Unternehmensaussichten aufgehellt ifo-Geschäftsklima steigt überraschend
Nach fünf Rückgängen ist der ifo-Geschäftsklimaindex für den Monat Oktober nun wieder gestiegen. Die deutschen Unternehmen schätzen die Aussichten wieder besser ein. Die Lage in vielen Branchen bleibt aber angespannt.
Die Hoffnung auf Besserung in der deutschen Wirtschaft ist gestiegen. Das zeigt der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex. Er ist im laufenden Monat nach einer langen Durststrecke wieder gestiegen.
Volkswirte zeigten sich in ersten Stellungnahmen positiv überrascht von den Geschäftserwartungen in den deutschen Unternehmen. Für den Geschäftsklimaindex antworten monatlich rund 9.000 Unternehmen auf Fragen des Münchner ifo-Instituts. Sie werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate anzugeben.
"Silberstreif am Horizont"
Danach hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Oktober verbessert. Der Geschäftsklimaindex stieg von 85,8 Punkten im September auf 86,9 Punkte im Oktober. Die Experten hatten nur einen leichten Anstieg auf 86,0 Zähler erwartet. "Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont", so ifo-Präsident Clemens Fuest dazu. Laut Umfrage des ifo zeigten sich die Unternehmen etwas zufriedener mit den laufenden Geschäften. Die Manager waren zudem weniger pessimistisch für die kommenden Monate.
Für einzelne Wirtschaftssektoren fallen die Einschätzungen der Führungskräfte in den Unternehmen allerdings unterschiedlich aus. So sind im Verarbeitenden Gewerbe etwa die Erwartungen im Oktober zwar gestiegen. Die aktuelle Lage wird aber schlechter bewertet. Laut ifo-Institut wird die Auftragslage in der Industrie weiterhin als schwierig eingeschätzt.
Dienstleister optimistischer, am Bau bleibt es schwierig
Deutlich verbessert hat sich nach den Umfrageergebnissen das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor, wo auch die laufenden Geschäfte für Zufriedenheit bei den Unternehmen sorgen.
Im Handel korrigierten die Firmen ihre Einschätzungen zur aktuellen Lage nach unten. Die Händler blickten zudem pessimistischer auf die kommenden Monate - vor allem im Großhandel.
Auch im Bauhauptgewerbe beurteilten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage leicht schlechter. Der Ausblick auf die kommenden Monate verbesserte sich leicht - bleibe aber pessimistisch, so das ifo.
Experten verhalten optimistisch
In ersten Stellungnahmen zum aktuellen ifo-Index bleiben die Experten verhalten optimistisch. "Alles hat ein Ende, auch die Stagnation", meint etwa Andreas Scheuerle, Chefvolkswirt der Deka Bank. Die Unternehmen setzten auf eine bessere Zukunft "wenn die Kaufkraft der Konsumenten zurückkehrt und die geldpolitischen Bremseffekte an Kraft verlieren".
Laut Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, ist "das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer derzeit weder Fisch noch Fleisch". Das passe derzeit auch gut zur wirtschaftlichen Entwicklung, "die deutsche Wirtschaft befindet sich seit rund zwei Jahren zwischen magerem Wachstum und Rezession".
Technische Rezession möglich
Die deutsche Wirtschaft kommt auch im zweiten Halbjahr 2023 nach Experteneinschätzungen nicht über eine Stagnation hinaus. Die Bundesbank und viele Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im abgelaufenen Sommer-Quartal gesunken ist. Damit droht Deutschland erneut in eine technische Rezession zu rutschen. Dabei schrumpft die Wirtschaft in zwei aufeinander folgenden Quartalen im Vergleich zum Vorjahr. Mit spürbarem Wachstum rechnen die meisten Experten erst für das kommende Jahr.