Statistikamt zum dritten Quartal Deutsche Wirtschaft leicht geschrumpft
Besonders die Zurückhaltung beim Konsum belastete die deutsche Wirtschaft im Sommerquartal. Das Bruttoinlandsprodukt verringerte sich laut Statistischem Bundesamt von Juli bis September um 0,1 Prozent. Die Ökonomen hoffen auf 2024.
Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich von Juli bis September preis-, saison- und kalenderbereinigt zum Vorquartal um 0,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt heute in einer Schnellschätzung mit. Allerdings fallen die Daten besser aus als gedacht: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten sogar ein Minus von 0,3 Prozent erwartet. Im Frühjahr war die Wirtschaftsleistung nach revidierten Zahlen noch geringfügig gewachsen (plus 0,1 Prozent), zu Jahresanfang stagnierte sie.
Im Sommer nahmen insbesondere die privaten Konsumausgaben ab, wie die Statistiker mitteilten. Auch gestiegene Zinsen drücken die Nachfrage, etwa nach Bauleistungen. Zugleich bekommt die deutsche Exportwirtschaft die Schwäche der Weltwirtschaft zu spüren. Positive Impulse seien dagegen von den Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen zum Beispiel in Fahrzeuge gekommen. Mit Ausrüstungsinvestitionen sind mobile Investitionsgüter gemeint wie Maschinen und Geräte.
Hohe Inflation belastet
Vor allem die hohe Inflation belastet Verbraucherinnen und Verbraucher, denn sie können sich für ihr Geld weniger leisten. Viele Menschen schränken ihre Konsumausgaben ein. Die Inflationsrate war im September zwar auf 4,5 Prozent gesunken nach 6,1 Prozent im August. Nahrungsmittel verteuerten sich aber erneut überdurchschnittlich stark.
"Trotz des Rückgangs der Inflation erwarten wir, dass der private Verbrauch nur allmählich aus seiner Flaute herauskommt, da das Verbrauchervertrauen nach wie vor gedämpft ist", analysierten Volkswirte der Deutschen Bank.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt an, wie gut oder schlecht sich die Wirtschaft eines Landes entwickelt. Eingerechnet wird alles, was in einem bestimmten Zeitraum hergestellt wird. Zudem fließen der Wert von Dienstleistungen ein und die Ausgaben von Verbrauchern sowie Investitionen von Unternehmen - beispielsweise in Maschinen. Berücksichtigt werden alle Wirtschaftsbereiche. Größter Posten ist der private Konsum. Weiterer Bestandteil ist der sogenannte Außenbeitrag - also die Differenz dessen, was Unternehmen ins Ausland verkaufen (Exporte) und von dort einkaufen (Importe).
"Das Minus ist kein Ausreißer"
"Deutschlands Wirtschaft tritt mehr oder weniger auf der Stelle", meint Jens-Oliver Niklasch, Ökonom bei der LBBW. "Auch im Schlussquartal 2023 dürfte die Bilanz ähnlich ausfallen. Erst für die Zeit danach kann man etwas zuversichtlicher werden. Insgesamt überwiegen derzeit für die Konjunktur die Abwärtsrisiken", unterstreicht Niklasch. Erst im Verlauf des kommenden Jahres werde auch vor dem Hintergrund der sinkenden Inflation wieder mehr Wachstum möglich sein, meint auch Ralf Umlauf, Experte bei der Helaba.
"Das Minus im dritten Quartal ist kein Ausreißer", kommentiert Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Die deutsche Wirtschaft dürfte im Winterhalbjahr erneut schrumpfen, weil sie unter den massiven Zinserhöhungen der EZB und fast aller westlichen Zentralbanken leidet. Der Konsum dürfte sich, anders als von den Optimisten erhofft, kaum erholen, so der Experte. "Alles in allem erwarten wir für das kommende Jahr anders als die meisten Volkswirte erneut einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, und zwar um 0,3 Prozent."
Konjunkturprognosen gesenkt
Führende Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten derzeit, dass das Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr 2023 um 0,6 Prozent schrumpft. Im Frühjahr waren die Institute noch von einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent ausgegangen. Im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaft dann um 1,3 Prozent wachsen. Die Bundesregierung erwartet für 2023 inzwischen einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent. Für 2024 wird ebenfalls ein Wachstum um 1,3 Prozent prognostiziert.