Ifo senkt Konjunkturprognose Deutschland kommt nur langsam aus Rezession
Nicht nur beim Fußball läuft es derzeit nicht rund, heißt es vom ifo-Institut. In ihrer Sommerprognose senken die Forscher den Ausblick für die deutsche Wirtschaft. Gerade der Rückgang des privaten Konsums belastet.
Noch im Frühjahr sah der Blick des Münchner ifo-Instituts auf die deutsche Wirtschaft für 2023 optimistischer aus. In ihrer Sommerprognose haben die Forscherinnen und Forscher ihre Konjunkturprognosse vom Frühjahr dagegen nach unten revidiert. Die deutsche Wirtschaft wird demnach dieses Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen und nicht um minus 0,1 Prozent wie noch im Frühjahr vorausgesagt.
Und auch auf das kommende Jahr wird nun pessimistischer geschaut. Für 2024 wurde die Wachstumsprognose von 1,7 auf 1,5 Prozent zurückgestutzt. "Es läuft derzeit nicht nur im deutschen Fußball nicht rund", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser mit Blick auf die Niederlagenserie der Nationalmannschaft um Bundestrainer Hansi Flick. "Auch was die deutsche Wirtschaft betrifft, gibt es einiges an Problemen."
Verbraucher schränken Konsum ein
Die größte Bremse im laufenden Jahr dürfte der private Konsum sein. Wegen der hohen Inflation, die für viele Verbraucher teils deutliche Kaufkraftverluste bedeutet, dürfte er um 1,7 Prozent zurückgehen. "Erst 2024 wird er wieder zunehmen, um 2,2 Prozent", sagte Wollmershäuser.
Und er ergänzt: "Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich nur ganz langsam aus der Rezession heraus." In diese ist Europas größte Volkswirtschaft anders als ihre wichtigsten Handelspartner im Winterhalbjahr gerutscht, in dem das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge schrumpfte. "Wir sind ganz klar das Schlusslicht", zog der Ökonom eine weitere Parallele zum Fußball.
Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) schätzt Lage und Aussichten dagegen sogar noch etwas pessimistischer ein. Demnach soll die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen und 2024 nur um 1,2 Prozent wachsen, wie das Institut mitteilte.
Preisdruck nimmt 2024 ab
Wegen der starken Teuerung hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins achtmal in Folge auf aktuell vier Prozent heraufgesetzt. Dadurch dürften die Bauinvestitionen in diesem Jahr um 2,2 Prozent sinken, 2024 sogar um 3,2 Prozent. "Der Anstieg der Baupreise geht nur langsam zurück und die Kreditzinsen werden hoch bleiben, so dass sich die Nachfrage nach Bauleistungen weiter verringern wird", so das ifo-Institut. Das Verarbeitende Gewerbe dürfte dank der hohen Auftragsbestände seine Produktion weiter moderat ausweiten. Mit dem allmählichen Auslaufen der Lieferengpässe dürfte es dann deutlich kräftiger expandieren.
Dabei dürfte die Inflation den Münchner Forschern zufolge weiter abnehmen. Die Inflationsrate werde von 6,9 Prozent im Jahr 2022 auf 5,8 Prozent in diesem Jahr sinken. Im nächsten Jahr 2024 dürfte sich der Preisanstieg dann allmählich wieder normalisieren und auf 2,1 Prozent zurückgehen.
Robuster Arbeitsmarkt
Robust zeigt sich der Vorhersage zufolge der Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen werde zwar in diesem Jahr um etwa 130.000 auf 2,55 Millionen steigen, 2024 dann aber wieder auf 2,45 Millionen sinken. Gleichzeitig dürfte die Zahl der Erwerbstätigen kräftig zulegen und im kommenden Jahr mit 46,07 Millionen ein Rekordniveau erreichen.
Sinken soll die Neuverschuldung des Staates. Lag sie im vergangenen Jahr noch bei 106 Milliarden Euro, werden für 2023 noch 69 und für 2024 dann 27 Milliarden Euro an Defizit erwartet. Fast verdoppelt dürfte sich dagegen der deutsche Leistungsbilanzüberschuss mit dem Ausland - von 145 Milliarden Euro im vergangenen auf 269 Milliarden im kommenden Jahr. Das entspreche dann 6,3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der von der EU empfohlene Schwellenwert von 6,0 Prozent würde damit übertroffen.