Konsum stützt die Konjunktur US-Wirtschaft wächst überraschend schnell
Das Wirtschaftswachstum in den USA hat sich im Sommer deutlich beschleunigt. Dazu trug besonders der private Konsum bei. Die größte Volkswirtschaft der Welt verkraftet die gestiegenen Zinsen erstaunlich gut.
Trotz stark gestiegener Zinsen hat die US-Wirtschaft ihr Wachstum im Sommerquartal mehr als verdoppelt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September aufs Jahr hochgerechnet um 4,9 Prozent zu, wie das US-Handelsministerium heute in einer ersten Schätzung mitteilte.
Das ist die größte Steigerungsrate seit knapp zwei Jahren. Ökonomen hatten mit einem Plus von 4,3 Prozent gerechnet, nachdem es im Frühjahr nur zu einem Wachstum von 2,1 Prozent gereicht hatte. Experten sprachen nach den Daten von einer "bemerkenswert robusten" Konjunktur.
Experten geben noch keine Entwarnung
Die angesichts hoher Zinsen befürchtete Rezession ist damit bislang nicht in Sicht. Die US-Notenbank Federal Reserve hatte in den vergangenen Monaten die Leitzinsen deutlich angehoben und erst im September eine Pause im Kampf gegen die hohe Inflation eingelegt. Entwarnung geben Ökonomen allerdings noch nicht. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", warnte LBBW-Ökonom Dirk Chlench. "Der Gegenwind für die US-Wirtschaft wird immer stärker." So seien die Hypothekenzinsen nach oben geschossen, während der Aktienmarkt schwächele und die Banken ihre Kriterien für die Kreditvergabe verschärften.
Zudem müssten 40 Millionen US-Bürger wieder ihre Studentenschulden begleichen, während der starke Dollar und die schwache Weltkonjunktur die Exportwirtschaft belaste. "All dies zusammengenommen sollte auch den riesigen Wirtschaftstanker USA vom Kurs abbringen", sagte Chlench. Er rechne daher nach wie vor damit, dass die weltgrößte Volkswirtschaft 2024 in eine Rezession abgleiten werde.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte dagegen gerade erst seine Wachstumsprognosen für die weltgrößte Volkswirtschaft. Demnach soll es 2023 insgesamt ein Plus von 2,1 Prozent geben, das im kommenden Jahr auf 1,5 Prozent nachlassen soll. US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das aktuelle Tempo ein Jahr lang anhält.
US-Wirtschaft profitiert weiter von starken Konsum
Zum guten Abschneiden im abgelaufenen Quartal trugen die Verbraucherinnen und Verbraucher bei, die ihren Konsum um 4,0 Prozent steigerten - nach lediglich 0,8 Prozent im vorangegangenen Vierteljahr. Die privaten Konsumausgaben, die mehr als zwei Drittel zur Wirtschaftsleistung beitragen, werden vom robusten Arbeitsmarkt und steigenden Löhnen angeschoben. Letztere wuchsen zuletzt schneller als die Verbraucherpreise, wodurch die Kaufkraft zulegte.
Außerdem werde der private Konsum "noch von Sondereffekten befördert", erklärte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Die kommerziell höchst erfolgreichen Tourneen der Popstars Taylor Swift und Beyoncé mit Millionen Besuchern sowie die Kino-Kassenschlager "Barbie" und "Oppenheimer" hätten der Wirtschaft kräftigen Auftrieb gegeben.
"Man könnte auch sagen: Taylor Swift rockte das Wachstum im dritten Quartal", sagte Gitzel. Die Blockbuster-Filme und die Tourneen der Megastars hätten etwa 8,5 Milliarden Dollar zum Wachstum beigesteuert. "Der private Konsum hat sich mal wieder als Stabilitätsanker der US-Wirtschaft erwiesen", sagte auch Analyst Bernd Krampen von der NordLB.