Statistisches Bundesamt Industrie fährt Produktion weiter runter
Die Produktion der deutschen Unternehmen ist im September zum vierten Mal in Folge gesunken - und deutlicher als erwartet. Einige Volkswirte sprechen von einer erneuten Enttäuschung und rechnen mit einer Rezession.
Die Schwäche der deutschen Industrie setzt sich fort. Die Produktion ging im September zum vierten Mal in Folge zurück und sank verglichen mit dem Vormonat um 1,4 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Der Rückgang ist der größte seit März und deutlich schärfer als erwartet: Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Minus von 0,1 Prozent gerechnet. Im gesamten dritten Quartal stellten Industrie, Bau und Energieversorger zusammen 2,1 Prozent weniger her.
Die Autoindustrie schwächelt
Innerhalb des produzierenden Gewerbes seien überwiegend negative Entwicklungen der Wirtschaftsbereiche zu erkennen, schreiben die Statistiker. Der Rückgang sei zu einem Großteil auf die Entwicklung in der Automobilindustrie zurückzuführen. Weiterhin würden Rückgänge bei der Herstellung von elektrischer Ausrüstung mit minus 4,4 Prozent und in der Pharmaindustrie mit minus 9,2 Prozent das Gesamtergebnis negativ beeinflussen. Den Daten zufolge habe der Produktionszuwachs im Maschinenbau mit plus 4,1 Prozent hingegen einen positiven Einfluss.
Die exportabhängige Industrie allein stellte im September 1,7 Prozent weniger her als im Vormonat. Die Energieerzeugung sank ebenfalls um 1,7 Prozent. Die Bauproduktion blieb zum Vormonat unverändert. Der Baubranche machen steigende Zinskosten zu schaffen, die bei privaten und professionellen Investoren für Zurückhaltung sorgen.
Belebung zum Jahreswechsel?
"Der seit Sommer anhaltende rückläufige Trend setzt sich damit weiter fort", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Zahlen. Stabilere Auftragseingänge und Simmungsindikatoren deuteten aber auf eine Bodenbildung im dritten Quartal und eine Belebung zum Jahreswechsel hin.
Andreas Scheuerle, Ökonom bei der Dekabank, bezeichnet die letzten Konjunkturdaten durchweg als eine Enttäuschung: "Man muss sich schon fragen, wie das Statistische Bundesamt auf eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent im dritten Quartal gekommen ist; unsere Modelle deuten auf einen deutlich stärkeren Rückgang hin." Scheuerle rechnet für das laufende vierte Quartal mit einer zweiten Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts in Folge und damit mit einer technischen Rezession.
Hoffnung auf das neue Jahr
LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch rechnet für das Schlussquartal 2023 ebenfalls wieder mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Nach wie vor belasteten die schwache heimische Gesamtnachfrage sowie die unsichere globale Entwicklung, sagte der Ökonom. Die Hoffnungen richten sich aufs neue Jahr."
Auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer ist pessimistisch: Die zuletzt schwache Auftragslage schlage sich nun in einem Rückgang der Industrieproduktion nieder. "Das sollte sich in den kommenden Monaten fortsetzen, auch in der Bauwirtschaft, wo zuletzt immer mehr Projekte storniert wurden." Hinzu komme die anhaltende Schwäche im Einzelhandel. "Alles in allem dürfte die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal erneut etwas schrumpfen."