirtschaftslage brach. Der Neubau von Wohnungen ist massiv eingebrochen, weil die künftigen Mieten nach Angaben von Wohnungsbaugesellschaften einfach zu hoch seien.
Am Baumarkt passiere derzeit nichts, sagt Florian Becker, vom Bauherren-Schutzbund in der Sendung Update Wirtschaft auf tagesschau24. "Wir haben insgesamt im Baubereich eine Zunahme von Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr von 30 Prozent", so Becker. Den Bauträgern, die vor Jahren eine Immobilie geplant hätten, liefen aktuell die Kosten für Darlehen und Baustoffe davon.
Kein "Insolvenz-Tsunami"
Im internationalen Vergleich steht Deutschland beim Anstieg der Pleiten allerdings noch vergleichsweise gut da. Global erwarten die Experten die stärkste Beschleunigung in den USA - gefolgt von Spanien und den Niederlanden. Hintergrund ist die Struktur der Volkswirtschaften in diesen Ländern. Ihre führenden Unternehmen reagieren auf Probleme bei der Finanzierung besonders empfindlich - und sie sind abhängiger von Dienstleistungen für andere Firmen.
Insgesamt wird die Zahl der Insolvenzen wohl über dem Niveau während der Corona-Pandemie liegen. Einen "Tsunami" erwarten die Experten jedoch nicht. Die Lage sei nicht vergleichbar mit der Finanzkrise 2008/2009, als die Zahl der Pleiten in allen Industrienationen nach oben geschossen ist.